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Anton Hofreiter
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Frage von Matthias J. •

Frage an Anton Hofreiter von Matthias J. bezüglich Umwelt

Sehr geehrter Herr Hofreiter,
wird Gülle auf ein Feld ausgebracht, bewirkt sie dort die Freisetzung von Methan, Lachgas und Amoniak sowie eine Belastung des Grundwassers, richtig?
Methan ist 28x klimawirksamer als CO2, Lachgas sogar 298x und Ammoniak ist ätzend, giftig und reagiert mit Luft zu einem aggressiven Feinstaub.
Wäre es da nicht sinnvoller, die Gülle vor der Ausbringung kontrolliert ausgären zu lassen, z. B. in einer Biogas-Anlage? Gibt man hier Pflanzenkohle dazu, wird der Stickstoff gebunden, es entsteht somit weniger Lachgas und Amoniak, es wird weniger Stickstoff in das Grundwasser ausgewaschen. Außerdem wird die Pflanzenkohle nicht verstoffwechselt und bleibt bis zu 10000 Jahren im Boden (CO2-Senke). Eine gute Sache oder?
Wenn man das Methan verbrennt, reduziert man die Klimawirkung um den Faktor 28, richtig? Natürlich wäre es eine Verschwendung eines wertvollen Rohstoffs, wenn man das Methan einfach so abfackeln würde, oder?
Leider läuft für viele Biogas-Erzeuger demnächst die Einspeisevergütung für den aus dem Methan erzeugten Strom aus.
Eine andere sinnvolle Möglichkeit, das Methan zu nutzen, ist sein Einsatz in der Mobilität. Zum beispiel für landwirtschaftliche Maschinen (https://www.cng-mobility.ch/beitrag/power-aus-der-natur-fuer-die-natur/).
Aber auch im Auto. Kennen Sie die Studie des Fraunhofer-Instituts (https://www.isi.fraunhofer.de/content/dam/isi/dokumente/cce/2019/klimabilanz-kosten-potenziale-antriebe-pkw-lkw.pdf)? Wieder ist das CNG-Auto umweltfreundlicher als das E-Auto!

Doch leider steht die bewährte Technik, Autos mit klimafreundlichem Biogas zu betreiben vor dem AUS (https://www.sueddeutsche.de/auto/vw-erdgas-wasserstoff-auto-1.4828592). Denn steigt VW aus der CNG-Technologie aus, kaufen noch weniger Leute ein CNG-Auto. Damit werden CNG-Tankstellen unrentabel und damit das CNG-Tankstellen-Netz immer dünner. Das verunsichert noch mehr Autokäufer. Eine Abwärts-Spirale.
Grund ist eine Ungleichbehandlung bei der Anrechnung auf den CO2-Ausstoß der Flotte: Ein E-Auto kann komplett mit schmutzigem Braunkohestrom geladen werden, und gilt dennoch als Zero-Emission-Fahrzeug. Ein CNG-Auto kann komplett mit klimafreundlichem Biogas aus der Güllevergärung betankt werden und zählt dennoch als fossile Umwelt-Sau. Somit hilft ein mit Biogas betanktes Fahrzeug zwar der Umwelt, aber nicht den Automobil-Konzernen bei der Erfüllung gesetzlicher Vorgaben.

Unter welchen Umständen wären Sie bereit, daran etwas zu ändern?

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