Werden Sie und die CDU/CSU alles in Ihrer macht stehende tun, dafür zu sorgen, dass EU-Staaten seit Jahrhunderten gesprochene regionale Sprachen schützen und als Amtssprache zulassen?
Ich höre in den Medien das Estland gegen die russische Sprache vorgeht. Estland kam 1710 von Schweden zu Russland. So hat sich im Land eine russische Sprachgruppe von über 20% der Bevölkerung gebildet, die in einigen Orten sogar die Mehrheit stellt. Sollten nicht moderne Staaten solche Sprachgruppen achten und diese regional auch als zweite Amtssprache zulassen. Es spricht nichts dagegen, dass auch an russischen Schulen in Estland Estnisch von der 1. Klasse an gelehrt wird, dies sollte aber nie die andere Sprache verdrängen, sondern den Menschen helfen mit der Mehrheit im Land zurecht zu kommen. Sollte dieses Vorgehen Estlands dazu führen, dass Russland dort eingreift, wäre das der NATO-Fall und damit der Beginn des 3. Weltkrieges. Auch in der Ukraine gab es Gesetze die das Russische zurück drängten und den Aufstand im Donbas befeuerten. Es wäre besser die Ukraine hätte sich Luxemburg und die Schweiz zum Vorbild genommen, wo mehrere Sprachen Amtssprache sind. Was tut die Außenpolitik?

Sehr geehrter Herr S.
Estland hat während der Sowjetzeit eine starke Russifizierung erfahren, was tiefgreifende Auswirkungen auf die Kultur und die Sprache des Landes hatte. In diesem historischen Kontext war es von entscheidender Bedeutung, dass die Esten die estnische Sprache bewahrten und verteidigten. Diese Erfahrung prägt auch heute noch die politische und gesellschaftliche Landschaft Estlands.
Dennoch hat Estland - als Mitglied der Europäischen Union seit 2004 - das Rahmenübereinkommen zum Schutz nationaler Minderheiten ratifiziert und verschiedene Programme zur Verbesserung der sozio-ökonomischen Situation von Minderheiten eingeführt. Besonders positiv hervorgehoben werden von Europarat und anderen Institutionen die Sprachkursprogramme, die es Menschen ohne Estnischkenntnisse ermöglichen sollen, sich durch den Erwerb der Landessprache besser zu integrieren.
Ich habe den Eindruck, dass Estland weiterhin diese Integrationspolitik mit Nachdruck verfolgt, besonders seit dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine. Ein zentrales Ziel ist es, die gesellschaftliche Segregation zu überwinden und sowohl den estnisch- als auch den russischsprachigen Teil der Bevölkerung einander näherzubringen. PISA-Studien zeigen, dass russischsprachige Schülerinnen und Schüler bei den nationalen Prüfungen schlechter abschneiden, was es ihnen erschwert, ihre Ausbildung an einer Universität in Estland erfolgreich fortzusetzen. Daher ist es dem estnischen Staat wichtig, allen Bürgern die gleichen Chancen zu bieten – unabhängig von ihrer Muttersprache.
Die Republik Estland ein souveränes und unabhängiges Land ist, das das Recht hat, eigene Entscheidungen zu treffen. Es wird von den Einwohnern erwartet, die Amtssprache zu beherrschen, um eine vollständige gesellschaftliche Teilhabe zu ermöglichen.
Mit freundlichen Grüßen
Jürgen Hardt