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Gesine Lötzsch
DIE LINKE
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Frage von Norbert S. •

Soziale Gerechtigkeit Die Linke will eine ausbeutungsfreie Gesellschaft, welche sie demokrat. Sozialismus nennt. Haben sie eine Begriffsdefinition von Ausbeutung und von deren Größen für Deutschl.?

Es gibt bisher von Seiten der Linken keine Begriffsdefinition von Ausbeutung und auch keine Aufstellung wie viel Ausbeutung es gibt.
Wie will die Linke zur einer ausbeutungsfreien Gesellschaft bzw. politischen Mehrheiten dafür kommen, wenn sie den Menschen nicht erklären kann, was sie davon haben bzw. was es konkret für Deutschland bedeutet?
Wie viel Geld geht den Menschen verloren, welche Arbeits- und Lebenszeit müssen die Menschen dafür aufwenden? Wie hoch ist der Resourcenverbrauch dafür?
Wieso kommt in Wahlprogrammen von Kommunal-, Landtags- und Bundestagswahlen die Begriffe Ausbeutung und Umverteilung nicht vor, obwohl dies ja in jedem Dorf, in jeder Stadt, in jeden Landkreis und in jeden Bundesland tagtäglich stattfindet?

Wie ist ihre Einschätzung dazu?
Für mich sind z.B. „leistungslose Einkommen“ Ausbeutung, weil der erzielte Gewinn/Reichtumszuwachs ohne persönliches Risiko bzw. eigene Arbeit entsteht.
Monopolgewinne/Ausbeutung z.B. d. Immobilien- und Bodenspekulation u.v.a

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Antwort von
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Sehr geehrter Herr S.,

vielen Dank für Ihre Frage. Ich habe die Gelegenheit genutzt und noch einmal in unserem Parteiprogramm nachgelesen. Allein der Begriff "Ausbeutung" wird dort in verschiedenen Zusammenhängen 18 Mal genannt.

Ich nutze die Definition von Karl Marx, wenn ich über Ausbeutung schreibe und spreche.  Im ersten Band seines Hauptwerks Das Kapital legt Marx dar, dass im Kapitalismus der Lohnarbeiter einen Lohn bekommt, und zwar einen Lohn der dem Gegenwert (dem Preis) der Arbeitskraft des Arbeiters entspricht. Dieser Gegenwert ist gleich den Produktions- bzw. Reproduktionskosten der Arbeitskraft. „Ausbeutung“ bedeutet nach Marx, dass im Kapitalismus der Arbeiterinnen und Arbeiter gezwungen wird, Mehrarbeit zu leisten, ohne dass er selbst von dieser Mehrarbeit profitieren. Die von Arbeiterinnen und  Arbeitern im Kapitalismus geleistete Mehrarbeit dient vielmehr ausschließlich der Produktion von Mehrwert, der entweder von den Kapitalisten als deren Einkommen vereinnahmt wird, oder der reinvestiert (akkumuliert) wird. 

DIE LINKE fordert immer wieder, dass die Gewinne der Unternehmen gerecht besteuert werden müssen. Diese Forderung finden Sie auch in jedem Bundestagswahlprogramm unserer Partei. Sogar Extragewinne, die Konzerne in der Corona-Krise und der Energie-Krise gemacht haben, werden von der Bundesregierung nicht besteuert. Das wollen wir ändern. 

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