Warum wird die MPU nicht abgeschafft?
Die MPU in Deutschland hat einen sehr schlechten Ruf. Im Vergleich zu den Niederlanden sind auch die Rückfallquoten nicht anders als hier, jedoch muss man dort dieses Prozedere nicht über sich ergehen lassen, man setzt einfachere, unwillkürlichere Maßnahmen ein.
Danke für die Frage.
Die Medizinisch-Psychologische Untersuchung (MPU) hat in Deutschland einen denkbar schlechten Ruf. Viele Betroffene empfinden sie als entwürdigend, intransparent und übermäßig kostspielig. Sie gilt weniger als Maßnahme zur Rehabilitation, sondern vielmehr als eine Art Strafritual, dessen Erfolgschancen stark vom Verhalten im Gespräch mit Psychologen abhängen – ein Umstand, der subjektiv und schwer nachvollziehbar wirkt. Besonders kritisch wird bewertet, dass dieser aufwendige und langwierige Prozess in keinem signifikanten Verhältnis zu seinem tatsächlichen Nutzen steht.
Ein Vergleich mit den Niederlanden macht diese Kritik deutlich. Auch dort gibt es Maßnahmen bei Alkohol- oder Drogenverstößen im Straßenverkehr, doch das Vorgehen ist weitaus pragmatischer und weniger belastend. Statt einer komplexen MPU setzt man dort auf klar strukturierte und standardisierte Programme: etwa verpflichtende verkehrserzieherische Schulungen, medizinische Kontrollen oder zeitlich begrenzte Fahrverbote. Diese Maßnahmen sind einfach umzusetzen, schnell durchführbar und verursachen deutlich geringere Kosten. Dennoch zeigen Untersuchungen, dass die Rückfallquoten in den Niederlanden kaum besser oder schlechter sind als in Deutschland – was die Wirksamkeit der MPU ernsthaft infrage stellt.
Vor diesem Hintergrund drängt sich die Frage auf, ob das deutsche System nicht grundlegend reformiert werden muss. Wenn einfachere und objektivere Maßnahmen wie in den Niederlanden eine vergleichbare Wirkung erzielen, ist der immense Aufwand der MPU kaum noch zu rechtfertigen. Eine moderne Verkehrspolitik sollte auf verhältnismäßige, evidenzbasierte Instrumente setzen – nicht auf ein bürokratisches Verfahren, das Betroffene häufig eher entmutigt als erzieht. Die MPU in ihrer aktuellen Form scheint weniger ein Werkzeug der Verkehrssicherheit zu sein als ein Ausdruck veralteter Kontrollstrukturen, die dringend auf den Prüfstand gehören.