Der Kandidat Kerem Schamberger steht auf einer Brücke. Er trägt ein grünes Hemd und lächelt in die Kamera.
Kerem Schamberger
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Frage von Ina H. •

Rot - Grün ist mit seinem Afghanistan-Einsatz gescheitert und mit seiner Prostitutionspolitik- beides vor 20 Jahren. Werden Sie sich an der Fortführung einer gescheiterten Idee beteiligen?

Guten Tag Herr Schamberger,

als Rechtsanwältin engagiere ich mich ehrenamtlich für Umdenken in der Prostitutionspolitik. Heute fordern Politiker/Lobbyisten immer noch dasselbe wie vor 20 Jahren: "Menschenhändler, Zuhälter und Ausbeuter sollen stärker verfolgt und bestraft werden". Aber sie bekommen die Kriminalität nicht in den Griff. Man muss erkennen, wenn man sich selbst belügt. Schlimm aber, wenn Politiker wieder wegsehen und der Gesellschaft vortäuschen man könne alles regeln. Noch schlimmer wenn man auf Kosten der Schwächsten Gesetze macht, mit denen andere Milliardengeschäfte machen. Prostitution ist heute schon in der Illegalität - alles andere ist Lobby-Lüge. Die rot-grüne Gesetzgebung ist auch hier hoffnungslos. Schluss damit. Werden Sie sich an der Fortführung einer gescheiterten Idee beteiligen? Oder denken Sie über die Chancen und Hoffnungen nach, die das Nordischen Modell bietet? Im Gegensatz zu Afghanistan, gibt es einen konstruktiven Lösungsvorschlag.

VG I.Hansmann

Der Kandidat Kerem Schamberger steht auf einer Brücke. Er trägt ein grünes Hemd und lächelt in die Kamera.
Antwort von
DIE LINKE

Sehr geehrte Frau H.

bei uns in der Linken werden unterschiedliche Wege diskutiert, wie man mit Prostitution politisch umgehen sollte. Klar ist, dass sich gesellschaftliche Machtverhältnisse auch in der Sexarbeit niederschlagen. Einig sind wir uns darin, dass wir die Kriminalisierung und Stigmatisierung von Sexarbeiter*innen ablehnen. Gestärkt werden müssen die Selbstorganisation, freiwillige Beratungs-, Umschulungs- und Fortbildungsangebote, eine angemessene Gesundheitsversorgung sowie die sozialen Rechte von Sexarbeiter*innen insgesamt, die auch als Selbstständige vielen Benachteiligungen ausgesetzt sind. Wir fordern auch einen Anspruch auf Sozialleistungen und sozialversicherte Beschäftigung sowiedie Einbeziehung in eine Solidarische Erwerbstätigenversicherung.

Beim Nordischen Modell bin ich unsicher. Ich glaube nicht, dass Kriminalisierung grundsätzlich etwas hilft. Natürlich bin ich ganz massiv gegen den von Ihnen erwähnten Menschenhandel und die Ausbeutung von Prostituierten. Aber das Nordische Modell führt im Endeffekt auch zu einer Kriminalisierung der Sexarbeiter*innen und nicht nur der Freier. In einem System, das Sexarbeit entkriminalisiert (nicht unbedingt legalisiert!), können sich Sexarbeiterinnen organisieren. Und Entkriminalisierung bedeutet natürlich auch nicht, dass nicht reguliert wird.

Beste Grüße

Kerem Schamberger