Marlene Schönberger
Marlene Schönberger
Bündnis 90/Die Grünen
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Frage von Nadine Z. •

Wann kommt das Verbot des Menschenkaufes ?

Sehr geehrte Frau Schönberger,
die Lebenserwartung von jungen Frauen in der europäischen Prostitution beträgt im Schnitt 39 Jahre. https://www.emma.de/artikel/die-bittere-wahrheit-340401
Der UN-Ausschuss, der die Umsetzung des "Übereinkommens zur Beseitigung der Diskriminierung von Frauen" kontrolliert, hat Deutschland schon mehrmals aufgefordert, die Nachfrage der Prostitution zu kriminalisieren. Warum haben Sie das bislang noch nicht gemacht ? Warum führen Sie das Nordische Modell nicht ein ?
Vielen Dank im Voraus für Ihre Antwort.

Marlene Schönberger
Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Sehr geehrte Frau Z.,

Vielen Dank für Ihre Frage zu diesem wichtigen Thema! 

Menschenhandel und Zwangsprostitution sind nicht hinnehmbar, aber ein Sexkaufverbot ist nicht der richtige Weg, um den Betroffenen wirklich zu helfen. So ein Verbot würde zwar die sichtbare Straßenprostitution verdrängen, aber Sexarbeit nicht beenden. Sexarbeitende würden in die Unsichtbarkeit gedrängt: die Gewalt gegen Sexarbeitende steigt durch ein Verbot.  

Wir möchten mit dem durch das Bundesfamilienministerium geplanten Nationalen Aktionsplan gegen Menschenhandel das Problem ganzheitlich angehen. Uns ist es dabei sehr wichtig, die Rechte von Sexarbeitenden umfassend zu stärken und die Menschen zu schützen, die freiwillig in der Prostitution tätig sind. Dazu gehört neben der Sensibilisierung bei Sexarbeitenden, Freiern und in der gesamten Gesellschaft, auch der Ausbau von Fachberatungsstellen und der Zugang zu Gesundheitsversorgung. Aktuell stellt aber das Dunkelfeld ein großes Problem dar. Es gibt kaum belastbare Daten, die die tatsächliche Anzahl von Sexarbeitenden und den Betroffenen von Zwangsprostitution zeigen. Um hier Klarheit zu schaffen, wurde eine Berichterstattungsstelle zu Menschenhandel am Deutschen Institut für Menschenrechte eingesetzt. Außerdem findet derzeit eine Evaluation des Prostituiertenschutzgesetzes durch das Kriminologische Forschungsinstitut Niedersachen statt. Diese ist sehr wichtig, damit auf einer faktenbasierten Grundlage entschieden werden kann, wo Änderungen notwendig sind.  

Wie Sie sehen, ist uns der Schutz von Sexarbeitenden vor Gewalt und das Vorgehen gegen Menschenhandel sehr wichtig. Ich hoffe Ihre Frage zufriedenstellend beantwortet zu haben.  

 

Mit freundlichen Grüßen 

Marlene Schönberger 

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