Warum wird Kindergeld nicht abgeschafft und stattdessen kostenfreie Angebote wie freies Mittagessen in Kitas/Schulen, freie Bildungsangebote wie Musikunterricht oder Sport geschaffen?
Als Lehrerin sehe ich oft Familien, in denen Erwachsene zwar vom Kindergeld profitieren, bei den Kindern jedoch wenig davon ankommt. Diese Familien investieren das Kindergeld nicht in die Bildung und gesunde Ernährung ihrer Kinder. So schafft man nicht gleiche Chancen für alle Kinder.

Halllo,
vielen Dank für die Frage, die ein zentrales Gerechtigkeitsthema anspricht. Als Grüne ist es uns ein großes Anliegen, dass jedes Kind die gleichen Chancen auf Teilhabe, Bildung und eine gesunde Entwicklung erhält – unabhängig vom Einkommen oder Bildungsstand der Eltern. Deswegen freuen wir uns auch sehr über das Startchancen Programm, das zumindest für besonders belastete Schulen durch mehr Ressourcen und einer gezielten Schulentwicklung bessere Bildungsbedingungen für Kinder schaffen soll.
Auf Landesebene setzen wir uns für kostenfreie und qualitativ hochwertige Angebote in Kitas, Schulen und im Freizeitbereich ein – von beitragsfreien Kitas über kostenlose Schülerfahrkarten bis zu gesundem Schulmittagessen und niedrigschwelligen Sport- und Kulturangeboten. Denn solche Angebote kommen bei allen Kindern an, unabhängig davon, wie die Eltern das Geld einsetzen. Somit ist auch die Einführung der Ganztagsschule ein wichtiges Element, das Kindern am Nachmittag kostenlose Bildungs- und Betreuungsangebote bietet und Eltern auch finanziell entlastet.
Und nun zum Kindergeld: Das Kindergeld ist eine bundesgesetzlich geregelte Leistung, über die die Länder nicht allein entscheiden können. Es ist Teil einer finanziellen Familienförderung, die alle Familien erreicht, aber eben nicht immer gerecht wirkt, weil es unabhängig vom tatsächlichen Bedarf ausgezahlt wird. Deshalb setzen wir uns auf Bundesebene für eine Reform ein – insbesondere für die Einführung der Kindergrundsicherung, die alle bisherigen Leistungen – auch das Bildungs- und Teilhabepaket – bündelt und treffsicherer an den Bedarf der Kinder angepasst wird.
Denn auch das Bildungs- und Teilhabepaket, das für Kinder aus Familien mit geringem Einkommen zusätzliche Unterstützung für Mittagessen, Musikunterricht oder Sport bietet, erreicht in der Praxis leider viel zu oft die Kinder nicht, die es am dringendsten brauchen – weil die Anträge kompliziert sind oder die Familien nicht ausreichend informiert werden.
Deshalb braucht es beides:
- verlässliche, kostenfreie Bildungs- und Teilhabeangebote vor Ort, die alle Kinder direkt erreichen, und
- eine gerechtere finanzielle Unterstützung über eine gut ausgestaltete Kindergrundsicherung auf Bundesebene.
Nur so schaffen wir es, dass kein Kind durchs Raster fällt – egal, wie seine Startbedingungen sind.
Wir hoffen, dass wir Ihre Frage dadurch etwas beantworten konnten.
Mit freundlichen Grüßen,
Team Hamburg