Frage an André Brie von Christine P. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen
Lieber Genosse André,
Warum gibt es keine Europäische Staatsbürgerschaft?
Es ist nämlich in Deutschland nicht möglich, als Erwachsener zwei Staatsbürgerschaften zu haben. Das macht vielen sicher Probleme. Wie soll sich jemand für die deutsche Staatsbürgerschaft entscheiden können, wenn er z. B. in Kroatien ein Erbe zu erwarten hat?
Wenn aber jeder, der will, gleichzeitig Europäischer Staatsbürger und Staatsbürger seiner Heimat sein könnte, wäre es vielleicht unproblematischer.
Außerdem fände ich es richtig, wenn ich meine Zugehörigkeit zu Europa nachweisen könnte. Dann wüßten andere Europäer, daß sie meine Schwestern und Brüder sind. Das gäbe mehr Zusammengehörigkeitsgefühl, mehr Toleranz und sicher auch mehr Frieden.
Europa soll es aber bitte nicht so wie Deutschland machen, wo alles immer für alle gilt. Zuerst sollten alle entscheiden dürfen, was sie wollen.
Herzliche Grüße
Christine
Weitere Fragen an André Brie
(...) Ja, ich meine auch, dass Europa eine Festung gegenüber den Ländern des Südens und vor allem gegen Flüchtlinge und Asylbewerberinnen und -bewerber ist. Erstens haben die Mitgliedsländer nicht begriffen, dass die EU ein Einwanderungsgebiet ist, vor allem sind sie nicht bereit das zu akzeptieren. (...)
(...) wir und ich persönlich treten erstens für allgemeine nukleare Abrüstung und für eine kernwaffenfreie Zone im Nahen und Mittleren Osten ein, zweitens bin ich überzeugt, dass der israelische Kernwaffenbesitz für die ganze Region, aber auch für Israel gefährlich ist und keine Sicherheit bedeuten kann. (...)
(...) wie Ihnen bereits telefonisch mitgeteilt verschweige ich das überhaupt nicht, sondern habe seit 1992 in zahlreichen eigenen Veröffentlichungen, in Fernseh- und Rundfunkinterviews, darunter sehr ausführlichen, in zahllosen Veranstaltungen, darunter mit sehr vielen opfern der Stasi sowie von Opferverbänden oder wissenschaftlichen Einrichtungen zur Aufarbeitung der DDR-Geschichte mich damit auseinandergesetzt. Wie ich Ihnen bereits persönlich gesagt habe und es auch an anderer Stelle immer wieder sage, ist das für mich auch kein abgeschlossenes Problem, sondern eines mit dem ich mich anhaltend beschäftige und beschäftigen muss, gerade weil ich persönlich und politisch eine linke Politik will, die niemals wieder zu dieser politik zurückkehrt. (...)
(...) dass sich Englisch weltweit durchsetzt, ist eine Tatsache und hat sicherlich viel mit der Dominanz der USA, auch ihrer kulturellen Dominanz zu tun (fast 90 Prozent des internationalen Kulturaustausches wird von den Medienindustrien der USA kontrolliert). Ich sehe, wie offensichtlich auch Sie, zudem starke Gefahren und Bestrebungen, dass sich die EU nicht auf ihre Autonomie und eine alternative, zivile Rolle in den internationalen Beziehungen besinnt, sondern sich devot an die USA-Politik bindet. Doch in der Sprachenfrage bin ich, was die EU betrifft (sonst schon), nicht so skeptisch. (...)