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Stephan Jersch
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Frage von Viola G. •

Frage an Stephan Jersch von Viola G.

Sehr geehrter Herr Jersch!

Wie beurteilen Sie das jeweilige quantitative Verhältnis in den Stadtteilen Bergedorf, Lohbrügge, Neuallermöhe und in den Vier- und Marschlanden südlich der A 25 zwischen Anzahl der SchülerInnen in der Sek I und II nach Wohnort zur Anzahl des staatlichen, weiterführenden Schulangebotes an Gymnasien und Stadtteilschulen?

Im Stadtteil Lohbrügge verfügen 2.268 (Sek I) + x (Sek II) = ? SchülerInnen nach Wohnort über 2 GYM und 2 StS.
Im Stadtteil Neuallermöhe verfügen 2.079 (Sek I) + x (Sek II) = ? SchülerInnen nach Wohnort über 1 GYM und 1 StS.
Im Stadtteil Bergedorf verfügen 1.805 (Sek I) + x (Sek II) = ? SchülerInnen nach Wohnort über 2 GYM und 1 StS.
In den Vier- und Marschlanden südlich der A 25 verfügen 1.649 (Sek I) + x (Sek II) = ? SchülerInnen nach Wohnort über 1 StS und kein GYM.

Stand: Schuljahr 2013/14, GYM = Gymnasium, StS = Stadtteilschule
Den Stadtteil Billwerder habe ich nicht berücksichtigt. Es gibt leider keine öffentlichen statistischen Daten zur Anzahl der SchülerInnen in Sek II nachWohnort.
GYM = Gymnasium, StS = Stadtteilschule
Quelle: Statistisches Amt für Hamburg und Schleswig-Holstein

Mit freundlichen Grüßen
V. G.

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Sehr geehrte Frau G.!

Rein quantitativ erscheint mir die Verteilung nur in Bezug auf das nicht vorhandene Gymnasium in den Vier- und Marschlanden auffällig. Alle anderen Zahlen erscheinen mir, auch unter Berücksichtigung der vielen geschichtlichen Gegebenheiten in der bezirklichen Schulentwicklung, unauffällig.
Gerade für die Vier- und Marschlande sehe ich in der Schulpolitik derzeit aber andere Schwerpunkte. Nach wie vor ist es so, dass Schülerinnen und Schüler aus den Vier- und Marschlanden, die sich an einer Stadtteilschule anmelden mehr oder weniger auf die STS Kirchwerder festgelegt werden. Alle anderen Schulwünsche werden fast ausnahmslos in den anderen STSs des Bezirks abgelehnt. Das ist insbesondere deshalb verwerflich, weil es viele Eltern gibt, die ihre Kinder gerne an Schulen mit anderen Profilen oder anderen Lern- und Lehr-Projekten angemeldet sehen würden. Die früher bestehende Schulwahl ist für die Stadtteilschulen de facto außer Kraft gesetzt. Ein Gymnasium in den Vier- und Marschlanden hätte da den gleichen Effekt. Bisher können sich Schülerinnen und Schüler aus den Vier- und Marschlanden hier mehr oder weniger frei eines der fünf Gymnasien aussuchen.

Letztendlich ist für mich aber der Punkt, dass das Zweisäulenmodell mit Gymnasien und Stadtteilschulen derzeit auf ein fuluminantes Scheitern hinausläuft. Den Stadtteilschulen wird die Last der Inklusion fast vollständig aufgeladen, während sich Gymnasien dem weitestgehend entziehen. Hier muss dringend gegengesteuert werden. Stadtteilschulen müssen finanziell und personell in die Lage versetzt werden ihrem Bildungsauftrag auf Augenhöhe mit den Gymnasien nachzukommen. Solange das nicht der Fall ist ist es klar, dass Gymnasien weiterhin an Attraktivität gegenüber den Stadtteilschulen gewinnen werden - was die Anmeldezahlen in Bergedorf ja leider belegen. In der Konsequenz bin ich der Meinung, dass das Modell einer 'Schule für alle' die beste Lösung für Bildungsgrechtigkeit in der Hansestadt wäre. Da die Frage nach einem Gymnasium für die Vier- und Marschlande nicht explizit Inhalt Ihrer Frage war, will ich darauf jetzt nicht weiter eingehen. Ich stehe Ihnen aber gerne für weitere Fragen zur Verfügung.

Mit freundlichen Grüßen
Stephan Jersch

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