Warum lassen Sie Verbraucher nicht selbst entscheiden?
Sehr geehrter Herr Frauenpreiß,
auch wenn durch neue Gentechniken Pflanzen keine fremde DNA hinzugefügt werden, ist und bleibt es eine unnatürliche Veränderung. Als Verbraucher entscheide ich selbst, welche Produkte ich kaufe. Um diese Entscheidung bestmöglich treffen zu können ist Transparenz und damit die Kennzeichnung notwendig. Mit freundlichen Grüßen

Sehr geehrte Frau A.,
vielen Dank für Ihre Anfrage, die Sie mir über abgeordnetenwatch.de übersendet haben.
Zu Ihrer Frage „auch wenn durch neue Gentechniken Pflanzen keine fremde DNA hinzugefügt werden, ist und bleibt es eine unnatürliche Veränderung. Als Verbraucher entscheide ich selbst, welche Produkte ich kaufe. Um diese Entscheidung bestmöglich treffen zu können ist Transparenz und damit die Kennzeichnung notwendig. „
Wir als Union setzen uns natürlich dafür ein, dass Verbraucher eine für sich verantwortungsvolle und bestmögliche Entscheidung treffen können, wenn sie sich Waren einkaufen.
Trotzdem sind wir gegen eine Kennzeichnung für Lebensmittel, die mit NGTs gezüchtet wurden, bzw. aus eben solchen hergestellt wurden.
Zum einen lassen sich die Produkte – soweit sie ohne das dauerhafte Einbringen fremden Genmaterials auskommen und sich auf das Hervorrufen von punktuellen Mutationen beschränken – nicht von Produkten herkömmlicher Züchtungen unterscheiden. Solche punktuellen Änderungen im Erbgut können auch durch natürliche Prozesse wie Variationen der genetischen Informationen während der Zellteilung und externen Faktoren wie natürlicher Strahlung entstehen. Es wird geschätzt, dass in einer einzigen Weizenpflanze ungefähr 238 spontane genetische Veränderungen in jeder Generation auftreten. Somit sind alle Pflanzen auf einem Feld genetisch unterschiedlich – allein durch natürliche Punktmutationen.
Zum anderen bestätigen führende Wissenschaftsorganisationen, dass genomeditierte Pflanzen kein grundsätzlich höheres Risiko für Umwelt und Verbraucher bergen als konventionell gezüchtete Pflanzen.
Die Technik der „Genschere“ beschleunigt ein Verfahren, dass in der Landwirtschaft im Prinzip seit Jahrhunderten ausgeübt wird. Was früher durch Zufall oder langwierigem „trial and error“ der Züchter an Pflanzenvariationen entstand, kann nun – ohne Einbringung von fremdem Genmaterial – gezielt gezüchtet werden.
Als letzten Punkt: Wir haben uns auf die Fahnen geschrieben, dass wir Bürokratie abbauen wollen, eine zusätzliche Kennzeichnungspflicht würde dem zuwiderlaufen und es besteht – wie oben geschildert – auch kein Grund für Warnhinweise. Ein solcher wäre sicherlich notwendig, wenn ein Risiko bestünde, aber das ist eben gerade nicht der Fall.
Wir halten die neuen genomischen Techniken für eine bahnbrechende Errungenschaft der Biotechnologie, der wir keine Erschwernisse bei Erforschung und Nutzung in den Weg legen wollen.
Ich hoffe, ich konnte Ihnen mit meiner Antwort dienlich sein und verbleibe mit freundlichen Grüßen
Christoph Frauenpreiß, MdB