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Anton Hofreiter
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Frage von Gerrit H. •

Frage an Anton Hofreiter von Gerrit H. bezüglich Außenpolitik und internationale Beziehungen

Sehr geehrter Herr Dr. Hofreiter,

ich bitte um Beantwortung folgender Frage

- Ist es nicht möglich, Griechenland vorläufig mit den bisher aus der Krise gewonnen Profiten vorläufig zu unterstützen?

- Wie wahrscheinlich ist es, dass Goldman Sachs, als einer der Hauptverantwortlichen für die Entstehung der Krise, in irgendeiner Form dafür geradestehen muss?

- Wieso nennen wir die Krise nicht Bankenkrise?

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Die Profite, die durch die Griechenlandkrise erzielt wurden, belaufen sich zumindest auf: 1,8 Mrd. bei der EZB; netto 60, brutto 100 Mrd. bei uns (Zinsen noch nicht eingerechnet); mindestens 5,1 Mrd. bei Goldman Sachs. Wir sind damit eher Krisengewinner, nicht -verlierer, so ist doch anscheinend die "schwarze Null" ohne die Krise nicht denkbar.

Die privaten Investoren könnte man dazu verpfichten, zumindest die kassierten Zinsen zurück zu erstatten.

Ich finde den Namen ´Bankenkrise´ angemessener, schließlich waren Banken, die ständig neue Kredite ungeprüft gewährt haben und dabei gut an stattlichen Zinsen für die griechischen Staatsanleihen verdienten. Das ist doch genau das, was die Banken nicht mehr tun sollten und ebenso was der Staat nicht mehr tun wollte. Für die faulen Kredite der Banken in die Bresche springen. So kommt es, dass nur ein Bruchteil unserer Gelder überhaupt in die griechische Staatskasse kommt. Und anscheinend ist nun Schluss, nachdem alle Schulden verstaatlicht worden sind mit der Hilfe.

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http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/schuldenkrise-griechenland-programm-koennte-bis-november-verlaengert-werden-1.2538779 - 1,8 Mrd. von der EZB

http://www.zeit.de/wirtschaft/2015-02/schwarzenull-bundeshaushalt-eurokrise - 60-100 Mrd. von uns

https://www.freitag.de/autoren/oi2503/investmentbank-loest-euro-krise-aus - 5,1 Mrd. von Goldman Sachs, sowie die Geschichte

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Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Sehr geehrter Herr Hicks,

Griechenland zu unterstützen, damit es im Euro bleibt, ist ein Ziel Grüner Politik in dieser Krise, die man durchaus als Banken- und Finanzkrise bezeichnen kann, wie Sie anregen. Die Einschätzung, dass von der Griechenland-Krise Viele, auch der Bundeshaushalt, profitiert haben, wurde erst in den letzten Tagen in den Medien diskutiert, z.B. in diesem Artikel:
http://www.welt.de/wirtschaft/article145241879/Darum-profitiert-Deutschland-von-der-Griechenkrise.html .
Ein Heranziehen von privaten Investoren dürfte rechtlich schwierig sein.

Aber unabhängig davon ist eine Unterstützung Griechenlands alternativlos: Der Reformprozess und die wirtschaftliche Erholung in Griechenland kann nur dann gelingen, wenn das Land die Sicherheit hat, im Euro zu bleiben und die erforderliche Zeit erhält, um verlässliche Rahmenbedingungen, effektive Strukturreformen und notwendige Investitionen zu tätigen. Europa beruht auf Solidarität, gegenseitigem Verständnis und dem Willen, in einem fairen und nachvollziehbaren Verfahren für alle Seiten tragfähige Verhandlungskompromisse zu erzielen. Der europäische Konsens lebt davon, dass das nationale Interesse dem europäischen Interesse untergeordnet wird.

Zu Goldman Sachs können wir leider keine Einschätzung geben.

Mit freundlichen Grüßen

Team Hofreiter

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