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Frage von Hans-Günter G. •

Frage an Sigmar Gabriel von Hans-Günter G. bezüglich Umwelt

Sehr geehrter Herr Gabriel,

vielen Dank für Ihre Antwort vom 26.08.2013.
Sie sind einer der Politiker, die relativ schnell auf Fragen in diesem Forum antworten, dafür vielen Dank.
Leider haben Ihre Antworten nicht immer etwas mit den Fragen zu tun, sondern sie sind ausweichend, abschweifend und es hat manchmal den Eindruck, dass Sie zwar zurückschreiben, aber die Frage nicht beantworten wollen. So auch in diesem Fall.
Nach einem Ausstiegsbeschluss bis zum Jahre 2022 habe ich nicht gefragt, sondern nach dem Sinn oder Unsinn einer Atommüll-Endlagersuche.

Sie behaupten, dass uns keine andere Wahl bleibt, als ein ergebnisoffenes Suchverfahren durchzuführen.
Hat man dies in den vergangenen 36 Jahren nicht schon getan?

Sie behaupten weiter, wenn in Deutschland, trotz Endlagersuchgesetz kein sicheres Endlager gefunden wird, müsste man den tödlich strahlenden Müll im Ausland deponieren.
Gibt es denn im Ausland sichere Endlager? Oder wollen Sie unsere Nachbarn mit unserem Atommüll belasten? Was würde das kosten und wer würde das bezahlen?

Wären ein verantwortungsvoller Umgang mit Atommüll, statt die zum Scheitern verurteilte Endlagersuche, nicht das sofortige Abschalten aller Atommeiler?

Meine These und die zentrale Frage waren:

Entweder lassen wir die Atommeiler weiter laufen bis zur Findung eines Endlagers, mit dem Risiko, dass eines der Meiler uns um die Ohren fliegt und zigtausend Menschen und Tiere zu tote kommen, weite Landstriche unbewohnbar werden und Milliarden an Kosten auf uns zu kommen.

Oder wir schalten die Atommeiler sofort ab, forcieren den Ausbau der alternativen Energien, auch auf das Risiko hin, dass wir einen Engpass an Energie und ein Explodieren der Preise verkraften müssen, doch mit Schwierigkeiten, die zu bewältigen sind und keine unreparablen Schäden für unserer Kinder hinterlassen.

Welches Risiko könnten Sie im Ernstfall verantworten? Auf diese Frage hätte ich gerne eine Antwort. Danke

Schöne Grüße
Hans-Günter Glaser

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Sehr geehrter Herr Glaser,

ja, ich denke, dass Deutschland eine ergebnisoffene Endlagersuche braucht, denn: Diese gab es in den vergangenen 36 Jahren gerade nicht in Deutschland. Es gab eine politisch motivierte Entscheidung des damaligen niedersächsischen Ministerpräsidenten Albrecht, das grenznahe Gorleben zum Standort zu machen. Dieser Prozess hat nichts mit einer ergebnisoffenen Suche gemein, die sich an wissenschaftlichen Kriterien orientiert. Ich halte das jetzige Verfahren auch nicht zum Scheitern verurteilt.
Der Atommüll soll ja gerade nicht ins Ausland transportiert werden. Wie bereits gesagt, dies ist absolut keine Alternative! Ich fürchte aber, es gibt genügend politische Kräfte, die mit dieser Lösung leben könnten, getreu dem Motto: „Nur nicht vor meiner Haustür“. Deutschland muss seinen Atommüll aber selbst verantworten! Darum brauchen wir jetzt ein Verfahren.

Ich stimme Ihnen zu: Je weniger Atommüll wir produzieren umso besser. Für die existierenden hochradioaktiven Stoffe müssen wir dennoch eine Lösung finden.
Sie zeigen ein „entweder-oder“ auf, das es so meiner Meinung nach nicht gibt. Die Erneuerbaren Energien haben momentan einen Stromanteil von 25 Prozent . Dies ist ein enormer Erfolg, der im Jahr 2001 mit dem ersten Atomausstiegsbeschluss von Rot-Grün eingeleitet wurde. Wenn man zugleich aus Atom und Kohle aussteigen will, muss die Energiewende zügig fortgeführt werden. Die letzten Jahre waren verlorene Jahre für die Energiewende. Frau Merkel hat die Laufzeiten verlängert und dann durch die Ereignisse von Fukushima, vor allem aber durch den Druck in der Bevölkerung, eine 180-Grad-Wendung hinlegte. Die enormen Schadensersatzforderungen der Konzerne zahlt der Staat. Ich bin sehr stolz, dass die SPD starker Partner in diesem Bündnis der Gesellschaft war, das diese Umkehr erzwang.

Ich bekomme viele Briefe, in denen Bürgerinnen und Bürger über ihre Stromkosten berichten. Bei vielen ist die Grenze der Belastbarkeit längst erreicht. Das Vertrauen in die Energiewende darf aber nicht durch zu hohe Belastungen und Missmanagement verspielt werden. Ohne den Rückhalt der Menschen in diesem Land ist dieses Projekt nicht zu stemmen. Je eher wir die Energiewende endlich für alle tragbar umsetzen, umso weniger sind wir auf Kohle oder atomare Energie angewiesen - je eher, je besser.

Mit freundlichen Grüßen
Sigmar Gabriel