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Saskia Jürgens
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Frage von Peter A. •

Frage an Saskia Jürgens von Peter A. bezüglich Wirtschaft

Sehr geehrte Frau Jürgens,

warum wird die Leiharbeit nicht von den Bundesagenturen für Arbeit sondern von Privatunternehmen organisiert. Diese Firmen machen Profit mit den unverschuldet arbeitslos gewordenen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern.
Ich halte diesen Sachverhalt für einen entscheidenden Fehler des Systems.

Viele Grüße,
P. Albrecht.

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Antwort von
DIE LINKE

Sehr geehrter Herr A.,

Nicht nur Leiharbeitsfirmen machen mit Leiharbeit Profite, sondern auch Unternehmen, die sich Leiharbeiter ins Haus holen, da diese meist wesentlich weniger verdienen als Festangestellte. Ursprünglich wurde die Leiharbeit zugelassen, um kurzfristige Auftragsspitzen bewerkstelligen zu können. Dies ist jedoch eher selten der Grund für Leiharbeit. Auch wenn das Jobcenter, anstelle von Leiharbeitsfirmen Leiharbeiter vermitteln würde, würde sich die Situation der vermittelten Menschen nicht bessern.

DIE LINKE will Leiharbeit eindämmen, weil in Leiharbeit Beschäftigte unter schlechteren Arbeitsbedingungen weniger verdienen, erpressbar sind und ihr Arbeitsverhältnis meist nur von kurzer Dauer ist. Das führt dazu, dass häufiger Lücken bei der Einzahlung in die Rentenkasse entstehen, die später zur Altersarmut führen. Hinzu kommt, dass Leiharbeit auch Festangestellte erpressbar macht und somit Interessensgruppen, die eigentlich im selben Boot sitzen, gegeneinander ausgespielt und aufgehetzt werden.

Um fairere Verhältnisse zu schaffen fordern wir, dass Leiharbeiter denselben Lohn erhalten wie Festangestellte, plus einen Flexibilitätszuschlag von 10%. Damit wird Leiharbeit für Unternehmen unattraktiver. Nicht nur Leiharbeit, sondern auch sachgrundlosen Befristungen und Werksverträgen muss aus gleichen Gründen begegnet werden – beides wollen wir verbieten, um sichere und gute Arbeit, anstelle von Ausbeutung zu schaffen. DIE LINKE kämpft hinzukommend für einen Mindestlohn von 12 Euro pro Stunde und der Sozialversicherungspflicht ab dem ersten verdienten Euro, um Menschen ein würdiges Leben und Altern, sowie eine Absicherung in sämtlichen Lebenslagen zu ermöglichen.

Ein weiteres Argument, was gegen die Vermittlung von Leiharbeitern durch Arbeitsagenturen spricht ist, dass laut Artikel 12 des Grundgesetzes, jeder das Recht auf freie Berufswahl hat. Dieses Recht wird bereits jetzt schon verletzt. Die Zwangsvermittlungen führen häufig in 1-Euro-Jobs und Leiharbeit, was zum einen die Situation des Arbeitssuchenden nicht langfristig und nachhaltig verbessert und zudem häufig erworbene Qualifikationen zerstört, weil diese nicht weiter praktiziert werden können. DIE LINKE setzt sich dafür ein, dass anstelle von Hartz IV eine sanktionslose Grundsicherung tritt, die Menschen nicht in unwürdige Umstände zwingt. Außerdem setzen wir uns dafür ein, dass Weiterbildungsmöglichkeiten zum Erhalt und zur Weiterentwicklung der eigenen Qualifikationen für Arbeitslose zugänglich gemacht werden.

Das Ziel darf nicht sein, möglichst viele Arbeitssuchende in 1-Euro-Jobs und Leiharbeit unterzubringen, um die Arbeitslosenzahlen zu drücken. Es muss gute, nachhaltige und sichere Arbeit vermittelt und Qualifikationen gestärkt werden.

Ich hoffe, ich konnte ihnen mit Ihrer Frage weiterhelfen,

Herzliche Grüße,
Saskia Jürgens