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Frage von Jürgen W. •

Frage an Michael Hartmann von Jürgen W. bezüglich Finanzen

Sehr geehrter Herr Hartmann,

zunächst einmal möchte ich die von der BILD-Zeitung iniitierte Fragekampagne auch an Sie richten:

"Diese Woche stimmen Sie im Bundestag über den deutschen Beitrag zu den Miliardenkrediten für Griechenland ab. Das Land hat jahrelang über die eigenen Verhältnisse gelebt. Die griechische Regierung hat die zuständigen EU-Institutionen mit vielfacher Trickserei hintergangen.
Die Bundesregierung erklärt, dass kei Steuergeld nach Griechenland fließt und Deutschland nur für Kredite bürgt, die pünktlich zurückgezahlt würden. Für den deutschen Steuerzahler gebe es deshalb kein nennenswertes Ausfallrisiko.
Wenn dem so ist: Sind Sie bereit, für diese Bürgschaft an die Griechen auch persönlich zu bürgen ? Und zwar in Höhe Ihrer Abgeordnetendiäten für ein Jahr ?"

Ergänzend von mir die Fragen:

Finden Sie es richtig, dass nun im Falle eines drohenden Finanzdebakels erneut der in Deutschland lebende Steuerzahler die Zeche zu zahlen hat ?

Warum werden die Kredite an Griechenland gewährt, obwohl es bisher keinerlei tatsächliche Einsparungen gegeben hat ? Mit anderen Worten: Erst einmal sollte Griechenland seinen Absichtserklärungen auch tatsächlich Taten folgen lassen; Zweifel an den ernsthaften Sparbemühungen sind aufgrund der bis in dieses Jahr erfolgten Tricks und Täuschungen mehr als angebracht.

Was passiert, wenn die Milliardenhilfen an Griechenland nicht ausreichen ? Mit dem Argument für die jetzige Kreditzusage kann Griechenland noch auf Jahre hinaus eine Belastung darstellen. Warum hält man sich nicht an den EU-Vertrag, der für einen solchen Fall eben gerade keine gegenseitige Hilfe vorsieht ? Mit welchem Recht sett man sich jetzt über dieses Vertragswerk hinweg ?

Wieso ist es nicht möglich für unser Land, für die hiesigen Probleme (Bildung, Straßen, Soziales, etc.) "einfach mal so auf die Schnelle" 22 Milliarden Euro bereit zu stellen ? Wissen Sie was man hier mit diesem Betrag alles positiv verändern könnte ?

Mit freundlichen Grüßen
Jürgen Weihrauch

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Antwort von
SPD

Sehr geehrter Herr Weihrauch,

zunächst möchte ich anmerken, dass ich es sehr bedaure wie viele Bürger auf die Bild-Kampagne angesprungen sind. Es geht bei den zurzeit existierenden Problemen in der Euro-Zone nicht darum, einen Staat gegen einen anderen oder ein Volk gegen das andere auszuspielen. Es geht vielmehr darum das Projekt Europa, dass uns immerhin die längste Friedensperiode in der Geschichte des europäischen Kontinents beschert hat, fortzuführen.
Gerade das Exportland Deutschland hat durch die Warenverkehrsfreiheit in Europa massiv wirtschaftlich profitiert. Die Ursachen der weltweiten Finanzkrise liegen in keiner Weise in Griechenland, Irland, Portugal oder Italien. Die Verursacher sitzen in den Glastürmen weltweit operierender Banken und Finanzinstitute die jahrelang mit risikoreichen und von der tatsächlichen Wirtschaft weigehend abgekoppelten Spekulationen Milliarden Gewinne gemacht haben. In der Krise hat sich gezeigt, dass die Risiken dieser Spekulationen eben nicht von den Spekulanten getragen werden, sondern von den Staaten die auf eine funktionierende Kreditwirtschaft angewiesen sind. Ein fallender Euro und steigende zinsen für alle Euroländer wären auch für Deutschland ein ernsthaftes Problem.
Ausgerechnet die Kanzlerin und Ihre Stilisierung als "Madame Non" in der Bild-Zeitung haben zur Verschärfung der Griechenlandkrise entscheidend beigetragen. Man wollte von Seiten der CDU/CSU und der FDP die Krise vor der Wahl in NRW herunterspielen und sich als Gegner einer finanziellen Unterstützung gebärden. Diverse Wirtschaftswissenschaftler haben inzwischen bestätigt, dass dieses wahltaktische Verhalten die Kosten für die Rettung und damit die Belastung für uns all in die Höhe getrieben hat.
Wie Sie sicherlich wissen, hat die SPD im Bundestag dem Rettungsschirm für Griechenland und dem Euro-Rettungspaket nicht zugestimmt. Dies lag nicht an einer generellen Ablehnung der Rettungsbemühungen. Wir halten diese im Gegenteil für sinnvoll und notwendig. Wir bemängeln aber das Vorgehen der Bundesregierung im Gesetzgebungsverfahren.
So langen den Fraktionen die vertraglichen Grundlagen zum Euro-Rettungspaket zum Zeitpunkt der Abstimmung im Deutschen Bundestag nicht vor. Dieser Umstand macht eine Zustimmung für uns unmöglich.
Neben diesen verfahrenstechnischen Bedenken wiegen aber die inhaltlichen schwerer. Ich bin, wie auch meine Fraktion, der Auffassung, dass wir die entfesselten Finanzmärkte in vernünftige Bahnen lenken müssen. Darüber hinaus muss für die Zukunft sichergestellt werden, dass nicht die Gewinne aus Spekulationen privatisiert und die Risiken und Verluste sozialisiert werden.
Daher fordern wir eine Finanzaktionssteuer, ein Verbot von Leerverkäufen und das Verbot von Kreditversicherungen, denen kein Kredit zu Grunde liegt. Diese Bedingungen wollte die Bundesregierung zum Zeitpunkt der Abstimmung aber nicht erfüllen.
Inzwischen ist auch auf Seite der Regierung Bewegung zu erkennen. Allerdings bleibt abzuwarten ob die Absichtserklärungen auch zu Resultaten führen oder nur inhaltsleere Beruhigungsankündigungen für die Bürgerinnen und Bürger sind.

Mit freundlichen Grüßen

Michael Hartmann, MdB