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Klaus Ernst
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Frage von Rene L. •

Frage an Klaus Ernst von Rene L. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen

Sehr geehrter Herr Ernst,

Sie haben die Teilnahme an "maybritt illner" abgesagt, da Sie nicht mit Erika Steinbach diskutieren wollen ( http://www.spiegel.de/kultur/tv/0,1518,717975,00.html ).

Nun hat gerade Ihre Partei, die alte PDS, immer kritisiert, dass sie ausgegrenzt worden sei und ausgegrenzt wird. Ohne den Inhalt der Rede von Frau Steinbach gutzuheissen: Halten Sie es für zielführend, eine ähnliche Ausgrenzungsstrategie zu fahren?

Rene Lima

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Antwort von
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Sehr geehrter Herr Lima,

bei meiner Absage bei Frau Illner ging es um die Frage, inwiefern wir uns als LINKE an der Tolerierung gezielter rechter Provokationen beteiligen. Inwiefern wir als LINKE die Aussagen von Erika Steinbach als Teil des "demokratischen Meinungsspektrums" adeln und mit ihr diskutieren.

Dass es sich bei den Aussagen von Erika Steinbach nicht um Zufälle oder Versehen handelt, ist offensichtlich. Der Spiegel hat das in einem Artikel schön formuliert: "Frau Steinbach ist eine erfahrene Politikerin, sie leitet den Bund den Vertriebenen seit zwölf Jahren und müsste es besser wissen. Das "Faktum", die Polen hätten schon im März 1939 mobilisiert, ist mehr als die Feststellung einer historischen Tatsache. Es suggeriert natürlich, der deutsche Überfall auf Polen am 1. September 1939 sei nur eine Reaktion auf die vorausgegangene polnische Mobilmachung gewesen, die Polen hätten angefangen. Da hilft es auch nicht, wenn Frau Steinbach hinterher versichert, Hitler habe "die Büchse der Pandora geöffnet". Der Brandgeruch der Relativierung bleibt in der Luft hängen. Und wenn sie auch noch Bartoszewski einen "schlechten Charakter" bescheinigt, vor allem deswegen, weil er ihre Briefe nicht beantwortet habe, dann bewegt sie sich im Bereich des Lächerlichen."

Und es war Steinbach die bereits 1998 nach ihrer Wahl zur BdV-Vorsitzenden erklärte, Warschau müsse wenigstens symbolisch eine Entschädigung für die Vertreibung von Millionen Deutschen aus den Gebieten östlich von Oder und Neiße leisten. Sonst müsse Berlin den Beitritt Polens zur EU blockieren. Ausgerechnet Bartoszewski hatte sie damals verteidigt. Er erklärte, es sei doch offensichtlich, dass es sich nur um Rhetorik handele, die dazu diene, die Position Steinbachs gegenüber der Altherrenriege im BdV zu festigen. Er halte sie für eine rationale Person, mit der man reden solle.

Nach den wiederholten verbalen Entgleisung von Frau Steinbach stand für mich fest, dass ich nicht bereit bin mit meiner Anwesenheit, ihre zum wiederholten Mal gezielten verbalen Angriffe als Teil des "demokratischen Meinungsspektrums" in der Sendung zu adeln. Die darauf folgende Absage habe ich auch in einer Pressemitteilung deutlich begründet: http://www.klaus-ernst-mdb.de/nc/presse/detail/zurueck/aktuell-7950145781/artikel/steinbach-keine-politische-gespraechspartnerin-mehr/

Mit freundlichen Grüßen

Klaus Ernst

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