Halten Sie die Abschaffung der Familienreservierung der DB für vereinbar mit den Klimazielen und werden Sie sich für eine kostenfreie oder stark vergünstigte Sitzplatzreservierung für Kindereinsetzen?
Die Deutsche Bahn hat zum 15. Juni 2025 die Familienreservierung (10,40 € für bis zu 5 Personen) abgeschafft. Künftig zahlt jede Person, auch Kinder unter 14 Jahren, 5,50 € (2. Klasse) pro Sitzplatz.
Für unsere Familie (2 Erwachsene + 3 Kinder) steigen die Reservierungskosten für eine Hin- und Rückfahrt von 20,80 € auf 55,00 € (+34,20 €). Um das zu vermeiden, würden wir nur noch 3 Plätze buchen und 2 Kinder ohne Reservierung reisen lassen.
Dieses Verhalten dürfte sich bei vielen Familien einstellen, was folgende Effekte hat:
Komfortverlust und erhöhtes Gedränge in den Zügen, da weniger Plätze fest vergeben werden und Fahrgäste stärker um freie Plätze konkurrieren.
Auslastungseffekt: Die erwarteten Zusatzeinnahmen der Bahn werden nicht erreicht, weil Familien und Gruppen weniger Plätze reservieren oder ganz darauf verzichten.
Kundenabwanderung: Familien werden auf andere Verkehrsmittel umsteigen, was nicht zur Einhaltung der Klimaziele beiträgt.

Sehr geehrter Herr S.,
haben Sie vielen Dank für Ihre auf diesem Weg über das Portal abgeordnetenwatch.de gestellte Frage und Ihr Interesse an meiner politischen Arbeit. Gerne will ich Ihnen im Folgenden eine Antwort zukommen lassen.
Ich habe die Ankündigung der Deutschen Bahn (DB) zur Abschaffung der Familienreservierung sowie die Verteuerung der regulären Sitzplatzreservierungen mit großer Verwunderung zur Kenntnis genommen. Gerade in der aktuellen Situation der Deutschen Bahn AG ist diese Entscheidung aus meiner Sicht das denkbar falsche Signal.
Selbstverständlich ist mir bewusst, dass dies eine unternehmerische Entscheidung der DB ist. Genauso unterstütze ich ausdrücklich, dass man verschiedene Maßnahmen zur Bewältigung der angespannten wirtschaftlichen Lage treffen muss. Gleichwohl stellt sich für mich die Frage, ob die erwarteten Mehreinnahmen durch die Streichung der Familienreservierung tatsächlich in einem angemessenen Verhältnis stehen – insbesondere im Lichte des Gesamtdefizits von rund 1,8 Milliarden Euro im Jahr 2024. Zudem betrifft die bisherige Regelung zur Familienreservierung meines Wissens lediglich fünf Prozent der Reisenden. Umso mehr frage ich mich, ob dieser finanzielle Nutzen den öffentlichen Ärger und den Reputationsschaden aufwiegt. Vielmehr befürchte ich, dass diese Entscheidung Familien künftig vom Bahnfahren abhalten wird – dabei sollte das Gegenteil der Fall sein.
Ich bin der Meinung, dass eine familienfreundliche Bahnpolitik unverzichtbar ist, wenn der Umstieg auf die Schiene weiterhin attraktiv gestaltet werden soll. Ich werde mich daher mit den mir zur Verfügung stehenden Mitteln dafür einsetzen, dass die Streichung der Familienreservierung nochmals überdacht und zurückgenommen wird.
Herzliche Grüße
Björn Simon