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Daniel Köbler
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Frage von Roland M. •

Frage an Daniel Köbler von Roland M. bezüglich Recht

Sehr geehrter Herr Köbler,

mit einer Mischung aus Ärger und Wut habe ich zur Kenntnis genommen, dass das Auswärtige Amt eine schon erfolgte Umstellung auf freie Software wieder rückgängig machen will [0]. Die Re-Migration kostet den Steuerzahler rund 50 Millionen Euro. Laut einem eigentlich nicht für Augen der Öffentlichkeit bestimmten Gutachten von McKinsey –wohl einem zweiten, nachdem das ersten zum selben Ergebnis gekommen war– wird festgestellt, dass es keine technischen Gründe dafür gibt. Im Gegenteil: „Während ursprünglich die mit dem Einsatz von Open Source verbundenen geringeren Kosten [die natürlich weiterhin niedrig bleiben, R.M.] das primäre Argument waren, ist inzwischen die damit einhergehende erhöhte Sicherheit ausschlaggebend.“ ([1]: 187) Ein Problem sei allerdings die Nutzerakzeptanz gewesen.
Mich würde nun interessieren, wie sie insbesondere auch im Allgemeinen zu diesem Thema stehen. Durch den breiten Einsatz von freier Software könnten jedes Jahr mehrere Millionen Euro (Steuergelder) gespart werden und das erwiesenermaßen ohne „technische Nachteile“, es könnte die heimische Wirtschaft gefördert werden und es könnte nicht zuletzt ein Zeichen gesetzt, dass einer an Mitsprache und Beteiligung interessierten Bürgerschaft den Rücken stärkt, weil „öffentlich“ entwickelte Programme und Protokolle unterstützt werden.
Daher meine knappe Frage an Sie: Sollte (in der öffentlichen Verwaltung) mehr auf freie Software gesetzt werden?
Über eine Antwort würde sicher nicht nur ich mich sehr freuen!

Mit freundlichen Grüßen,
Roland Mayer

[0] http://mail.fsfeurope.org/pipermail/press-release-de/2011q1/000182.html
[1] http://www.netzpolitik.org/wp-upload/AAmt-1-Organisationsuntersuchung.pdf

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Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Sehr geehrter Herr Meyer,

Die Rückkehr des Auswärtigen Amtes zu lizenzpflichtigen Produkten von Microsoft kann ich nicht nachvollziehen. 2002 wechselte das Ministerium unter der Leitung von Joschka Fischer von Windows zu Linux und macht damit bis heute sehr gute Erfahrungen. Warum Minister Westerwelle jetzt wieder Abstand von freier Software und offenen Standards nimmt, erschließt sich mir nicht.

In Rheinland-Pfalz wollen wir bei öffentlichen Beschaffungsmaßnahmen in Zukunft generell prüfen, offene und freie Software statt lizenzpfichtiger Produkte anzuschaffen, wenn beide die gleiche Qualität und Eignung aufweisen. Dies ist gerade auch im schulischen Bereich wichtig, da hier bereits Kinder und Jugendliche auf bestimmte Software geprägt werden. Durch den Einsatz von offener und freier Software lassen sich nicht nur Kosten einsparen, sondern in vielen Fällen ist diese Software ihren geschützten Konkurrenten weit voraus. Im Internetbereich arbeiten viele Firmen mit Open-Source-Software. Gerade Open Business-Modelle bieten zukunftssichere Arbeitsplätze und schaffen Innovation. Hier gilt es, an Hochschulen und in öffentlichen Institutionen solche Modelle durch Ausbildung von qualifiziertem Personal zu unterstützen.

Mit freundlichen Grüßen
Daniel Köbler

P.S. Auch möchte ich mich bei Ihnen für das korrekte Zitieren in Fußnoten bedanken. Das ist heute ja leider nicht mehr selbstverständlich. ;-)

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