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Clemens Rostock
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Frage von Randy M. •

Frage an Clemens Rostock von Randy M. bezüglich Verteidigung

Meine Frage ist ganz einfach, was halten Sie von der Wehrpflicht Herr Rostock.

Meinen Sie nicht auch sie ist in der heutigen Welt unangebracht und man sollte andere Modelle der Verteidigung in Betracht ziehen?

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Sehr geehrter Herr Millatz,

JA, ich meine auch, dass die Wehrpflicht nicht mehr angebracht ist.

Die Wehrpflicht hat ausgedient. Die außenpolitische Lage rechtfertigt schon lange keinen Zwangsdienst mehr, der dazu auch noch einen massiven Eingriff in die Persönlichkeitsrechte eines Einzelnen bedeutet. Die Welt, und vor allem auch Europa, hat sich verändert und wir brauchen keine große und dazu noch teure Armee mehr. Der neue Haupauftrag der Bundeswehr ist die internationale Friedenssicherung im Auftrag der Vereinten Nationen. Die Landesverteidigung ist nicht mehr nötig da wir von Freunden umgeben sind, die mit uns den Weg der europäischen Einigung gehen (mal von der Schweiz abgesehen).

Eins muss aber auch ganz deutlich gesagt werden: Besser als Friedenssicherung nach Konflikten ist die Konfliktprävention! Hunger, Armut, HIV/AIDS, Ressourcenknappheit und Klimawandel müssen als potentielle Konfliktursachen lokal und global mehr Beachtung finden. Da könnte ich jetzt noch weiter gehen, das würde aber den Rahmen sprengen.

Um zurück auf Ihre Frage zu kommen: Ich will die Umwandlung in eine kleinere und felxiblere Freiwilligenarmee verbunden mit einer Abrüstung. Wehrpflicht und Rüstung binden Geld, das dringend für mehr Entwicklung gebraucht wird. Ich will eine internationale Ächtung von Landminen, Streubomben und radioaktiver Munition. Und ich will, dass die in Deutschland stationierten Atomwaffen abgezogen und unschädlich gemacht werden.

Ich möchte auch kurz auf den Zivildienst eingehen, der ja davon auch betroffen ist. Durch den Wegfall des Zivildienstes könnten zehntausende Arbeitsplätze im ökologischen und sozialen Bereich entstehen, denn arbeitsplatzneutral ist dieser längst nicht mehr. Stattdessen sollten die geschlechtsunabhängigen Freiwilligendienste, wie FSJ und FÖJ, gestärkt und ein besonderer Schwerpunkt bei den Auslandsdiensten gesetzt werden. Ich perönliche habe solch einen freiwilligen sozialen Dienst in England geleistet und bin überzeugt, dass diese Art von Diensten einen jungen Menschen weiter bringt als der Umgang mit Waffen.

Zum Schluss möchte ich noch auf ein häufiges gebrachtes Argument der Wehrpflichtbefürworter eingehen: "Die Wehrpflicht sorgt für den `Bürger in Uniform´, das heißt die Armee spiegelt die Gesellschaft wieder."
Dies wäre ein Argument, welches ich akzeptieren würde, wenn es denn so wäre. Aber
1. Spiegelt die Armee höchstens einen Querschnitt der männlichen Hälfte der Bevölkerung dar.
2. Eine Armee in der jetzt schon knapp 90% Freiwillige und Berufssoldaten sind, ist nur eine Pseudowehrpflichtarmee.

mit friedlichen Grüßen
Clemens Rostock

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