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Annika Klose
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Frage von Jochen T. •

Ihre Partei hatte 2002 mit Grünen die Zuhälterei unter dem Gesetz zur Regelung der Rechtsverhältnisse der Prostituierten legalisiert, die Ziele sind gescheitert, was mit dem Schwedischen Modell?

Der Kauf des Körpers eines anderen Menschen gilt in Schweden als Ausdruck eines patriarchalen Machtgefälles zwischen Männern und Frauen und als Verstoß gegen die Menschenwürde.

Könnte nicht schlicht auch den Ausländischen Sexworkern verboten werden in Deutschland Sexarbeit auszuüben um dem Grenzüberschreitenden agieren von OK Gruppen oft über Rumänien und Bulgarien endlich Einhalt zu gebieten?

Weiters hätte ich gerne die Höhe der Steuereinahmen nach Jahren seit 2002 aus diesem Gewerbe und die Verwendung dieser Mittel erfahren?

https://frauenmediaturm.de/neue-frauenbewegung/prostitution/

https://www.bpb.de/shop/zeitschriften/apuz/155367/menschenhandel-zur-sexuellen-ausbeutung-in-deutschland/

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Antwort von
SPD

Sehr geehrter Herr T.

vielen Dank für Ihre Nachricht.

Die Frage der Gestaltung einer zeitgemäßen und gerechten Politik der Sexarbeit ist sehr komplex und mit großen Herausforderungen verbunden. Allerdings wäre aus meiner Sicht die Etablierung des Nordischen Modells nicht der richtige Weg. Die Gefahr, dass sich hierdurch die Arbeitsbedingungen für Sexarbeiter:innen verschlechtern würden, überwiegt. Die Sexarbeit würde sich in einen illegalisierten und nicht kontrollierten Raum verschieben, wodurch sich beispielsweise die Gefahr von Gewalttaten sowie der Infektion mit Krankheiten erhöhen würde. Daher braucht es aus meiner Sicht einen regulierten Rahmen für die Sexarbeit, was mit einer Kriminalisierung der Kund:innen nicht erreicht werden kann. Dass in unserem patriarchalen System Männer Besitzansprüche an Frauenkörper einfordern und sie dies erfolgreich dadurch tun, Frauen für Sex zu bezahlen, ist problematisch. Dies wird auch nach der Einführung des Nordischen Modells weiterhin bestehen, was wir bereits in anderen Ländern beobachten. 

Am Ende des Tages sind es jedoch Sexarbeiter:innen, Prostituierte und Zwangsprostituierte sind, die die Konsequenzen der Handlungen der Freier, die sich meist eben nicht darum scheren, ob ihr Gegenüber die Arbeit selbstbestimmt durchführt oder nicht, tragen müssen. Aus diesem Grund betrachte ich es als zielführender, dafür zu sorgen, dass die Sexarbeit in unserer Gesellschaft in einem regulierten und geschützteren Rahmen stattfindet, in welchem die Sexarbeiter:innen nicht alleine gelassen werden.

Dies sollte aus meiner Sicht insbesondere dadurch geschehen, dass Programme die Sexarbeiter:innen in ihrer Berufsausübung umfassend unterstützen. In diesem Zusammenhang müssen die professionelle therapeutische Begleitung von Sexarbeiter:innen sowie ein niedrigschwelliger Zugang zur Gesundheitsprävention von vulnerablen Gruppen ausgebaut werden.

Gleichzeitig müssen auch Projekte verstärkt unterstützt werden für Aussteiger:innen aus der Zwangsprostitution, Prostitution und Sexarbeit im Rahmen von Notunterkünften und niedrigschwelligen Beratungsstellen. Hiermit können die Sexarbeiter:innen besser beim Ausstieg aus den bestehenden kriminellen Strukturen dieser Branchen unterstützt und geschützt werden. Jedoch bleibt auch klar, dass diese kriminellen Strukturen auch verstärkt durch staatliche Stellen ins Visier genommen werden, um die erzwungene Prostitution zu unterbinden.

Allerdings braucht es für das Wohl der Sexarbeiter:innen vordergründig den präventiven und akzeptierenden Ansatz, während gegenüber den Profiteur:innen der kriminellen Strukturen die Mittel des Rechtsstaates in vollem Maße angewendet werden müssen.

Abschließend möchte ich mich für Ihre Nachricht bedanken. Mir liegt der Austausch mit den Menschen aus meinem Wahlkreis sehr am Herzen und ich betrachte diesen als Bereicherung für meine parlamentarische Arbeit.

Mit freundlichen Grüßen

Annika Klose

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