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Andrew Ullmann
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Frage von Michael v. •

Frage an Andrew Ullmann von Michael v. bezüglich Gesundheit

Schon weit unter den deutschen Grenzwerten treten durch den Mobilfunk Krebs und Erbschäden auf, aber auch Kopfschmerzen, Schlafstörungen, Fruchtbarkeitsstörungen und vieles mehr (https://kompetenzinitiative.com/broschuerenreihe/). Die Grenzwertfestlegung erfolgt unter der Initiative der ICNIRP, die als privater, industrienaher Verein der Mobilfunkindustrie agiert. Dieser Verein wählt seine Mitglieder selbst aus. Das sind sogenannte Wissenschaftler, die behaupten, die Strahlung sei unterhalb der Grenzwerte ungefährlich. Zudem gibt es zwischen dem ICNIRP und dem Bundesamt für Strahlenschutz, der EU-Kommission und der WHO personelle Verflechtungen (https://klaus-buchner.eu/wp-content/uploads/2019/06/FB-Mobilfunk_Web_26-06-19-1.pdf). Wie ist es möglich, dass ein privater Verein mit Nähe zum Mobilfunk tonangebend ist, wenn es um Strahlenbelastung bzw. Strahlenschutz durch Mobilfunk geht? Warum wird dazu kein wissenschaftlich anerkanntes, neutrales bzw. unabhängiges Gremium herangezogen, um die Bevölkerung und deren politischen Vertreter vor Gesundheitsschäden durch Strahlenbelastung zu informieren bzw. zu schützen, zumal durch den geplanten Ausbau von 5G die Strahlenbelastung noch intensiviert wird?

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Antwort von
FDP

Sehr geehrter Herr von Lüttwitz,

ich bedanke mich für Ihr Schreiben und dem Interesse an der Gesundheitspolitik der Fraktion der Freien Demokraten im Deutschen Bundestag. Ihre Bedenken gegenüber den Folgen der Strahlenbelastung durch Mobilfunk nehmen wir selbstverständlich ernst.

Der Ständige Ausschuss für Epidemiologie der Internationalen Kommission für den Schutz vor nichtionisierender Strahlung (ICNIRP) hat einen umfassenden Review zu Mobiltelefonen, v. a. zu den Ergebnissen der Interphone-Studie, veröffentlicht. Die Ergebnisse zeigen kein größeres Risiko für Gliome oder Meningeome durch längeren oder stärkeren Gebrauch von Mobiltelefonen, wenn auch der längste untersuchte Zeitraum seit dem erstmaligen Gebrauch kürzer als 15 Jahre ist. Diese Ergebnisse sprechen in Verbindung mit anderen wissenschaftlichen Untersuchungen zu diesem Thema zunehmend gegen die Hypothese, dass der Gebrauch von Mobiltelefonen Hirntumore bei Erwachsenen hervorrufen kann.

Auch die Bundesregierung hat im Rahmen des Deutschen-Mobilfunk-Forschungsprogramms umfangreiche Studien zur Nutzung von Mobiltelefonen durchgeführt. Es haben sich keine gesundheitlichen Effekte bei akuten Expositionen gezeigt. Im Hinblick auf potentielle Langzeiteffekte (Nutzungsdauer größer als zehn Jahre) besteht weiterhin Forschungsbedarf, da für eine abschließende Bewertung noch keine ausreichend langen Beobachtungszeiten vorliegen.

In Anbetracht der Ergebnisse des Deutschen Mobilfunkforschungsprogramms (DMF) sowie der aktuellen internationalen Forschung besteht nach Auffassung des Bundesamtes für Strahlenschutz (BfS), deren Expertise ich mich anschließe, kein Anlass, die Schutzwirkung der bestehenden Grenzwerte zu bezweifeln. Dies gilt auch für die in den letzten Jahren versteigerten Frequenzbereiche. Gleichwohl werden wir Freie Demokraten jederzeit für eine Neubewertung von Grenzwerten eintreten, wenn valide wissenschaftliche Untersuchungen Gefahren für die Gesundheit der Bevölkerung erkennen lassen.

Außerdem werden wir uns dafür einsetzen, dass auch im Bereich elektromagnetischer Felder und Strahlungen sowie deren Auswirkungen auf die Gesundheit gute Rahmenbedingungen für Forschung gegeben sind. Sollten valide wissenschaftliche Erkenntnisse Gesundheitsgefahren auf Grund elektromagnetischer Felder erkennen lassen, werden wir darauf hinwirken, dass im Interesse des Gesundheitsschutzes der Bürgerinnen und Bürger die gesetzlichen Regelungen angepasst werden.

In der Hoffnung, bestmöglich auf Ihr Anliegen eingegangen zu sein, verbleibe ich mit freundlichen Grüßen und wünsche Ihnen alles Gute für die Zukunft.

Ihr

Prof. Dr. Andrew Ullmann

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