Dr. Oetker, Henkel und Co.: Die Lobbymacht der "Familienunternehmer" | abgeordnetenwatch.de Direkt zum Inhalt
Dr. Oetker, Henkel und Co.
Die Lobbymacht der "Familienunternehmer"
Mit scharfer Rhetorik und guten Kontakten in die Politik bekämpft der Lobbyverein "Die Familienunternehmer e.V." Gesetzesvorhaben der Regierung. Abgeordnete beklagen das aggressive Vorgehen des Verbandes, hinter dem zahlreiche Weltkonzerne stehen. Interne Dokumente offenbaren seine Strategien. Von Tania Röttger und Annika Joeres (Zeit Online)
Wenn der Verein “Die Familienunternehmer e.V.” zu seiner Jahrestagung lädt, fahren vor dem Veranstaltungsgebäude auch mal Regierungslimousinen vor. “Familienunternehmer”, das klingt nach Dorfbäckerei, Fleischereibetrieb oder einem hochspezialisierten Maschinenbauer. Doch hinter dem Namen verbirgt sich einer der einflussreichen Lobbyverbände des Landes.
Das zeigt sich auch an der Gästeliste. Am 20. und 21. April werden die “Familienunternehmer" in Berlin ihre Familienunternehmertage ausrichten. Angesagt hat sich Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD). Laut Programm soll er eine 45-minütige Rede halten, ebenso wie Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) und Finanzminister Christian Lindner (FDP). Abends feiert man im “Tipi am Kanzleramt”, der Dresscode verpflichtet zu Smoking und Abendkleid. So war es auch in den vergangenen Jahren: Wenn der Verein einlädt, blocken die wichtigsten Kabinettsmitglieder den Termin in ihrem Kalender.
“Wir nehmen Einfluss!”, verkündet der Verein selbstbewusst
Was macht die “Familienunternehmer” so mächtig? Wie agiert der Verein – und wie sind seine Verbindungen in die Politik? abgeordnetenwatch.de und Zeit Online haben interne Unterlagen ausgewertet und mit Menschen gesprochen, die mit dem Lobbyverband zu tun haben: Abgeordnete, Vertreter:innen von Organisationen, Jurist:innen. Sie schildern übereinstimmend ein zum Teil aggressives Vorgehen.
“Wir nehmen Einfluss!”, verkündet der Verein auf seiner Internetseite selbstbewusst. Im Vorstand sitzen Vertreter:innen von Henkel, Dr. Oetker, Miele und Deichmann – international tätige Unternehmen mit Umsätzen in Milliardenhöhe. Die Unternehmen im Hintergrund erlauben dem Verband, Millionensummen für Lobbyarbeit auszugeben. Allein im Jahr 2021 waren es rund drei Millionen Euro, wie aus dem Eintrag der “Familienunternehmer” im Lobbyregister des Bundestags hervorgeht.
Die “Familienunternehmer” geben vor, für “die Wirtschaft” zu sprechen. “WIR SIND DIE WIRTSCHAFT!” ist eine Broschüre überschrieben. Doch für viele Familienunternehmen ist der eingetragene Verein gar nicht zugänglich. Voraussetzung für eine Mitgliedschaft ist ein Jahresumsatz von mindestens einer Millionen Euro und zehn Mitarbeiter:innen.
“Aggressiver als Waffen- und Chemieindustrie”
Der grüne Bundestagsabgeordnete und Ex-Fraktionsvorsitzende Anton Hofreiter hat die Vertreter des Verbandes bei Diskussionsrunden und Treffen im Bundestag erlebt. Er sagt über die “Familienunternehmer”, sie gingen teilweise “aggressiver vor als die Waffen- und Chemieindustrie”. Ihre Haltung sei oftmals: “Die Politik muss den Unternehmen dankbar sein, weil sie ja Jobs schaffen.”
In Stellungnahmen, den Sozialen Netzwerken und in Interviews fällt der Verband mit einer forschen Rhetorik auf. Eine Anhebung des Spitzensteuersatzes für Großverdiener? Für die “Familienunternehmer” “eine fiskale Sterbehilfe”. Unterschiedliche Gehälter von Männern und Frauen, die nicht mehr mit persönlichem Verhandlungsgeschick begründet werden dürfen? Ein “scharfer Eingriff in die Vertragsfreiheit”. Der Plan des Wirtschaftsministers, Wohlstand künftig mit erweiterten Kriterien zu messen, etwa mit sauberem Wasser? Für den Verband “eine Nebelkerze”.
Spitzenpolitiker: Keine Chance gegen die “Familienunternehmer”
abgeordnetenwatch.de und Zeit Online haben interne Protokolle des Vereins eingesehen. Darin sind seine Strategien und seine Arbeitsweise beschrieben – und seine Erfolge. So berichtete Präsident Reinhold von Eben-Worlée im April 2018 von Forderungen des Verbands, die im Koalitionsvertrag der großen Koalition “verankert werden konnten”. Es stünden weitere Gespräche mit hochrangigen Politikern an, etwa mit der damaligen CDU-Generalsekretärin Annegret Kramp-Karrenbauer.
Vor der Bundestagswahl 2021 plante der Lobbyverband mehrere Kampagnen mit einer namhaften PR-Firma, so steht es in einem Protokoll. Deren Ziel sollte sein, dem positiv belegten Begriff "Vermögenssteuer" eine "gezielte Umbenennung in 'Mittelstands- ' oder 'Exportnationssteuer'" entgegenzusetzen. Das Ganze sollte schließlich mit einer "Anti-grün-rot-rote Kampagne unterfüttert" werden.
AW Screenshot
Auszug aus Protokoll des Lobbyvereins "Die Familienunternehmer e.V."
In den Dokumenten taucht auch ein Thema auf, das den Verein zuletzt umtrieb: Eine neue Rechtsform für Unternehmen, das sogenannte Verantwortungseigentum, das die Ampel-Regierung laut Koalitionsvertrag vorantreiben will. Die Familienunternehmer warnen davor.
Armin Steuernagel setzt sich mit der “Stiftung Verantwortungseigentum” seit einigen Jahren dafür ein, dass dieses Modell gesetzlich verankert wird – nicht als Pflicht, sondern als Option. Hinter der “Stiftung Verantwortungseigentum” stehen Unternehmen wie Weleda, Einhorn sowie die BMW Foundation Herbert Quandt. Dem Kuratorium gehören die Ökonomen Marcel Fratzscher (Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung) und Michael Hüther vom Institut der deutschen Wirtschaft an. Früher gehörte auch der FDP-Abgeordnete und heutige Parlamentarische Staatssekretär im Finanzministerium, Florian Toncar, dazu.
Steuernagel war überrascht, wie scharf auf die Initiative reagiert wurde. “Uns wurde Kommunismus und Feudalismus vorgeworfen. Absurde Vorwürfe für ein liberales, freiwilliges Modell”, sagt er.
In Firmen, die sich nach dem Prinzip des Verantwortungseigentums aufstellen wollen, kommen Profite nicht mehr den Eigentümern zugute, sondern einem vorab definierten Unternehmenszweck. Ein bekanntes Beispiel dafür ist die Bekleidungsfirma Patagonia. Deren Gründer hatte sein Unternehmen im vergangenen Jahr verschenkt – die Gewinne gehen an eine Umweltorganisation, die Kontrolle liegt in einem sogenannten Purpose Trust.
Abgeordnete verstummten – nach Intervention der "Familienunternehmer"
Mit dem Verantwortungseigentum befassten sie die "Familienunternehmer" laut ihres Protokolls im Mai 2021. Anlass war eine Veranstaltung mit "hochkarätiger politischer Besetzung”, zu der es im Protokoll heißt: “Die Runde erörtert dazu das weitere Vorgehen des Verbandes”. Man kam überein, dass nach der Wahl “eine eventuelle Privilegierung dieser Rechtsform verhindert werden” soll.
Welchen Einfluss der Verband hat, zeigen die Erfahrungen der “Stiftung Verantwortungseigentum”: Zuerst, so beschreibt es die Stiftung, zeigten sich Abgeordnete begeistert vom Modell – und verstummten dann wieder. Meist nach Intervention der “Familienunternehmer”. Sogar Spitzenpolitiker:innen hätten angerufen und gesagt: Solange der Verband der “Familienunternehmer” dagegen sei, hätte das Vorhaben keine Chance.
Dabei “rebellieren sie gegen eine Neuerung, die nur ein Angebot ist”, sagt der Bundestagsabgeordnete Hofreiter. Er vermutet, dass die “Familienunternehmer” grundsätzlich um ihre steuerlichen Privilegien im Erbschaftsrecht fürchten. Sie wollten am alten Modell festhalten, das Großerben bevorzuge. Auf Anfrage wollte sich der Verband nicht konkret äußern, sondern schrieb: "Bei den unbeantworteten Fragen können Sie davon ausgehen, dass die geäußerten Vermutungen unzutreffend sind."
“Mir wurde von verschiedenen Seiten gesagt: Halt besser die Klappe”
Julia Jirmann vom “Netzwerk Steuergerechtigkeit” sieht das ähnlich. Bisher zahlten Familienunternehmen kaum Steuern auf das geerbte Vermögen. Um dieses Steuerprivileg zu begründen, argumentierten sie gerne, Erbinnen und Erben würden die geerbten Unternehmen vor allem im Sinne der Allgemeinheit und der Arbeitsplätze fortführen. Genau diesem Idealbild entspräche auch die von der Ampel geplante neue Rechtsform, so Jirmann.
Der Lobbyverband geht bei der Durchsetzung seiner Interessen teilweise ruppig vor, so lautet die Kritik. “Mir wurde von verschiedenen Seiten gesagt: Halt besser die Klappe”, sagt eine hochrangige Juristin. Sie möchte anonym bleiben. Es gebe viele “intensive rechtspolitische Diskussionen", aber diese werde “sehr brutal" geführt. Vermutlich auch, so glaubt eine Professorin, die ebenfalls nicht mit Namen zitiert werden will, weil der Verband der “Familienunternehmer” so einflussreich sei, dass man ihm besser nicht vors Schienbein trete.
Was sagt der Verein zum Vorwurf der aggressiven Durchsetzung seiner Interessen?
Die “Familienunternehmer” wollen sich zu dem Vorwurf der aggressiven Durchsetzung ihrer Interessen nicht direkt äußern. Auf Nachfrage schrieb die Pressesprecherin: “Bei den unbeantworteten Fragen müssen Sie davon ausgehen, dass Ihre Fragen unzutreffend sind.”
Die Juristin meint, der Lobbyverein gehe so vehement gegen das neue Modell des Verantwortungseigentums vor, weil dadurch ihr “sympathisches Label” abgewertet werde. Denn hinter dem Konzept des Verantwortungseigentums steht die Haltung: Niemand hat einen Anspruch darauf, irgendwas zu erben, was er sich nicht selbst erarbeitet hat.
Einige Firmengründer haben sich bereits für das Verantwortungseigentum entschieden. Etwa der Brillenglashersteller Zeiss oder die Bio-Supermarktkette Alnatura. Sie müssen dazu aufwändige rechtliche Krücken über Stiftungen wählen, weil derzeit eine einfache, zugängliche und gesetzlich abgesicherte Rechtsform fehlt.
Brief an den Justizminister
Im September 2022 schreiben die “Familienunternehmer” einen Brief an Justizminister Marco Buschmann (FDP). Sein Ministerium hat beim Verantwortungseigentum die Federführung. abgeordnetenwatch.de und Zeit Online haben das Schreiben durch einen Antrag auf Grundlage des Informationsfreiheitsgesetzes erhalten. Darin warnen die “Familienunternehmer” vor einer "sehr aktiven Lobbygruppe", die “seit Jahren ein eng umrissenes Thema durch Berlin zu treiben versucht”. Gemeint ist die “Stiftung Verantwortungseigentum” von Steuernagel. Der Brief kommt zu dem Fazit: “Es besteht kein Bedarf an einer solchen neuen Unternehmensform.”
Das Lobbyschreiben zeigt, dass die Angelegenheit für die “Familienunternehmer” weiterhin auf der Agenda steht. Der Verband behauptet das Gegenteil: Man habe das Thema Verantwortungseigentum zwar zunächst thematisiert, überlasse es aber seither “dem Wettbewerb, welche Art von Eigentümerstruktur sich langfristig durchsetzen wird”.
Derzeit prüft das Justizministerium von Buschmann, wie solch ein Konstrukt rechtlich gestaltet werden kann, schreibt die Pressestelle auf Anfrage.
Klimapolitik? “Planwirtschaftliche Klientelpolitik à la UdSSR”
Auch in der Klimapolitik wirbt der Lobbyverband dafür, dass alles so bleibt, wie es ist. Pläne der Regierung, Industrie und Wirtschaft zu weniger Emissionen zu verhelfen, werden als “Planwirtschaft” kritisiert. Die Zuschüsse für den Einsatz CO2-armer Technologien sind für Vereinspräsident Worleé gar “planwischaftliche Klientelpolitik à la UdSSR.” In einem internen Papier heißt es, “dass die Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts zur Klimapolitik dazu führt, dass sich die Parteien mit immer ambitionierten Zielsetzungen gegenseitig übertrumpfen”. Konsequenz für den Verband: “Umso mehr komme es darauf an, eine überschießende Energiepolitik als Kostentreiber zu brandmarken.”
"Meinungsbildend" auf die FDP gewirkt
Und die Kampagnen scheinen zu wirken. Laut eines Protokolls habe der Verband in Fragen der Energiepolitik “meinungsbildend sowohl auf die FDP als auch auf die Mittelstandsvereinigung der CDU” gewirkt.
Im strategischen Beirat der “Familienunternehmer” sitzen Personen, die die Klimakrise verharmlosen. Etwa der FDP-Bundestagsabgeordnete Frank Schäffler, der sich einmal selbst als „Klimaskeptiker“ bezeichnete und das “Prometheus-Freiheitsinstitut” gründete. Das Institut werde, so sagte es Schäffler in einem Interview mit der FAZ, “von ein paar Familienunternehmen finanziert”. Auch im Beirat: Ulrike Ackermann, die sich selbst als “einzige Freiheitsforscherin” und die Debatte um Klimaschutz als “hysterisch” bezeichnet.
In vielen Äußerungen des Vereins scheint der Wunsch mitzuschwingen, das Modell des alten Deutschlands mit wenigen tonangebenden und meist fossilen Großkonzernen fortzuführen. In einem aktuellen Strategiepapier heißt es etwa, Deutschland brauche Kohle- und Atomenergie, um Unternehmen günstigen Strom anbieten zu können. “Die ideologischen Scheuklappen müssen abgelegt werden”, schreiben sie – der Ausstieg aus der Braunkohle und Nuklearenergie müsse rückgängig gemacht werden. Solar- und Windkraft werden hingegen nicht einmal benannt. Und das, obwohl sie laut einer Ausarbeitung des wissenschaftlichen Dienstes des Bundestags inzwischen auf dem europäischen Markt den günstigsten Strom erzeugen.
Die "Familienunternehmer" fürchteten eine Gerechtigkeitsdebatte
Vor der Bundestagswahl 2021 fürchtete Verbandspräsident Eben-Worlée laut einem internen Papier, dass die “Gerechtigkeitsdebatte” wieder Fahrt aufnehmen könnte. Grund dafür waren Berichte von OECD und IWF, dass die Schere zwischen Arm und Reich in Deutschland immer weiter auseinander gehe – unter anderem auch, weil sich der Reichtum des Landes in den Händen einiger weniger konzentriere. Der Verband beschloss, ein “Gegengutachten” in Auftrag zu geben und ein “Unternehmer-Gesicht in einschlägigen Diskussionen zu positionieren”.
Die “Familienunternehmer” werden wahrgenommen. Viele ihrer Pressemitteilungen werden in Zeitungen zitiert, ihre Videos viel gesehen. Der mit Abstand erfolgreichste Clip ist gerade einmal elf Sekunden lang. Er stammt aus dem Wahlkampf von 2021 und wurde mehr als 800.000 Mal angeklickt.
Mit dem Film setzte der Verein um, was er sich in seiner Kampagnenplanung vorgenommen hatte: Eine Schmähung der Vermögensteuer. Der Titel des Films lautet: “Vermögenssteuer ist Mittelstandsbremse”.
[Kampagnenvideo der "Familienunternehmer". Zum Ansehen muss es ggfs. erst über den Schieber aktiviert werden]
Dass die SPD die Wahl gewann, dürfte dem Lobbyverband nicht gefallen haben. Im Wahlkampf waren die “Familienunternehmer” mit den Sozialdemokraten hart ins Gericht gegangen und hatten den “Abschied einer Volkspartei” prophezeit. “Sogar das 'Recht auf Arbeit' soll verwirklicht werden”, heißt es in einem “Memo” zum SPD-Wahlprogramm. “Das mag manchen an die 'DDR' erinnern.”
In zweieinhalb Wochen treffen der Lobbyverein und der Wahlgewinner Olaf Scholz bei den Familienunternehmertagen in Berlin aufeinander. Den heutigen Bundeskanzler hatten die “Familienunternehmer” im Wahlkampf noch mit zwei Anführungszeichen verhöhnt: als “'Kanzler'-Kandidat”.
Eine Nennung der Firmen/ Konzerne, die diesen Familienunternehmern angehören, wäre sehr wichtig! Schon alleine, um sie zu boykottieren und zum Boykott aufzurufen!
Hallo, das dürfte so schwierig werden, wie ein echter Boykott Chinas, die "Familienunternehmen" haben i.d.R. viele Tochterfirmen auch in der Grundstoffherstellung und sehr viele Beteiligungen, darum auch die Geheimniskrämerei.
Man sollte diesem Verband per Mäil die Meinung sagen. Und zwar nicht einzelne, sondern viele. Ein echter Shitstorm per Mäil.
Mit den Untergrenzen für die Mitgliedschaft ist das nicht der Verband _der_ Familienunternehmer und sollte besser „Verband der Familien-Großunternehmer” heißen.
Desinformationen wie die Gleichsetzung von Verantwortungseigentum mit Kommunismus oder Feudalismus sind absolut unethisch. Sollten sie vom Verband aufrichtig geglaubt werden, offenbart das einen ziemlichen Realitätsverlust der dafür Verantwortlichen.
Immerhin ahne ich jetzt, wer dahinter steht, dass der FDP die Wirtschaftskompetenz abhanden gekommen ist.
Man sollte diesem Verband per Mäil die Meinung sagen. Und zwar nicht einzelne, sondern viele. Ein echter Shitstorm per Mäil.
Mit den Untergrenzen für die Mitgliedschaft ist das nicht der Verband _der_ Familienunternehmer und sollte besser „Verband der Familien-Großunternehmer” heißen.
Desinformationen wie die Gleichsetzung von Verantwortungseigentum mit Kommunismus oder Feudalismus sind absolut unethisch. Sollten sie vom Verband aufrichtig geglaubt werden, offenbart das einen ziemlichen Realitätsverlust der dafür Verantwortlichen.
Immerhin ahne ich jetzt, wer dahinter steht, dass der FDP die Wirtschaftskompetenz abhanden gekommen ist.
Interessant ist auch, was bei Lobbypedia, der Online Lobbyenzyklopädie von Lobby Control über die Familienunternehmer steht. Ich finde ihre (Correctiv, Lobbycontrol, etc) unermüdliche Aufklärungsarbeit sehr wichtig, um mehr Menschen dafür zu sensibilisieren, wie die Kräfteverhältnisse, Verteilungsverhältnisse aussehen, was wirklichen Umwelt/Klimaschutz/Menschenrechte entlang der Lieferketten verhindert. Es zeigt auch, wie dringend notwendig eine Änderung der Verfassung ist, um mit der Möglichkeit zur Vergesellschaftung dem Begriff "Eigentum verpflichtet" die nötige Kraft zu verleihen.
Ist das Verbreiten von Unwahrheiten ein Beitrag zur Meinungsbildung? Man sollte eher darueber nachdenken, ob man einen Lobbyistenverein der Ziele verfolgt, die den Staat daran hindern sollen seinen internationalen und verfassungsrechtlichen Verpflichtungen nachzukommen (Paris Abkommen, Urteil des Verfassungsgerichts), nicht als verfassungsfeindliche Vereinigung einstuft und zunaechst mal vom Verfassungschutz beobachten laesst.
Ein Lobbyverband, der offensichtlich Menschen zum Schweigen bringt, auch mit versteckten Drohungen? Das finden Sie gut? Die mit viel Geld gezielte Hetze verbreiten, weil sie Angst haben um ihre Macht und ihr Geld? Und die bewusst die Geringverdiener und den tatsächlichen Mittelstand finanziell ausbluten lassen, damit es ein paar wenige Großerben gibt, die noch reicher werden und damit die soziale Stabilität aufs Spiel setzen? Das ist in Ihren Augen richtig?
Was in den letzten Wochen und noch aktuell in Sachen Atomenergie und Wärmewende an Unsachlichkeiten bis zur Panikmache verbreitet wurde - bis weit in den Medien hinein - zeigt was Lobbyarbeit anstellen kann. hier wurde deutlich wie sie die Menschen beeinflusst, die Bevölkerung spalten und die Zustimmung zu Parteien manipulieren kann....und das Volk sich kritiklos vorführen lässt. Erschreckend!
Ich glaube, den meisten Menschen in Deutschland ist gar nicht bewusst, dass gerade dieser Lobbyverband existiert und dieser branchenübergreifend tätig ist. Man kennt die Pharmalobby, die Versicherungslobby, die Waffenlobby etc. Aber der Lobbyverband der Familienunternehmen vereint Teile der Vorgenannten zusätzlich unter seinem Dach und das ist in meinen Augen die wirkliche Problematik, wenn sich solche Konzerne dann darauf berufen, sie seien ja ein "Familienunternehmen".
Dieser Lobbyverband vereint die tatsächlichen Machthaber dieser Gesellschaft - und agiert tunlichst im Hintergrund. Je dümmer / unwissender das Volk, um so leichter läßt es sich regieren. Die Großbürgerlichen Demokraten haben das schon immer gewußt und praktiziert.
Wer hat den die Weimarer Republik absichtlich gegen die Wand fahren lassen? natürlich die obere Mittelstand und Familienunternehmen. Niemand aus der Arbeiterbewegung wollte es so weit kommen lassen. Was danach kam, wissen Wir doch alle. Oder? Die heutige Familienunternehmen sind nicht nur anders sondern auch größer als damals und agieren ähnlich wie Aktien notierte Unternehmen. Wer mal in solchen Unternehmen beschäftigt war würde das bestätigen! Da diese Unternehmer sich auch immer im Rotary Club Privat wiedersehen ist der Familienunternehmen Verband und dahinter stehenden Organisation im Prinzip nur ein Lautsprecher. Ich persönlich sehe an der gesamten Politischen Landschaft nur ein „Rette sich wer kann“, was danach kommt ist nur noch schemenhaft. Zu hören ist nur eine leise Spielende Kapelle. Mehr nicht!
Kommentare
In eigener Sache: Warum Abgeordnetenwatch die Kommentar-Funktion abgeschaltet hat
Endres am 04.04.2023 um 16:11 Uhr
PermalinkKönnen Sie mir Auskunft geben, ob Ferrero da auch Mitglied ist?
Vielen Dank
abgeordnetenwatch-Redaktion am 05.04.2023 um 14:15 Uhr
Antwort auf Können Sie mir Auskunft… von Endres
PermalinkHallo Endres, das wissen wir leider nicht. Wir haben keine vollständige Liste der Mitglieder. Viele Grüße
interessiert am 05.04.2023 um 19:33 Uhr
PermalinkIn der Tat wäre eine Liste interessant. Ich würde gerne schauen, dass ich mein Geld für deren Produkte nicht ausgebe.
Pia Witzmann am 10.04.2023 um 02:46 Uhr
PermalinkEine Nennung der Firmen/ Konzerne, die diesen Familienunternehmern angehören, wäre sehr wichtig! Schon alleine, um sie zu boykottieren und zum Boykott aufzurufen!
Axel Schäfer am 10.04.2023 um 07:54 Uhr
Antwort auf Eine Nennung der Firmen/… von Pia Witzmann
PermalinkHallo,
das dürfte so schwierig werden, wie ein echter Boykott Chinas, die "Familienunternehmen" haben i.d.R. viele Tochterfirmen auch in der Grundstoffherstellung und sehr viele Beteiligungen, darum auch die Geheimniskrämerei.
Rainer Bremmer am 10.04.2023 um 11:46 Uhr
Antwort auf Hallo, das dürfte so… von Axel Schäfer
Permalink… danke, aber auch um so eher ist Transparenz wichtig!
Helmut-wk am 10.04.2023 um 11:20 Uhr
PermalinkMan sollte diesem Verband per Mäil die Meinung sagen. Und zwar nicht einzelne, sondern viele. Ein echter Shitstorm per Mäil.
Mit den Untergrenzen für die Mitgliedschaft ist das nicht der Verband _der_ Familienunternehmer und sollte besser „Verband der Familien-Großunternehmer” heißen.
Desinformationen wie die Gleichsetzung von Verantwortungseigentum mit Kommunismus oder Feudalismus sind absolut unethisch. Sollten sie vom Verband aufrichtig geglaubt werden, offenbart das einen ziemlichen Realitätsverlust der dafür Verantwortlichen.
Immerhin ahne ich jetzt, wer dahinter steht, dass der FDP die Wirtschaftskompetenz abhanden gekommen ist.
Helmut-wk am 10.04.2023 um 11:20 Uhr
PermalinkMan sollte diesem Verband per Mäil die Meinung sagen. Und zwar nicht einzelne, sondern viele. Ein echter Shitstorm per Mäil.
Mit den Untergrenzen für die Mitgliedschaft ist das nicht der Verband _der_ Familienunternehmer und sollte besser „Verband der Familien-Großunternehmer” heißen.
Desinformationen wie die Gleichsetzung von Verantwortungseigentum mit Kommunismus oder Feudalismus sind absolut unethisch. Sollten sie vom Verband aufrichtig geglaubt werden, offenbart das einen ziemlichen Realitätsverlust der dafür Verantwortlichen.
Immerhin ahne ich jetzt, wer dahinter steht, dass der FDP die Wirtschaftskompetenz abhanden gekommen ist.
Rainer Bremmer am 10.04.2023 um 11:53 Uhr
PermalinkInformationen austauschen ist ok, Einflussnahme de facto nicht
Tom am 10.04.2023 um 23:10 Uhr
PermalinkDanke Euch für diesen sehr Guten und ausführlichen Artikel.....So geht Politik (nicht nur) in Deutschland
Kolb am 11.04.2023 um 05:27 Uhr
PermalinkEin böses Beispiel, wie zerstörerisch Lobbyismus sich in einer demokratischen Staatsform ungebremst erweitern kann.
Christian Eldagsen am 11.04.2023 um 10:20 Uhr
PermalinkInteressant ist auch, was bei Lobbypedia, der Online Lobbyenzyklopädie von Lobby Control über die Familienunternehmer steht. Ich finde ihre (Correctiv, Lobbycontrol, etc) unermüdliche Aufklärungsarbeit sehr wichtig, um mehr Menschen dafür zu sensibilisieren, wie die Kräfteverhältnisse, Verteilungsverhältnisse aussehen, was wirklichen Umwelt/Klimaschutz/Menschenrechte entlang der Lieferketten verhindert. Es zeigt auch, wie dringend notwendig eine Änderung der Verfassung ist, um mit der Möglichkeit zur Vergesellschaftung dem Begriff "Eigentum verpflichtet" die nötige Kraft zu verleihen.
Markus am 11.04.2023 um 10:42 Uhr
PermalinkZum Glück gibt es noch solche konservativen Lobbyverbände, um zur pluralistischen Meinungsbildung beizutragen.
Frank Wagner am 11.04.2023 um 19:46 Uhr
Antwort auf Zum Glück gibt es noch… von Markus
PermalinkIst das Verbreiten von Unwahrheiten ein Beitrag zur Meinungsbildung? Man sollte eher darueber nachdenken, ob man einen Lobbyistenverein der Ziele verfolgt, die den Staat daran hindern sollen seinen internationalen und verfassungsrechtlichen Verpflichtungen nachzukommen (Paris Abkommen, Urteil des Verfassungsgerichts), nicht als verfassungsfeindliche Vereinigung einstuft und zunaechst mal vom Verfassungschutz beobachten laesst.
Corinna S. am 17.04.2023 um 13:51 Uhr
Antwort auf Zum Glück gibt es noch… von Markus
PermalinkEin Lobbyverband, der offensichtlich Menschen zum Schweigen bringt, auch mit versteckten Drohungen? Das finden Sie gut? Die mit viel Geld gezielte Hetze verbreiten, weil sie Angst haben um ihre Macht und ihr Geld? Und die bewusst die Geringverdiener und den tatsächlichen Mittelstand finanziell ausbluten lassen, damit es ein paar wenige Großerben gibt, die noch reicher werden und damit die soziale Stabilität aufs Spiel setzen? Das ist in Ihren Augen richtig?
L.-A. Harth am 16.04.2023 um 16:26 Uhr
PermalinkWas in den letzten Wochen und noch aktuell in Sachen Atomenergie und Wärmewende an Unsachlichkeiten bis zur Panikmache verbreitet wurde - bis weit in den Medien hinein - zeigt was Lobbyarbeit anstellen kann. hier wurde deutlich wie sie die Menschen beeinflusst, die Bevölkerung spalten und die Zustimmung zu Parteien manipulieren kann....und das Volk sich kritiklos vorführen lässt. Erschreckend!
Corinna S. am 17.04.2023 um 13:47 Uhr
Antwort auf Was in den letzten Wochen… von L.-A. Harth
PermalinkIch glaube, den meisten Menschen in Deutschland ist gar nicht bewusst, dass gerade dieser Lobbyverband existiert und dieser branchenübergreifend tätig ist. Man kennt die Pharmalobby, die Versicherungslobby, die Waffenlobby etc. Aber der Lobbyverband der Familienunternehmen vereint Teile der Vorgenannten zusätzlich unter seinem Dach und das ist in meinen Augen die wirkliche Problematik, wenn sich solche Konzerne dann darauf berufen, sie seien ja ein "Familienunternehmen".
Zieger Andreas am 23.04.2023 um 10:45 Uhr
PermalinkDieser Lobbyverband vereint die tatsächlichen Machthaber dieser Gesellschaft - und agiert tunlichst im Hintergrund. Je dümmer / unwissender das Volk, um so leichter läßt es sich regieren. Die Großbürgerlichen Demokraten haben das schon immer gewußt und praktiziert.
Ophelia am 24.04.2023 um 07:26 Uhr
Antwort auf Dieser Lobbyverband vereint… von Zieger Andreas
PermalinkWer hat den die Weimarer Republik absichtlich gegen die Wand fahren lassen? natürlich die obere Mittelstand und Familienunternehmen. Niemand aus der Arbeiterbewegung wollte es so weit kommen lassen. Was danach kam, wissen Wir doch alle. Oder? Die heutige Familienunternehmen sind nicht nur anders sondern auch größer als damals und agieren ähnlich wie Aktien notierte Unternehmen. Wer mal in solchen Unternehmen beschäftigt war würde das bestätigen! Da diese Unternehmer sich auch immer im Rotary Club Privat wiedersehen ist der Familienunternehmen Verband und dahinter stehenden Organisation im Prinzip nur ein Lautsprecher. Ich persönlich sehe an der gesamten Politischen Landschaft nur ein „Rette sich wer kann“, was danach kommt ist nur noch schemenhaft. Zu hören ist nur eine leise Spielende Kapelle.
Mehr nicht!