Wie stehen sie dazu, dass die Regenbogenflagge nicht zum Berliner CSD gehisst werden soll?
Ich bin ein schwuler Mann aus Landkreis Kitzingen und trage gerne in der Öffentlichkeit Makeup nagelack und halte händchen mit meinem Freund.
Für mich ist der CSD nicht irgendein "Zirkuszelt" sondern mein reales Leben. Ich werde in der Öffentlichkeit in letzter Zeit öfters angefeindet. Für mich ist das hissen der Regenbogenflagge nicht eine Kleinigkeit die einer Zirkusattraktion gleich kommt und auch finde ich den Vergleich eine Vatikanflagge hissen zuwollen zutiefst makaber. Deswegen frag ich sie persönlich wie finden sie das?
Ich möchte doch einfach nur mein Leben leben meinen Freund Heiraten können und nicht in der Öffentlichkeit Angst haben müssen.

Sehr geehrter Herr W.
vielen Dank für Ihre ehrliche und offene Nachricht. Es tut mir leid zu hören, dass Sie in der Öffentlichkeit Anfeindungen erleben müssen. Jeder Mensch sollte das Recht haben, sein Leben authentisch zu leben und in der Gesellschaft akzeptiert zu werden, unabhängig von sexueller Orientierung oder äußerer Erscheinung.
Zu Ihrer Frage bezüglich des Hissens der Regenbogenflagge beim Berliner CSD möchte ich zunächst betonen, dass ich die Bedeutung des Christopher Street Days und die Anliegen der LGBTQ+-Gemeinschaft sehr ernst nehme. Der CSD ist ein wichtiger Ausdruck von Sichtbarkeit, Selbstbehauptung und dem gemeinsamen Eintreten für Gleichberechtigung und Akzeptanz. Ich halte es für sehr wichtig, dass queere Menschen in Deutschland ein sicheres und diskriminierungsfreies Leben führen können. Die Anerkennung und der Schutz der Menschenrechte aller Bürger, einschließlich der queeren Gemeinschaft, sind für mich von zentraler Bedeutung.
Das Hissen der Regenbogenflagge ist ein wichtiger symbolischer Akt, der in der Vergangenheit häufig beim CSD eingesetzt wurde, um Solidarität mit der queeren Community zu zeigen. Seit den frühen 2000er Jahren wird die Flagge von vielen politischen Vertretungen und Organisationen gehisst, um für die Rechte und Sichtbarkeit von LGBTQ+-Menschen einzutreten. In meinen Überlegungen halte ich es für wichtig, die Themen und Anliegen, die hinter einem solchen Symbol stehen, in einem breiteren Kontext zu betrachten. Auch wenn das Hissen der Flagge für einige von großer Bedeutung ist, möchte ich betonen, dass es nicht der alleinige Maßstab für unser Engagement für die queere Community ist. Innerhalb der CDU/CSU gibt es viele, die sich um die Perspektiven der queeren Menschen kümmern und sich für deren Belange einsetzen.Wir, die CDU/CSU-Fraktion, nehmen den Auftrag als Bundesregierung, alle Menschen gleichberechtigt zu behandeln und vor Diskriminierung zu schützen, sehr ernst nehmen. Ich distanziere mich entschieden von unangebrachten Äußerungen, und würde den CSD nie als Zirkuszelt bezeichnen. Ich möchte betonen, dass wir uns für eine respektvolle und inklusive Diskussion einsetzen, die den Bedürfnissen und Anliegen aller Menschen gerecht wird. Es ist wichtig, dass wir die Themen und Anliegen, die hinter Symbolen wie der Regenbogenflagge stehen, in einem breiteren Kontext betrachten und gleichzeitig die Lebensrealitäten der LGBTQ+-Gemeinschaft aktiv verbessern.
Ich danke Ihnen für Ihren Mut, Ihre Perspektive zu teilen, und möchte Ihnen versichern, dass ich mich für eine Gesellschaft einsetze, in der jeder Mensch, unabhängig von der sexuellen Orientierung, sicher und akzeptiert leben kann – sowohl innerhalb als auch außerhalb von Veranstaltungen wie dem CSD.
Mit herzlichen Grüßen
Ihre
Anja Weisgerber