Dieses unbearbeitete Bild zeigt mich lächelnd mit weißem Hemd und Sakko bekleidet vor der Jugendherberge auf Burg Lichtenberg
Helge Schwab
FREIE WÄHLER
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Frage von Arta G. •

Sehr geehrter Herr Schwab, wie ist Ihre persönliche Meinung bezüglich gendergerechter Sprache?

Sehr geehrter Herr Schwab,

Da dieses Thema äußerst aktuell ist, möchte ich Ihnen gerne folgende Frage stellen:

Wie ist Ihre persönliche Einstellung hinsichtlich gendergerechter Sprache? Ist es für Sie ein Schritt zur Gleichberechtigung, da sich hierbei auch Menschen angesprochen fühlen, die sich weder dem männlichen noch dem weiblichen Geschlecht zugehörig fühlen, oder gibt es Ihrerseits große Bedenken? Nutzen Sie selbst gendergerechte Sprache und wenn ja, in welcher Form (Genderstern, Unterstrich, Doppelpunkt, Binnen-I etc.)?
Über eine schnelle und ausführliche Antwort würde ich mich sehr freuen.

Vielen Dank.
Arta G.

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Antwort von
FREIE WÄHLER

Sehr geehrte Damen und Herren,

gerne beantworte ich Ihre Fragen nach bestem Wissen und Gewissen:

Geschlechtergerechte Sprache ist ein Thema, welches immer öfter in den Medien auftaucht. – Im Grunde genommen ist dies eine späte Auswirkung aus der Frauenbewegung der 60er Jahre. Diese soll heute möglichst dazu beitragen, dass sich möglichst niemand mehr sprachlich diskriminiert fühlt. – Die Idee ist gut. Die Mittel hingegen aus meiner Sicht absolut untauglich.

Wenn wir heute zurückblicken, hatten wir bis zur Einführung dieser Empfehlung der gendergerechten Sprache eine geschlechterneutrale Sprache. – Wir haben nämlich in unserer Sprache für Hauptwörter drei grammatikalische Geschlechter. Der Fehler ist, dass diese Formen anstatt Form einfach Geschlecht genannt wurden. Der zweite Fehler aus heutiger Sicht ist, dass wir von Neutrum, Femininum und Maskulinum statt in diesem Fall von Standartform sprechen.

Genau betrachtet werden Männer in unserer Sprache nicht genannt, weil die generisch maskulinen Wörter kein biologisches Geschlecht bezeichnen.

Mit neutralen Formulierungen meinen Gender-Forscher, dass wir aus "Anglern" "Angelnde" machen sollen. Dies ist aber nicht dasselbe, da "Angelnde" nur so lange tatsächlich "Angelnde" sind, wie diese ihre Angel auch ins Wasser halten. "Angler" hingegen ist man auch, wenn man anschließend an der Theke steht, um über den vergangenen Tag und den Fang zu resümieren…

Wie ist es denn mit "Bürger" oder "Mörder"? Die einen leben in einem Land, die anderen haben einen anderen Menschen umgebracht. – Personenbezeichnungen bilden wir mit klassisch maskulinen Wörtern. Welches Geschlecht diese zunächst unspezifische Person hat, interessiert in diesem Fall überhaupt nicht.

Es ist auch nicht korrekt, dass Wörter ein Geschlecht abbilden. Wörter bezeichnen. Sie urteilen und interpretieren nicht.

Schreibweisen mit Binnen „I“, Gendersternchen, Binde- oder Schrägstrich, blähen ursprünglich gut lesbare Texte unnötig auf, ohne einen sachlichen Inhalt hinzuzufügen. Dies führt dazu, dass Texte häufig schwer lesbar werden. Dass diese Texte unseren Rechtschreibregeln widersprechen, sei am Rande ebenfalls erwähnt.
Die Sprache der Menschheit hat sich seit Menschengedenken stets weiterentwickelt. Durch die Sprache der Menschen selbst. Sobald es etwas Neues gab, beispielsweise ein Fahrrad mit Elektroantrieb, so wurde auch gleich ein passender Name dafür gefunden. Nicht von der Regierung. Von den Erfindern – den Menschen selbst.

Sollten wir weitere Wörter benötigen, etwa für das Dritte Geschlecht, so bin ich mir ganz sicher, dass wir dieses Wort ganz schnell erfinden werden. Aber eben erst wenn es gebraucht wird.

Erinnern Sie sich an die Rechtschreibreform der 90er Jahre? – Wir sollten weniger Fehler (oder waren es FehlerInnen) machen. Unser gesunder Sprachinstinkt wurde gestört, viele Neuerungen aus diesem Grund nicht umgesetzt. Die Folge war, dass diese völlig unnötige Reform sukzessive in großen Teilen wieder zurückgenommen wurde. Unsere Sprache dient der Kommunikation und dem Austausch, der Mitteilung und dem Verständnis. Und nicht jeder Zweck heiligt alle Mittel.

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Helge Schwab
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