Werden Sie den Antrag zu ME/CFS (Drucksache 20/4886) nun, da Sie Regierungsverantwortung tragen, erneut aufgreifen und in konkrete politische Maßnahmen überführen?
Sehr geehrte Frau Borchardt,
in der vergangenen Legislaturperiode haben Sie als CDU/CSU-Bundestagsfraktion einen sehr guten Antrag zu ME/CFS eingebracht, in dem Sie unter anderem auf die Notwendigkeit einer besseren Versorgung, Forschung und Anerkennung dieser schweren Erkrankung hingewiesen haben. (Drucksache 20/4886)
Daher meine Frage:
Werden Sie diesen Antrag nun, da Sie wieder Regierungsverantwortung tragen, erneut aufgreifen und in konkrete politische Maßnahmen überführen?
Falls nein, würde ich gerne verstehen, warum nicht – insbesondere angesichts der weiterhin prekären Versorgungslage und der wachsenden Zahl an ME/CFS-Betroffenen, auch im Zusammenhang mit Post-COVID-Erkrankungen.
Mit freundlichen Grüßen
Timo S.

Vielen Dank für Ihre Anfrage – sie trifft auf eine hoch relevante und drängende Problemlage.
Übernahme aus der Opposition in Regierungsverantwortung
Unser Antrag (Drucksache 20/4886) fand im Gesundheitsausschuss des Bundestages breite Unterstützung: Am 10. Mai 2023 wurde er thematisch behandelt und verabschiedet, begleitet von einem parteiübergreifenden Willensbekundungen zur Unterstützung Betroffener. Die Anhörungen im Bundestag im April 2023 verdeutlichten, wie dramatisch die Versorgungslage weiterhin ist .
Umgesetzte Maßnahmen seit Regierungsantritt:
Forschungsnetzwerke und Förderung
Im Februar 2025 startete das BMG erstmals ein übergreifendes Forschungsnetzwerk zu Long COVID einschließlich ME/CFS, das Modellprojekte für betroffene Kinder und Jugendliche einschließt
Das BMBF hat im Rahmen seiner Long-COVID-Förderlinie seit Mai 2021 rund 6,5 Mio. € bereitgestellt sowie eine klinische Studiengruppe (NKSG) an der Charité initiiert, unterstützt durch bis zu 10 Mio. € für eine nationale Studienplattform.
Versorgungsstrukturen
Zum 21. Dezember 2023 trat die bundesweite Long-COVID-Richtlinie des G-BA in Kraft. Sie etabliert eine strukturierte, koordinierte Versorgung mit inklusiver Erwähnung von ME/CFS, inklusive Fallsteuerung und Anbindung an Spezialambulanzen.
Über den G-BA werden derzeit elf Innovationsfondsprojekte gefördert, darunter das interdisziplinäre Versorgungskonzept „CFS_CARE“ und Diagnosestudien zu ME/CFS und Post-COVID.
Stigmatisierung & Aufklärung
Das BMG fördert das StiMECO-Projekt, das Stigmatisierung reduziert und den Zugang zur Gesundheitsversorgung verbessern soll.
Im Jahr 2022 wurde ein Nationaler Aktionsplan ME/CFS & Post-COVID vorgestellt, inklusive Konzepten für Aufklärungskampagnen und Leitfäden für Versorgungseinrichtungen.
Klinische Verankerung & Register
Aufbau standortübergreifender Register (z. B. Charité + Klinikum München / MCFC) durch Forschungsförderung seit 2021.Initiativen wie CFS_CARE erforschen Versorgungsmodelle, unter anderem gefördert durch den Innovationsfonds.
Runder Tisch & Therapie
Im September 2023 rief Gesundheitsminister Lauterbach einen Runden Tisch Long‑COVID ins Leben. Aufgabe: Empfehlungen zu Off‑Label‑Medikamenten – mit Berücksichtigung von ME/CFS – und Veröffentlichung eines Therapiekompasses im September 2024.
Konkrete nächste Schritte als Regierungshandeln
- Wir treiben weiterhin den Ausbau spezieller Kompetenzzentren und Ambulanzen voran – nunmehr mit gesicherter Finanzierung durch BMG, G-BA und Länder, unter Nutzung existierender Post-COVID-Ambulanzen.
- Das Thema ME/CFS wird strukturell verankert – etwa durch § 116b ASV-Fachzentren und spezifische Fallpauschalen, wie im Antrag gefordert.
- Wir fördern biomedizinische Forschung, fortführend die NKSG-Studienplattform, breite Förderlinien beim BMBF und Kooperationen mit DFG, DGE und europäischen Partnern
- Die Einbindung Betroffener erfolgt über Strukturformate wie Runder Tisch, Aktionsplan, Fachgesellschaften und Patienten-Register – zentral für Aufklärung und Forschung.
Fazit & Stellungnahme
Ja – wir setzen den Antrag aus der Opposition jetzt als Regierungserklärung um: Forschung, Versorgung und Anerkennung von ME/CFS werden strukturell verankert und mit konkreten politischen Ressourcen ausgestattet. Staatliches Handeln ist längst spürbar – und wird weiter ausgebaut.