Wie soll Deutschland v. a. den globalen Süden hinsichtlich des Klimaschutzes unterstützen?
Es ist nicht nur so, dass beispielsweise die USA Rückschritte in Sachen Klimaschutz macht, nein: viele Schwellen- und Entwicklungsländer sind meines Verständnisses nach bestrebt, so viel Wohlstand wie die Industrieländer zu erreichen. Der schnellste Weg dorthin ist nicht-nachhaltiger Kapitalismus. Der Trend scheint zu sein, dass diese Länder den gleichen Fehler, den die Industrieländer gemacht haben, wiederholen, statt sich von Anfang an nachhaltig zu entwickeln. Auch, da beispielsweise PKWs, die hier aussortiert werden, weil ihre Abgaswerte nicht mehr den aktuellen Standards entsprechen, vom Hamburger Hafen aus nach Westafrika verschifft werden (wie ich vorletztes Jahr in der Schule gelernt habe).
Was kann und muss Deutschland dafür tun, dass diese Länder mehr Wohlstand erreichen, dabei aber nicht den gleichen Fehler wie der globale Norden machen? Und (inwiefern) setzen Sie sich dafür ein, Entwicklungs- und Schwellenländer in Sachen Klimaschutz zu fördern?

Sehr geehrte Frau H.,
vielen Dank für Ihre Frage! Meiner Meinung nach sollte Deutschland den globalen Süden, der im Vergleich zu seinem Beitrag zur Klimakrise überproportional unter dessen Folgen leidet, durch unter anderem folgende Maßnahmen in Bezug auf den Klimaschutz unterstützen, um Wohlstand und Klimaschutz nicht gegeneinander auszuspielen.
Zunächst braucht es eine verlässliche Finanzierung von internationalem Klimaschutz (z.B. Ausbau erneuerbarer Energien) und von Maßnahmen zur Anpassung an die Klimakrise (z.B. Erhöhung von Deichen). Hierfür sollte Deutschland seinen Beitrag zum internationalen Klimafonds, wie es auch unter der Ampelregierung geschehen ist, weiter erhöhen. Dieser größte multilaterale Klimafonds der Welt hilft zahlreichen Entwicklungsländern, eine klimafreundliche Wirtschaft aufzubauen und sie besser auf die Folgen des Klimakrise vorzubereiten.
Gleichzeitig kann nachhaltiger Wohlstand nur entstehen, wenn wirtschaftliche Zusammenarbeit nicht auf Ausbeutung beruht. Deshalb sollte Deutschland sich für verbindliche Menschenrechts- und Umweltstandards in Lieferketten einsetzen. Dabei war die europäische Lieferkettenrichtlinie und das deutsche Lieferkettengesetz ein wichtiger Schritt. Im Gegensatz zu den aktuellen Forderungen von der Bundesregierung sollte dieser nicht rückgängig gemacht werden. Stattdessen muss Klimaschutz, Nachhaltigkeit und die Wahrung der Menschenrechte weiterhin im Mittelpunkt der Handelspolitik stehen.
Nicht zuletzt braucht es faire Rohstoffpartnerschaften mit dem globalen Süden, die die Einhaltung von Umwelt- und Sozialstandards auch lokale Wertschöpfung priorisieren und gleichzeitig einen feministischen, dekolonialen, emanzipativen und partizipativen Ansatz verfolgen.
Handlungsleitend in der internationalen Zusammenarbeit muss bei alledem stets die Verankerung von ökonomischer Nachhaltigkeit und sozialer Gerechtigkeit sein.
Mit freundlichen Grüßen
Till Steffen