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Ralph Edelhäußer
CSU
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Frage von ciro b. •

Können Sie Ihre Aussage, dass die Legalisierung von Cannabis fatale Folgen für Konsumenten hat mit Fakten und empirischen Daten belegen?

Weiterhin: welche Quellen legen Sie der Aussage zu Grunde, dass Drogenabhängige nur sehr selten für ihren eigenen Lebensunterhalt sorgen können, da ein Großteil der Abhängigen nicht arbeitsfähig ist?
Welche Definition legen sie außerdem den Begriff "Drogenabhängige" zu Grunde und differenzieren Sie zwischen harten und weichen Drogen?

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Sehr geehrter Herr B.,

vielen Dank für Ihre Anfrage. Gerne beziehe ich zu Ihren Fragen Stellung:

Es ist wissenschaftlich unbestritten, dass regelmäßiger und intensiver Cannabiskonsum schädlich für die Gesundheit ist. Denn Cannabis kann nicht nur süchtig machen, sondern steigert auch im signifikanten Maß die Gefahr für Depressionen, schizophrene Psychosen, Herz-Kreislauf-Folgeerkrankungen und Schädigungen der Gedächtnisleistung. Vor allem bei jungen Menschen gibt es beim Cannabiskonsum ein gravierendes Risiko, die Hirnentwicklung zu stören und neurokognitive Beeinträchtigungen zu entwickeln. Dazu gehören Beeinträchtigungen der Lern-, Aufmerksamkeits- und Gedächtnisfunktionen, aber auch psychische und psychosoziale Störungen. Allein schon aus diesem Grund fällt es mir schwer, bei Cannabis von einer „weichen“ Droge zu sprechen. Dieser Begriff verharmlost die Droge Cannabis, die sowohl ein psychisches Abhängigkeitspotenzial bietet, als auch gesundheitliche Schäden hervorrufen kann.

Meines Erachtens nach ist es nicht zu verantworten, eine Substanz zu legalisieren, die nachweislich schädlich ist. Auch die WHO hat im Februar 2019 klargestellt, dass Cannabis weiterhin unter das UN-Sicherheitsübereinkommen von 1961 fällt und sich dessen Verwendung ausschließlich auf medizinische und wissenschaftliche Zwecke beschränken soll. Darüber hinaus warnt die Bundesärztekammer vor dem Sucht- und Missbrauchspotenzial von Cannabis und vor allem vor den Gefahren für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene. Wissenschaftlich steht es außer Frage, dass der Cannabiskonsum insbesondere junge Gehirne schädigen kann, da das Frontalhirn erst mit Mitte 20 Jahren voll ausgereift ist. Bis die Entwicklung des Gehirns abgeschlossen ist, reagiert dieses besonders empfindlich auf Drogen und kann irreversible Schädigungen davon tragen. Ein regelmäßiger und hoher THC-Konsum erhöht die Wahrscheinlichkeit neurokognitive Beeinträchtigungen wie auch Psychosen, Depressionen und bipolare Störungen zu entwickeln. Dies zeigen Ergebnisse diverser Studien.

Dazu gehört die bisher größte Langzeitstudie zu diesem Thema, die von einem internationalen Forschungsteam durchgeführt wurde. In einem Zeitraum von 5 Jahren wurden Hirnscans von 800 Jugendlichen gemacht und miteinander verglichen. Die MRT-Aufnahme zeigen, dass die Hirnrinde der cannabiskonsumierenden Jugendlichen an bestimmten Stellen deutlich dünner ist, als bei der Vergleichsgruppe, die nicht Cannabis konsumiert hat. Die Veränderungen sind besonders deutlich beim präfrontalen Kortex zu erkennen, welcher uns bei der Lösung von Problemen oder der Planung von Handlungen hilft. Je mehr Cannabis von den Jugendlichen konsumiert wurde, desto ausgeprägter waren die Folgen in der Entwicklung des Gehirns. So konnten sie sich schlechter konzentrieren und handelten impulsiver. Auch die Analyse von zehn Meta-Studien unter kanadischer Leitung (veröffentlicht im Fachjournal „Addiction“) und die Auswertung der Daten von 43.000 Teilnehmern zeigte, dass eine Cannabisvergiftung zu leichten bis mittleren kognitiven Beeinträchtigungen führen kann, die über die Dauer des Rausches hinaus anhalten können. Generell nehmen die Behandlungen von Cannabis-Psychosen stark zu, wie die Daten des Universitätsklinikums Ulm zeigen. Dort haben sich zwischen 2011 und 2019 die Zahl der Psychiatriepatienten mit Cannabis-Psychose fast verachtfacht.

Eine Legalisierung von Cannabis würde zu einem noch einfacheren Zugang zu der Droge und einer Ausweitung des Konsums dieser führen. Die gesundheitlichen Folgen würden dementsprechend ebenfalls steigen. Das muss verhindert werden. Denn eine verantwortungsvolle Gesundheits- und Drogenpolitik wirkt einer Verbreitung gesundheitsgefährdender und riskanter Konsummuster entgegen, anstatt sie zu befördern. Aus diesem Grund steht für mich Prävention an erster Stelle, um insbesondere Kinder und Jugendliche vor einem gesundheitsgefährdenden Konsum von legalen wie auch illegalen, „weichen“ wie auch „harten“ Drogen zu schützen.

Schließlich ist Cannabis nicht die einzige Droge, die ein Risiko in unserer Gesellschaft darstellt. Auch Alkoholkonsum und Rauchen haben weitreichende Folgen. In all diesen Fällen können Suchtprobleme – abgesehen von den gesundheitlichen Folgen – auch zu erhöhten Fehlzeiten, Leistungsschwankungen, erhöhten Unfallrisiken und Verhaltensauffälligkeiten führen. Aus diesem Grund hat Drogenabhängigkeit ebenfalls einen Einfluss auf das Arbeitsleben und die Arbeitswelt. Arbeitnehmer, die drogenabhängig sind, können nicht mehr konstant und nicht mehr in der gewünschten Qualität ihre Leistungen erbringen, sodass eine Arbeitsunfähigkeit häufig unausweichlich ist. Beispielsweise ist laut des DAK-Gesundheitsreports aus dem Jahr 2019 in Bayern, der Krankenstand bei den von Sucht betroffenen Erwerbstätigen mehr als doppelt so hoch. Der Drogen- und Suchtbericht der Bundesregierung aus dem Jahr 2019 schätzte die jährlichen indirekten Kosten zum Beispiel durch schädlichen Alkoholkonsum auf 40,4 Mrd. Euro, davon entfallen 5,8 Mio. Euro auf Arbeitsunfähigkeit, 10,3 Mio. Euro auf Langzeitarbeitslosigkeit (Arbeitslosengeld II) und 2,1 Mio. Euro auf Produktivitätsverluste durch Pflegebedürftigkeit. Mit Blick auf diese Zahlen finde ich es gerechtfertigt den Aspekt der Arbeitsunfähigkeit bei Drogenabhängigkeit anzusprechen und auch auf diese Folgen einer Sucht aufmerksam zu machen. Denn eine Legalisierung von Cannabis würde damit auch die Arbeitswelt betreffen.

Mit freundlichen Grüßen

Ralph Edelhäußer

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