Die neoklassische Wirtschaftstheorie gilt als widerlegt. Warum verschließt Ihre Partei diesbezüglich die Augen? Ist die CDU nicht lernfähig?
In der Geschichte der Wirtschaft wurde noch nie eine Krise mit der Neoklassik überwunden.Neoklassische Rezepte (Lohnsenkung, Sparpolitik, Nichtstun) verlängern in tiefen Krisen den Schmerz.Die erfolgreichen Anti-Krisen-Strategien kamen aus keynesianischen, institutionalistischen oder pragmatischen Ansätzen - Grosse Depression 1930; Empirische Retrospektiven zeigen, dass neoklassische Ansätze versagten, Finanzkrise 2008; Krise der Ideologie selbstregulierender Märkte.
Auch Steuersenkungen für Reiche (trickle down) ist Wissenschaftlich widerlegt. Eine Studie der London School of Economics kommt zum klaren Ergebnis: In den letzten 50 Jahren haben Steuersenkungen auf Vermögen und Spitzeneinkommen lediglich einer Gruppe geholfen – den Reichen selbst. In Deutschland investieren die Unternehmen seit 20 Jahren wenig, was dem KfW Mittelstandsberichten entnommen werden kann. Betreiben sie keinerlei Analyse vergangener Geschehnisse? Oder setzen sich nicht selbst mit der Materie auseinander?

Sehr geehrte Frau M.,
vielen Dank für Ihre Nachricht. Die CDU verschließt nicht die Augen vor unterschiedlichen ökonomischen Ansätzen, sondern ist eine pragmatische Volkspartei, die Wirtschaftspolitik an der Realität und an der Verantwortung für Arbeitsplätze, Wachstum und soziale Stabilität ausrichtet. Rein theoretische Schulen – ob neoklassisch, keynesianisch oder andere – bieten jeweils wertvolle Erkenntnisse, greifen aber in der Praxis oft zu kurz, wenn sie dogmatisch angewandt werden.
Wir verfolgen deshalb einen Ansatz, der sich an den Herausforderungen unserer Zeit orientiert: soliden Staatsfinanzen, Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen, fairer Besteuerung, Investitionen in Zukunftstechnologien und sozialer Absicherung.
Mit freundlichen Grüßen
Fabian Gramling MdB