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Frage von Rainer B. •

Frage an Klaus Barthel von Rainer B.

Warum haben Sie gegen den Antrag der Grünen gestimmt, der eine Neuzulassung von Glyphosat verhindern wollte?
Wir sitzen doch alle in einem Boot!
Wie dringlich die Angelegenheit ist zeigt sich doch schon direkt vorort: ich lebe in Maising, an das die Kaserne der Bundeswehr angrenzt. Vor wenigen Jahren wurden dort (im Wasserschutzgebiet!!) hunderte Liter von Roundup Ultra (Gyphosat-Pestizid von Monsanto) an den 1,2 km langen Zaun gesprüht, der das Kasernengelände umschließt. Aus wenn die Trinkwasserentnahme in der Maisinger Schlucht, wohin das Wasser aus der Kasernenregion unterirdisch und über einen Bach abfließt, in achtzig Meter Tiefe erfolgt, und damit keine unmittelbare Gefahr für die Menschen bestand, ist es doch nur eine Frage der Zeit, bis das Glyphosat auch in unserem Trinkwasser ankommt. Das "Kasernen"-Glyphosat jedenfallst konnte ungehindert über den Mühlbach in den Starnberger See gelangen.
Ich habe damals versucht, herauszubekommen, welcher Entscheider der Bundeswehr für dieses Umweltdesasterr zuständig war. Dort wurde aber nur gemauert. Sogar im Wasserwirtschaftsamt in Weilheim, das meines Erachtens komplett fehlbesetzt ist, wurde behauptet, dass der Gifteinsatz ja unproblematisch gewesen sei, da die Trinkwasserentnahmestelle tief genug läge und außerdem eine ausreichender Abstand vom Trinkwasserschutzgebiet eingehalten worden wäre.
Dazu muss man wissen, dass das Schild "Trinkwasserschutzgebiet" nur einen (!) Meter vom Kasernenzaun entfernt steht!
Die Amphibien- und die Insektenpopulationen in diesem Gebiet dürften massiv Schaden genommen haben und damit bekommen auch die Fische nur noch wenig Nahrung. Vielleicht haben Sie ja auch davon gehört, dass die Fischer im Starnberger See und Ammersee beklagen, dass die "Brotfische" seit einigen Jahren immer langsamer wachsen....

Ich bitte Sie, mir zu sagen, warum Sie gegen den dringend benötigten Antrag der Grünen gestimmt haben, eine Neuzulassung für Glyphosat abzulehnen?

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Antwort von
SPD

Sehr geehrter Herr Bartesch,

vielen Dank für Ihre Frage.

Zu der von Ihnen erwähnten Abstimmung möchte ich klarstellen, dass ich keinesfalls für eine Verlängerung des Einsatzes von Glyphosat gestimmt habe. Ich habe vielmehr gegen einen Antrag der Grünen zu dem Thema gestimmt, und das bedeutet nicht, dass ich den Einsatz von Glyphosat begrüße oder gar fordere.

Aus Sicht der SPD-Bundestagsfraktion soll die Anwendung von Glyphosat in der Landwirtschaft schrittweise reduziert werden. Damit die Reduktion möglich wird, setzen wir uns für eine Stärkung der gezielten Erforschung sicherer Alternativen von Glyphosat ein, um der deutschen Landwirtschaft langfristig andere Möglichkeiten anbieten zu können, die wirksam und für Mensch und Tier ungefährlich sind sowie unsere natürlichen Ressourcen schonen. Insofern wehre ich mich gegen manche Unterstellung, irgendeiner Pharma-Lobby zu dienen. Die Pharmakonzerne würden an den derzeit vorhandenen Alternativprodukten sicher nicht weniger verdienen.

Um also einen vernünftigen Ausstiegsplan für die Anwendung in der Landwirtschaft zu entwickeln, braucht es Zeit. Durch meine Ablehnung des Antrags der Grünen, die voreilige Zulassung von Glyphosat zu stoppen, will die SPD dem Prozess diese notwendige Zeit geben. Gleichzeitig heißt das, entsprechenden Druck aufzubauen und die Forschung voran zu treiben.

Wissenschaftler, Umwelt- und Verbraucherverbände sowie Ärzte warnen seit Jahren vor den gesundheitlichen und ökologischen Folgen eines übermäßigen Einsatzes von Glyphosat. Diese Warnungen werden durch neue Erkenntnisse der internationalen Krebsforschungsagentur IARC (ein Gremium der Weltgesundheitsorganisation WHO), die Glyphosat als "wahrscheinlich krebserregend bei Menschen" einstufen, untermauert. Auch das von der SPD geführte Ministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit steht der weiteren Verwendung von Glyphosat kritisch gegenüber.

Die SPD-Bundestagfraktion fordert deshalb als Sofortmaßnahme ein Verbot für die Anwendung von glyphosathaltigen Herbiziden in Haus- und Kleingärten. Aktuell sind glyphosathaltige Mittel frei zu erwerben und können privat ohne Sachkundenachweis angewendet werden. Gerade hier kommt es vermehrt zu Fehlanwendungen und Überdosierungen. Die SPD setzt sich dafür ein, dass glyphosathaltige Herbizide in Baumärkten und im Internethandel nicht mehr frei erhältlich sind.

Der Schutz der Gesundheit von Verbraucherinnen und Verbrauchern und die nachhaltige Entwicklung der Landwirtschaft stehen für die SPD-Bundestagsfraktionen an erster Stelle. Deshalb kann auch die Glyphosat-Debatte nicht isoliert geführt werden, sondern nur im Zusammenhang mit der dringend notwendigen Umstellung der Landwirtschaft auf nachhaltigere Produktionsformen. Dies gilt vor allem auch mit Blick auf die weltweite Situation, da in zahlreichen anderen Ländern, aus denen wir Lebensmittel und/oder Tiernahrung importieren, Glyphosat sehr großzügig eingesetzt wird. Was wir also brauchen, sind keine Schnellschüsse, sondern verbindliche Ausstiegspläne.

Die Tatsache, dass auf europäischer Ebene die Entscheidung vertagt wurde, zeigt, dass das Umdenken begonnen hat.

Den Vorgang im Pöckinger Kasernengelände kann ich nicht beurteilen. Ich teile Ihre Meinung dazu und setze mich mit meiner Fraktion dafür ein, Glyphosat in solchen Fällen, wie auch im kommunalen Bereich, auf Bahnstrecken und Straßenrändern nicht mehr zu verwenden.

Mit freundlichen Grüßen
Klaus Barthel