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Annalena Baerbock
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Frage von Renate F. •

Wie stehen Sie zu einer Herabsetzung des Renteneintrittsalters für physisch, psychisch aber auch seelisch schwer arbeitende Menschen.

Pflegekräfte mit Bandscheibenvorfällen berufsunfähig. Im Durchschnitt wechseln diese nach 12,4 Jahren den Beruf.
Maurer*innen beziehen ab 40 EU-Rente nach zu vielen Operationen an den Knien.
Psychiater*innen/ Psycholog*innen können den Beruf nicht länger ausüben wegen Depressionen.
Kleine Landwirte geben Feld und Hof auf da die Arbeit körperlich nicht ewig stemmbar ist, und sich finanziell nicht lohnt. Feld und Vieh verstehen nicht dass die nächsten Wochen nicht bestellt oder gefüttert werden kann weil der Bauer im Krankenhaus ist. Die Verantwortung bleibt dennoch bestehen.
Allein das Gehalt oder eine Erschwerniszulage machen Jobs nicht attraktiver wenn die aussicht bestehen bleibt bis zur Arbeitsunfähigkeit zu arbeiten. Viele schaffen dies gesundheitlich nicht.

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Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Sehr geehrte Frau F.,

vielen Dank für Ihre Nachricht.

Zwar steigt die Zahl der älteren sozialversicherungspflichtig Beschäftigten seit einigen Jahren an. Dies kann aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass es vielen Menschen nach wie vor nicht gelingt, mit der Anhebung der Regelaltersgrenze Schritt zu halten. Denn nach wie vor ist der Anteil der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten im rentennahen Alter eher niedrig. Die Zahl der Minijobberinnen und Minijobber über 63 Jahre und der Anteil atypisch Beschäftigter haben in den letzten Jahren erheblich zugenommen, während die Zahl der in Vollzeit arbeitenden Älteren stagniert. Und Frauen kurz vor dem Rentenalter machen besonders in Ostdeutschland einen großen Teil der Arbeitslosen aus. In vielen Berufsgruppen ist ein Arbeiten bis zum Rentenalter für viele Beschäftigte nur schwer vorstellbar, wie auch Sie richtig beschreiben.

Eine Anhebung des Renteneintrittsalters auf 68 Jahre, wie von manchen gefordert, lehnen wir deshalb ab. Für die Akzeptanz der bereits getroffenen Entscheidung, die Regelaltersgrenze anzuheben, ist es entscheidend, Lösungen für die vielfältigen Probleme zu schaffen. Wir wollen die Teilrente attraktiver machen, unter anderem indem wir die Abschläge für besonders belastete Beschäftigte streichen. Die Möglichkeiten auch umfangreicher Weiterbildungen für Ältere sind zu erweitern. Die Erwerbsminderungsrente wollen wir stärken. Präventionsmaßnahmen müssen zum Standard werden und gemeinsam mit der Rehabilitation einen noch größeren Beitrag zum Erhalt der Beschäftigungsfähigkeit leisten. Zudem braucht es dringend eine Analyse der spezifischen Belastungen einzelner Berufsgruppen.

Mit freundlichen Grüßen
Team Annalena Baerbock

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