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Laura Wahl
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Frage von Hans S. •

Ihre Partei setzt sich für ÖPNV ein,sie sind Aufsichtsratsvorsitzende der EVAG,wieso setzen Sie sich nicht für eine Abschaffung von Umtauschfristen von Fahrkarten & die Erstattung der Fahrpreise ein?

Sehr geehrte Frau Wahl,
als Aufsichtsratsvorsitzende der EVAG sollten Sie doch etwas bewegen können, Sie sollten also ein gewisses Mitspracherecht genießen.
1.) Wieso gibt es immer noch Umtauschfristen für Fahrkarten der EVAG & sind Sie bereit sich dafür einzusetzen diese (soziale) Ungerechtigkeit zu beseitigen?

Die EVAG bekommt Gelder für eine Leistung,die sie irgendwann nicht mehr bereit ist zu erbringen und legitimiert dies mit ständigen Preiserhöhungen und einer damit verbundenen lächerlichen (kurzen) Umtauschfrist. Eine verbesserte Qualität des Angebots ist jedoch nicht zu erkennen.Für jeden Kunden der EVAG ist das ein Schlag ins Gesicht.

2.) In anderen Städten gibt es die Möglichkeit von "Kurzstreckentickets" (bspw. Berlin wo man für 3 Stationen nur 2 statt 3,80 € zahlt) in Erfurt wurde meines Wissens auch schon darüber diskutiert, warum wurde dies aber noch nicht umgesetzt? Wäre es für Sie denkbar eine Einführung bei der EVAG anzustoßen?

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Antwort von
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Sehr geehrter Herr S.,

vielen Dank für das Einsenden der Fragen, auf welche ich Ihnen gern eine Antwort gebe.

1.) Umtauschfristen

Lassen Sie uns vorab bitte den Fall etwas konkretisieren. Ich nehme an, dass Sie Bezug nehmen auf die verlorene Gültigkeit von Tickets nach der letzten Tarifmaßnahme der EVAG.

Hierzu möchte ich gern Nachfolgendes zusammenfassen, um sicherzugehen, dass unser Austausch auf demselben Wissen fußt:

- Über die Maßnahme sowie die Notwendigkeit des Umtauschs wurde öffentlichkeits- und pressewirksam informiert.

-Die Tarifmaßnahme vom 13.12.2020 wurde angekündigt und bis drei Monate danach (13.03.2021) hätten alte Tickets abgefahren werden können. Weiterhin standen drei zusätzliche Monate zur Verfügung (bis zum 13.06.2021) zum Nachlösen oder Umtauschen der Karten. Da die Maßnahme bereits vor dem Inkrafttreten angekündigt wurde, stand allen Fahrgästen also mindestens ein halbes Jahr Zeit zur Verfügung, um Karten umtauschen zu können, eine aus meiner Sicht alles andere als „lächerlich kurze“ Umtauschfrist. Ergänzend sei erwähnt: die Umtauschfristen sind verbundweit im VMT geregelt.

Umtauschfristen sind keine Ausnahme sondern der Regelfall. Denn andernfalls wäre es theoretisch denkbar, heute unbegrenzt Einzelfahrkarten zum Preis von 2,20 €/Stück zu kaufen und diese im Jahr 2050, wenn die Preise voraussichtlich inflationsbedingt höher liegen dürften, einzulösen, umzutauschen, weiterzuverkaufen … Es kann also schlichtweg nicht auf Fristen verzichtet werden.

Was ihre subjektive Meinung zum nicht verbesserten Angebot anbelangt, so nehme ich Ihre Kritik gerne mit. Vielleicht werden Sie noch etwas konkreter und teilen mir mit, welche Leistungen Sie am meisten in Anspruch nehmen, welche Strecken Sie fahren, wo Ihnen Preise nicht gerechtfertigt vorkommen (und aus welchen Gründen), welche Leistungen und/oder Verbesserungen Sie sich wünschen …

2.)  "Kurzstreckentickets"

Kurzfahrtickets wurden schon häufiger im Stadtrat und den Gremien diskutiert. Ich lehne die Einführung davon aus folgenden Gründen ab:

- Die Kurzfahrtickets kämen v. a. Menschen zugute, die in der Innenstadt ein paar Stationen fahren wollen. Dies sind häufig Strecken, die sich als Alternative auch laufen lassen. Es ist davon auszugehen, dass v.a. Tourist*innen und Spontanfahrende die Kurzstreckentickets nutzen würden.

- Menschen aus den Großwohnsiedlungen am Rande der Stadt hätten davon allerdings wenig, denn für eine Fahrt von den Außenbezirken der Stadt bis in die Innenstadt müsste weiterhin ein normales Ticket gelöst werden.

- Würden Kurzstreckentickets angeboten, ist davon auszugehen, dass nicht mehr Tickets gekauft würden, sondern v.a. bisherige Normal-Tickets durch die günstigeren Kurzstreckentickets ersetzt würden. Diese Einnahmeausfälle für die EVAG müssten durch den städtischen Haushalt ausgeglichen werden.

In der Abwägung ist mir wichtiger, dass wir weiterhin möglichst günstige Tarife für alle Menschen und das Sozialticket anbieten können, das ebenfalls aus dem städtischen Haushalt bezahlt wird. Daher sehe ich, zusammengenommen, in der Einführung von Kurzstreckentickets für die Erfurter*innen keine Vorteile und lehne dies ab.

Mit freundlichen Grüßen
Laura Wahl

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