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Frage von Gerhard R. •

Frage an Ulla Jelpke von Gerhard R. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen

Sehr geehrte Frau Jelpke,

Berichte zum Thema
Bundeswehr wirbt Schüler
findet man nach Eintragung folgender Überschriften in GoogleWeb:
PR-Strategien der Bundeswehr in Zeiten von Jugendarbeitslosigkeit,
Viel besser als Schule - Achtklässler bei der Bundeswehr,
Kinder im Schießkino: Bundeswehr in der Kritik,
Bundeswehr wirbt Schüler: Sport, Spaß und Afghanistan.

Immer mehr Eltern wollen nach meinem Eindruck nicht, daß ihre Kinder später in Afghanistan ihr Leben riskieren. Diese Eltern wollen mit ihrer Erziehung erreichen, daß ihre Kinder nicht als Freiwillige zur Bundeswehr gehen. Die Eltern können sich nach meinem Eindruck nicht darauf verlassen, daß in jeder Schule unkorrekte Werbeveranstaltungen der Bundeswehr verhindert werden.
Kann von der Schule gefordert werden, daß Eltern vor Werbeveranstaltungen der Bundeswehr informiert werden und die Gelegenheit erhalten, ihre Kinder von der Teilnahme abzumelden?
Wie können sich Eltern auf legalem Wege wehren, wenn ihre Kinder zur Teilnahme gezwungen werden?
Im schleswig-holsteinischen Eutin planen jetzt der Friedenskreis und die Grünen eine öffentliche Diskussionsrunde wegen einer Bundeswehrwerbung, die sogar vom schleswig-holsteinischen Bildungsminister(FDP) kritisiert wurde(Bericht unter der Überschrift "Kinder im Schießkino: Bundeswehr in der Kritik" in GoogleWeb).
Können Sie kurzfristig eine Antwort ermöglichen?

Mit freundlichen Grüßen
Gerhard Reth

Portrait von Ulla Jelpke
Antwort von
DIE LINKE

Sehr geehrter Herr Reth,

die Methoden, die die Bundeswehr bei ihrem Bemühen um Nachwuchsgewinnung anwendet, sind zum Teil extrem fragwürdig.
Es fällt dem Militär immer schwerer, die pro Jahr benötigten 20.00 "Freiwilligen" zu finden. Das liegt zum einen am Rückgang der Jahrgangsstärken, zum anderen aber auch daran, dass junge Frauen und Männer eben nicht unbedingt Neigung verspüren, in den Krieg nach Afghanistan zu ziehen und womöglich verletzt oder tot zurückzukehren. Anstatt auf ihre Kriegspolitik zu verzichten, versuchen die Militärwerber, sie aus dem Bewusstsein zu drängen und so zu tun, als sei die Bundeswehr ein ganz normaler Arbeitgeber. Schauen Sie sich die einschlägigen Homepages der Bundeswehr an oder die Sprüche, die sie in Radiospots oder auf Plakatwänden klopft: Gute Ausbildung, tolle Jobs, viel Spaß und nette Leute - darum geht es bei der Bundeswehr (angeblich), das will sie den Jugendlichen verklickern. Ihre sogenannten "KarriereTreffs" werben mit Musikgruppen, Kletterwänden, Technik. Kein Wort von Krieg, Blut und Gewalt, vom Tötenmüssen und Getötetwerden. Das nenne ich Jugendliche als Kanonenfutter missbrauchen. Ich bekomme immer wieder Bilder, welche Formen die Militärreklame annimmt, dass selbst achtjährige Kinder von Offizieren am Tag der offenen Tür in einer Bundeswehrkaserne in Panzer gehoben werden usw. Solche Methoden sind absolut verwerflich.
Nicht vergessen werden dürfen die Jugendoffiziere, die dafür sorgen sollen, dass Kinder und Jugendliche auch daran glauben, dass alles, was die Bundeswehr macht, auch richtig sei.
Leider beklagen Sie zu Recht, dass die Kinder- und Elternrechte unterentwickelt sind. Wenn der Besuch von Jugendoffizieren oder der Klassenausflug in eine Kaserne als Unterricht gelten, gibt es derzeit keine legale Möglichkeit zur Verweigerung. Dazu müssten die entsprechenden Gesetze geändert werden, was nur auf Landesebene erfolgen kann. Ich kann Ihnen nur raten, den Protest öffentlich zu äußern, wie das mit Leserbriefen und Veranstaltungen ja auch geschieht. Sie sollten das auch zum Gegenstand bei Elternversammlungen machen.
Wo ich auf Bundesebene wirken kann (wegen der Länderhoheit bei Schulen nur begrenzt), tue ich das auch. So fordert DIE LINKE den Verzicht auf die Propaganda der Jugendoffiziere in Schulen, wenigstens (!) die Jugendoffiziere von Antimilitaristinnen oder Antimilitaristen begleiten zu lassen, um eine differenzierte Meinungsbildung im Unterricht zu fördern. Sie finden auf meiner Homepage mehrere kritische Vermerke zur Militärreklame.
Mit freundlichen Grüßen

Ulla Jelpke