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Jorinde Schulz
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Frage von Henrike R. •

Werden Sie sich im Abgeordnetenhaus für einen Ernährungscampus für Berlin einsetzen, auf dem die Bevölkerung die Ernährungswende als ihr ureigenes Anliegen verfolgen kann?

Der Ernährungscampus Berlin steht im Konzept des Berliner Ernährungsrats für die Gestaltung eines klimagerechten und sozial fairen Ernährungssystems. Er ist Experimentierfeld und Möglichkeitsraum, sich gemeinsam ernährungspolitisch auszurichten. Zugleich werden dort Forscher*innen, Expert*innen, Politiker*innen und Praktiker*innen eingebunden. So sollen zeitnah konkrete und vor allem breit akzeptierte Antworten auf die große, drängende Frage gefunden werden: Wie schaffen wir es bis 2030, in Berlin klimagerecht zu essen? Wie können künftig Produktion und Konsum aller Lebensmittel die planetaren Grenzen wahren und zugleich sozial fair sein? Wie organisieren wir eine gute Ernährung, die allen schmeckt? Wie ermöglichen wir den Zugang aller zu guten Lebensmitteln, wie gehen wir mit Fleischproduktion und -konsum um?
Mehr unter https://ernaehrungsrat-berlin.de/ernahrungscampus-berlin-konzeptvorschlag/

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Antwort von
DIE LINKE

Sehr geehrte Frau R.,

die Idee einer intensiven Zusammenarbeit zwischen städtischen Initiativen, Aktivist*innen, Forscher*innen, Praktiker*innen und Politiker*innen, um Berlins Ernährungssystem sozial und ökologisch zu gestalten - wie es beispielsweise im Rahmen eines "Ernährungscampus" möglich wäre, unterstütze ich.

Folgendes sind die Kernpunkte einer LINKEN Ernährungsstrategie: In Zusammenarbeit mit Brandenburg wollen wir als LINKE die regionale, ökologische Landwirtschaft fördern. Das kann einerseits geschehen, indem Kantinen und Catering in städtischen Betrieben und Einrichtungen verstärkt auf Bio-Ernährung regionaler Erzeuger setzen. Andererseits ist es wichtig, kleinere bäuerliche Betriebe im Berliner Umland beim Aufbau regionaler Logistik-, Verarbeitungs- und Vertriebsnetzwerke zu unterstützen.

Wir wollen die Verschwendung von Lebensmitteln beenden. Food-Sharing und Lebensmittelspenden jenseits des Mindesthaltbarkeitsdatums helfen bei der nachhaltigen, verantwortungsvollen Nutzung von Nahrungsmitteln. Wir setzen uns für die Entkriminalisierung des sogenannten Containerns ein. Wir wollen mehr Orte der Gemeinschaftsverpflegung in Berlin und ein Berliner Monitoring zu Ernährungsarmut einführen.

DIE LINKE wird sich auf Bundesebene dafür einsetzen, dass die Mehrwertsteuer für nachhaltige und gesunde Lebensmittel auf sieben Prozent gesenkt wird. Wir fordern die kostenlose Bereitstellung von Leitungswasser (durch Trinkspender) im öffentlichen Raum und in öffentlichen Gebäuden. Die Förderung von Leitungswasserangeboten soll ebenfalls in der Gastronomie und im Einzelhandel erfolgen, auch um dadurch das Angebot zuckerhaltiger Getränke zurückzudrängen.

Ein zentraler Faktor in Bezug auf die ernährungspolitische Wende sind außerdem die Arbeitsbedingungen in der deutschen Landwirtschaft, die durch Niedriglohnarbeit und die Ausbeutung von migrantischen Arbeiter*innen geprägt wird. Dieses Lohndumping, das menschenunwürdige Zustände in der Landwirtschaft herbeiführt und Preise unsäglich drückt, gehört beendet. Kommunale Kaufhäuser können außerdem die Marktmacht großer Supermarktketten brechen, die kleine, ökologisch produzierenden Betrieben schwer benachteiligt.

Mit freundlichen Grüßen,
Jorinde Schulz