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Frage von Helge Rainer B. •

Frage an Michael Hartmann von Helge Rainer B. bezüglich Recht

Sehr geehrter Herr Hartmann,

die Tat von Winnenden hat uns alle sehr betroffen gemacht und ist verachtenswert! Ziel sollte es sein, eine solche Tat künftig zu verhindern, zumindest aber zu erschweren.

Offenbar unterstützen CDU/ CSU sowie die SPD den von der FDP unterbreiteten Amnestie-Vorschlag, illegale Waffen innerhalb eines begrenzten Zeitraum abzugeben, wie auch die Idee, der besseren Aufbewahrung und der stärkeren Kontrolle - was ich grundsätzlich begrüße.

Jedoch zu meinem konkretem Anliegen: dem geplanten PAINTBALL-VERBOT

Man mag über den Paintballsport geteilter Meinung sein.
Während Frau Fograscher in der Bundestagssitzung (23.04.) meinte, bei dieser Schießsportart würde die Menschenwürde verletzt, äußerte Herr Bosbacher (CDU) gestern im Fernsehinterview, dass der Rechtsstaat den „Unwertgehalt“ dieses Spiels nicht erlaubt sein müsse.

Ja, es „schießen“ dort Menschen auf Menschen (ganz freiwillig!) - so wie man sich auch beim Völkerball mit Bällen abwirft, beim Fechten mit dem Florett touchiert oder beim Boxen gar richtig mit Fäusten malträtiert. Menschenverachtend ist dies sicher nicht.
Paintball ist in den USA, wie auch den meisten EU-Ländern etabliert, wird beworben und zum Teil im Fernsehen übertragen. Es ist vor allem ein Gruppensport. Da ist kein Platz für Einzelgänger („Rambos“) oder angehende Amokläufer. Nicht umsonst nutzen viele Firmen – international – auch Paintball zum Team-Building.

Soweit mir bekannt, war der Täter von Winnenden nicht einmal Paintballspieler.

Wieso will man dann Paintball „als Konsequenz aus dem Amoklauf“ verbieten?
Wäre es dann nicht auch konsequent, Knallplättchen- und Wasserpistolen, wie auch Cowboy&Indianer-/ Räuber&Gendarm-Spiele zu verbieten?

Glauben Sie wirklich, dass man mit dem Paintballverbot, wie auch den weiteren Verschärfungen, künftige Amokläufe verhindern kann?

Welche Alternativen sehen Sie?

Für Ihre Antwort bedanke ich mich im Voraus!

Mit freundlichen Grüßen aus Mainz,
H. Buchholz

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Antwort von
SPD

Sehr geehrter Herr Buchholz,

für Ihre kritischen Anmerkungen zum geplanten Verbot von Paintball-Spielen danke ich Ihnen. Ich habe Verständnis dafür, dass Sie sich Sorgen um das Hobby vieler Menschen machen.

Paintball verursacht keinen Amoklauf und ein Verbot dieser Sportart wird einen solchen leider auch nicht verhindern können. Eine ständige Änderung des Waffenrechts stellt ebenfalls keine Lösung dar.

Die schreckliche Tat von Winnenden, vor allem aber der erschütternde Brief der betroffenen Eltern an die Öffentlichkeit haben jedoch deutlich gemacht, dass wir entschieden politisch handeln müssen.

Im Umgang mit Schusswaffen und simulierten Kampfhandlungen im zivilen Bereich müssen wir gesellschaftlich noch sensibler werden. Wenn wir also über das Waffenrecht diskutieren, müssen wir auch über Paintball sprechen, denn bei diesem Spiel wird das Schießen und Töten von Menschen simuliert.

Ich habe mir in dieser ohnehin viel zu aufgeheizten Debatte viele Gedanken gemacht und befinde mich selbst in einem Abwägungsprozess. Dennoch bin ich davon überzeugt, dass dieses angestrebte Verbot Sinn macht. Daher teile ich die Auffassung meiner Kolleginnen und Kollegen in der Bundestagsfraktion und unterstütze ein mögliches Verbot.

Ich weiß, dass wir an dieser Stelle nicht einer Meinung sind. Allerdings eint uns alle die Verantwortung, durch einen sensiblen Umgang mit Menschen und Medien für die Zukunft dazu beitragen, eine Tragödie wie die vom März diesen Jahres zu verhindern.

Mit freundlichen Grüßen
Ihr

Michael Hartmann