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Birgit Sippel
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Frage von Melanie S. •

Frage an Birgit Sippel von Melanie S. bezüglich Familie

Sehr geehrte Frau Sippel, vorgestern hat ihr Parteikollege Herr Steinbach sich in einer öffentlichen Talkrunde zur Situation von Familien in der Corona Krise geäußert. Er verglich die Situation mit Sommerferien, und einem intensiven Kennenlernen der eigenen Kinder, empfindet die Situation nicht als Ausnahmesituation, sondern durchaus handhabbar. Mich als soloselbstständige (Kreativbranche) Mutter einer 10-jährigen Tochter, die 2 Monate nicht zur Schule konnte, nicht auf Spielplätze durfte, keine Freunde treffen durfte, keinen Vereinssport ausüben durfte, und mit mir als Mutter (die nebenbei noch bestehende Aufträge abarbeiten musste, selbst vor finanziellen Sorgen und einer großen künftigen wirtschaftlichen Herausforderung steht) ihre Schulaufgaben lösen musste, würde folgendes interessieren: spricht Herr Steinbach aus seiner persönlichen Erfahrung als über 50-jähriger Mann oder aus Sicht der Brandenburger SPD? Vertritt die SPD in Brandenburg die Meinung, dass wir Eltern neben Beruf und Haushalt ohne Probleme "Home-Schooling" leisten können? Vertritt die Brandenburger SPD die Meinung, dass Kinder keinen Schaden nehmen, wenn sie über Monate nicht wirklich beschult werden, keine richtigen und wichtigen sozialen Kontakte, keinen sportlichen Aktivitäten nachgehen dürfen, ihre Großeltern nicht sehen dürfen? Vertritt die Brandenburger SPD die Meinung, dass Familien und Kinder keinen relevanten Stellenwert in Brandenburg besitzen, der in seiner Vielfalt (soziale und psychische Gesundheit von Kindern, Vereinbarkeit von Familie und Beruf - denn auch berufstätige Eltern tragen etwas zu Steuereinnahmen bei! - Bildung und Ausbildung von Kindern) unterstützt werden sollte?

Ich persönlich würde mich über eine Stellungnahme freuen.
Mit freundlichen Grüßen, Melanie Sotiris

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Antwort von
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Sehr geehrte Frau Sotiris,

vielen Dank für Ihre Nachricht. Als Mitglied der NRW SPD und Europaabgeordnete kann ich natürlich nicht für die SPD Brandenburg oder Brandenburgs Wirtschaftsminister Jörg Steinbach sprechen. Ich kann Ihnen jedoch versichern, dass in der SPD und auch bei mir persönlich ein hohes Maß an Bewusstsein für die Herausforderungen besteht, mit denen sich gerade berufstätige Eltern, und in vielen Fällen insbesondere Mütter und alle Alleinerziehenden, derzeit täglich konfrontiert sehen. Sie haben meinen vollen Respekt für den schon in Nicht-Krisen-Zeiten nicht einfachen Spagat zwischen familiären und beruflichen Verpflichtungen, jetzt allzu oft verschärft durch finanzielle Nöte und die Sorge um den Bildungserfolg der Kinder.

Sie weisen zurecht auf die enormen Belastungen nicht nur für Eltern, sondern auch für die Kinder selbst hin - die dann wiederum von den Eltern aufgefangen werden müssen. Wir müssen alles dafür tun, Eltern in dieser schwierigen Zeit zumindest durch eine wirtschaftliche Absicherung ein wenig Halt und Entlastung zu geben. Deswegen unterstütze ich auch die Forderung von SPD-Bundesarbeitsminister Hubertus Heil, SPD-Familienministerin Franziska Giffey und SPD-Parteivorsitzender Saskia Esken nach einer Anschlussregelung für die auslaufende Lohnfortzahlung für Eltern, die ihre Kinder aufgrund der Krise weiterhin zu Hause betreuen müssen.

Solange es keinen Impfstoff gibt, wird jedoch etwa der digitale Unterricht zu Hause den Präsenzunterricht noch länger ergänzen müssen. Dabei ist es uns als SPD wichtig, dass nicht der Geldbeutel der Eltern darüber entscheidet, ob ein Kind per Tablet oder Laptop zu Hause unterrichtet werden kann. Deswegen unterstützt der Bund jetzt auf SPD-Initiative hin ein mit 500 Millionen dotiertes Sofortausstattungsprogramm für Schulen, damit diejenigen Schülerinnen und Schülern, die bisher kein digitales Endgerät haben, ein solches leihweise zur Verfügung gestellt bekommen können. Uns ist dabei bewusst, dass das beste Tablet nur hilft, wenn es auch einen Internetanschluss gibt. Die Bundes-SPD arbeitet hier an einer Lösung mit den Mobilfunkanbietern, die hoffentlich zeitnah zu konkreten Ergebnissen führt.

Diese Krise verlangt uns allen viel ab - insbesondere jenen, die täglich wie Sie als berufstätige Mutter für andere Verantwortung übernehmen. Seien Sie versichert: Mir ist diese Belastung sehr genau bewusst und abgesehen von Worten der Anerkennung und des Respekts benötigen und verdienen Sie konkrete Unterstützung.

Ich wünsche Ihnen alles Gute.

Mit freundlichen Grüßen

Birgit Sippel

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