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Zoe Mayer
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Frage von Kathrin W. •

Liebe Frau Mayer, die Grünen in Niedersachsen hatten 2018 angesichts der Vogelgrippe weitreichende Vorschläge gemacht. Stimmen Sie diesen immer noch zu?

... letztendlich erscheint es mehr als unwahrscheinlich, dass die großen Ställe durch kleine Haltungen von freilaufendem Geflügel bedroht sind. Welcher seine Tiere liebende, kleine Geflügelhalter nähert sich freiwillig den großen Ställen, legt dort tote Tiere ab oder dergleichen? Auch eine Übertragung von Kleinhaltungen über Wildvögel auf Großstallungen ist ja etwas seltsam. Die großen Infektionsgeschehen finden meist in den großen Ställen statt. Da ist doch eher zu erwarten, dass aus den großen Ställen heraus Wildvögel und Kleinhaltungen infiziert werden... . Anbei die Vorschläge der Grünen Niedersachsen. Im Übrigen würde ich mich freuen, wenn Sie bzgl. Vogelgrippe bei der BDK in Hannover einen Dringlichkeitsantrag einbringen könnten. Viele Grüße, Kathrin W. .https://gruene-niedersachsen.de/vogelgrippe-raus-aus-der-sackgasse/

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Antwort von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN

Sehr geehrte Frau W.,

vielen Dank für Ihre eingereichte Frage! Die Beantwortung ist nicht trivial, da die jeweils geeigneten Maßnahmen bzw. Vorgaben von Bund und Ländern sich mitunter voneinander unterscheiden können. Ein wichtiger Grund hierfür ist u.a., dass das Seuchengeschehen oftmals nur vor Ort adäquat beurteilt werden kann und speziell darauf abgestimmt ein Vorgehen festgelegt werden muss. Unabhängig von dem Verlauf eines bestimmten Seuchengeschehens, muss auch die grundsätzliche Situation, z.B. Dichte der Tierhaltungen, beachtet werden, so dass eine Verallgemeinerung bezogen auf Detailfragen nicht möglich und sinnvoll ist. Der Bund gibt hier grundsätzliche Rahmenbedingungen vor, insbesondere über das Gesetz zur Vorbeugung vor und Bekämpfung von Tierseuchen (Tiergesundheitsgesetz - TierGesG). EU-Vorgaben setzen den Rahmen, das Tiergesundheitsgesetz konkretisiert, und die Länder führen aus.

Eine finale Bewertung des diesjährigen Seuchengeschehens der Vogelgrippe ist zum jetzigen Zeitpunkt schwierig, da uns weder exakte Zahlen bzw. eine prozentuale Auswertung der Ausbrüche in den unterschiedlichen Haltungsformen vorliegen noch die nachweislich erfolgten Übertragungswege im Detail. Ihrer These, dass die großen Infektionsgeschehen meist in den großen Ställen stattfinden, würde wir dennoch zustimmen. Denn obwohl Tiere in Freilandhaltungen einen nachvollziehbar einfacheren Kontakt mit Wildvögeln haben, handelt es sich um eine komplexe Situation, in der viele Faktoren eine Rolle spielen. Insbesondere im Bereich der Geflügelhaltung sind die Bestandsgrößen ein wichtiger Faktor. Es ist davon auszugehen, dass die Haltungsbedingungen, wozu z.B. Zugang zu Auslauf, ausreichendes Tageslicht, Geräuschkulisse etc. zählen, als auch eine deutlich geringere Besatzdichte (hohe Besatzdichte = sozialer Stress) und somit eine deutlich höhere Individualdistanz einen nicht zu verleugnenden Einfluss auf ein Infektionsgeschehen haben, denn chronischer Stress wirkt immunsuppressiv. Weiterhin können die zum Teil mit mehreren 10.000 Individuen in einem Stall gehaltenen Tiere den hohen Infektionsdruck nicht physiologisch kompensieren, so dass die derzeitige Geflügelhaltung ohne einen massiven Antibiotika-Einsatz nicht durchführbar wäre. Es gibt einen klaren wissenschaftlichen Zusammenhang zwischen Massentierhaltung / hoher Besatzdichte und der Häufigkeit bzw. Ausbreitung von Tierseuchen und Infektionskrankheiten, weshalb wir solch hohe Besatzdichten, wie derzeit in der Geflügelhaltung in Deutschland teilweise praktiziert, ablehnen.

Bezüglich der Aufstallungspflicht haben wir uns beim diesjährigen Ausbruch der Vogelgrippe bewusst nicht pauschal gegen oder für eine Aufstallung von Geflügel ausgesprochen, denn es ist sinnvoll, dass dies vor Ort in den Ländern und Kommunen je nach spezifischer Situation entschieden werden kann.

Wir werden auf Bundesebene weiterhin einerseits für geeignete Präventivmaßnahmen für zukünftige Ausbrüche der Vogelgrippe plädieren und uns andererseits bei der Bekämpfung der Vogelgrippe sowie sonstiger Tierseuchen für ein Maximum an Tierschutz einsetzen!

Mit freundlichen Grüßen,

Dr. Zoe Mayer

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