Wie stellen Sie sicher, das der “Demokratische Sozialismus” demokratisch bleibt und wo findet man die konkreten Pläne, die es ja geben müsste?
Liebe Frau Schwerdtner,
ich finde es mindestens bemerkenswert als Partei einen Systemwechsel zu fordern, zu einem System was bisher keiner kennt. Denn wenn es sich hierbei nicht um eine Begriffsdiskussion handelt und sie nicht die Sozialdemokratie aus Skandinavien, sondern ein wirklich neues System fordern, dann darf man ja mal fragen, wie sie es geschafft haben den Widerspruch Aus Sozialismus und Selbstbestimmung zu lösen.
Mit freundlichen Grüßen,
Emil B

Lieber Herr B.,
vielen Dank für Ihre Frage. Die Linke versteht sich als eine demokratisch-sozialistische Partei. Wir setzen uns für eine Gesellschaft ein, in der alle Menschen in Frieden, Freiheit, Würde und sozialer Sicherheit leben können, und die Möglichkeit zur demokratischen Teilhabe haben - in der Politik, der Gesellschaft und an ihrem Arbeitsplatz.
Es ist ein Trugschluss, dass Sozialismus und Demokratie/ Selbstbestimmung in einem Widerspruch zueinander stehen. Der Sozialismus als politische und wirtschaftliche Ideologie strebt eine gerechtere Gesellschaft an, die neben der gerechten Verteilung von Wohlstand auch die Beteiligung aller Arbeiter*innen und Bürger*innen an der Gestaltung von Gesellschaft und Wirtschaft umfasst. Wie der demokratische Sozialismus des 21. Jahrhunderts, den wir als Partei anstreben, aussehen soll, können Sie in unserem Parteiprogramm ausführlich nachlesen: https://www.die-linke.de/partei/programm/
Selbstverständlich setzt sich die Linke trotzdem auch kritisch mit der Geschichte des Realsozialismus auseinander. Wir erkennen beispielsweise an, dass der im Rahmen der DDR geschehene Versuch, ein sozialistisches Deutschland aufzubauen, gescheitert ist. Wir verurteilen den Mangel an Demokratie und die Missachtung elementarer Bürgerrechte, das grundsätzliche Misstrauen des Staates gegenüber seinen eigenen Bürger*innen und das mangelhafte Wirtschaftssystem.
Abschließend ist anzumerken, dass es ebenfalls ein Trugschluss ist, dass Kapitalismus und Demokratie/ Selbstbestimmung nicht in einem Widerspruch zueinander stehen. Extreme soziale Ungleichheit, die Ausbeutung der arbeitenden Bevölkerungsgruppen (das schließt alle Menschen ein, die nicht von Kapitaleinkünften leben – also bspw. auch Selbstständige, Rentner*innen, Künstler*innen), der individuelle und globale Wettbewerbsdruck, die Zerstörung der Umwelt und die Abhängigkeit von materiellen Gütern sind alles Konsequenzen aus dem kapitalistischen Wirtschaftssystem. Diese Umstände hemmen die gleichberechtigte Teilhabe aller in der demokratischen Gesellschaft und die individuelle Selbstbestimmung.
Das perfekte demokratische System gab es noch nie. Wir sind überzeugt von den Grundsätzen der sozialistischen Idee, die Gerechtigkeit und Teilhabe für alle verspricht und auf Solidarität baut. Wir setzen uns für eine demokratische Transformation ein, die dieses Ziel schrittweise erreichen soll.
Mit solidarischen Grüßen
Das Team von Ines Schwerdtner