Ulrike Müller
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Frage von Martin B. •

Frage an Ulrike Müller von Martin B. bezüglich Umwelt

Sehr geehrte Frau Müller,
warum haben Sie im EU-Parlament gegen ein Verbot von Neonicotinoiden gestimmt? Als Sie vor ein paar Jahren vor den Starnberger Imkern gesprochen haben hat sich das noch ganz anders angehört. Vertrauen Sie nun den "Beratern" der Agrarkonzerne?

Viele Grüße aus Starnberg

Ulrike Müller
Antwort von
FREIE WÄHLER

Sehr geehrter Herr B.,

Vielen Dank für Ihre Nachricht. Wie beim Thema Pflanzenschutz meistens der Fall, muss man die Neonikotinoide differenziert betrachten und sich im Detail mit dem Nutzen und den Risiken bei verschiedenen Anwendungsfällen auseinandersetzen. Ich spreche mich nicht gegen das bestehende Verbot des Einsatzes der Neonikotinoide auf der Blüte bienenattraktiver Pflanzen aus. Solange die Bedenken über die Bienenschädlichkeit nicht ausgeräumt sind, hat dieses Verbot seine Berechtigung.

Die Europäische Kommission will nun aber das Verbot auch auf die Saatgutbeizung nicht-blühender und damit nicht bienenattraktiver Pflanzen ausweiten. Diese Ausweitung des Verbots unterstütze ich zum einen aus sachlichen Gründen nicht. Die Exposition ist vernachlässigbar, da Bienen diese Pflanzen normalerweise nicht ansteuern. Zum anderen gilt mein Widerspruch dem Vorgehen der Kommission. Der Vorschlag zur Ausweitung des Verbots wurde von der Kommission vorgelegt, ohne dass es zu diesem Zeitpunkt eine Freilandstudie gab. Auch lag der Kommission die für November 2017 angekündigte wissenschaftliche Neubewertung der Neonikotinoide der Europäischen Agentur für Lebensmittelsicherheit EFSA noch nicht vor. Damit hat die Kommission die bereits implementierten Maßnahmen ohne wissenschaftliche Grundlage und praxisfern gegen den gesunden Menschenverstand verschärft. Wie sich inzwischen nach der Veröffentlichung der ersten Freilandstudie herausgestellt hat, sind ihre Ergebnisse alles andere als eindeutig.

Das Verbot nimmt den Landwirten ein derzeit kaum zu ersetzendes wirkungsvolles Mittel zum Pflanzenschutz, ohne zu einer Verbesserung der Bienengesundheit beizutragen. Stattdessen sollten wir uns stärker um Maßnahmen wie den Ausbau der Kooperation von Landwirten und Imkern bemühen. Vielerorts ist dies bereits gute Praxis. Dabei geht es nicht nur um die Abstimmung der Zeiten des Pflanzenschutzmitteleinsatzes. Es geht auch darum, im Rahmen einer "Bienenfutterstrategie" die Fruchtfolge auf den Äckern so zu planen, dass den Bienen immer ausreichend Futterpflanzen zur Verfügung stehen. Durch den Anbau von Eiweißpflanzen steht Bienen Futter auch in Zeiten mit ansonsten wenig Blühangebot zur Verfügung. Solche Maßnahmen tragen dazu bei, dass die Bienen mit einer breiteren Grundlage besser durch den Winter kommen.

Mit freundlichen Grüßen
Ihre Ulrike Müller

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