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Gregor Gysi
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Frage von Maximilian B. •

Frage an Gregor Gysi von Maximilian B. bezüglich Recht

Sehr geehrter Herr Dr. Gregor Gysi

Ich bin oft in konservativen und gemäßigt-linken Kreisen unterwegs und stelle mit Verärgerung immerwieder fest, dass dort vielfach die Meinung vorherrscht, die LINKE sei letztlich eine Art "SED in Oppositionsphase", mit ein paar westlichen Ausläufern. Personelle Veränderungen beim Übergang zur PDS sind vielfach GAR NICHT bekannt, und die inhaltliche Neuausrichtung wird entweder als "unverändert" oder - bei etwas mehr Kenntnis der Lage - als "scheinheilig" interpretiert. Die Medien bemühen sich bekanntlich, dieses Meinungsbild auch nicht zum Einstürzen zu bringen... das ist eine Schwäche der Linke, die sich doch irgendwie ausräumen lassen muss.
Man staunt nicht schlecht wenn ich festhalte, dass nur 10% der SED-Mitglieder Mitglied der PDS wurden. Dass diese Leute meist aus der Parteibasis kamen. "Achso, wirklich?" Nein, vom Politbüro ganz sicher nicht. Leider konnte ich jedoch keine Informationen dazu finden, inwiefern das auch auf das ZK zutrifft? Sie waren in die Umbrüche damals ja engagiert involviert und können das vielleicht beantworten? Ansonsten würde ich mich über einen Literaturverweis freuen.

Und zur inahltlichen Abgrenzung von der SED: Die fällt umso leichter seit die CDU keinen Anlass sieht, auf den NSA-Skandal etwas zu antworten. Die Afd sich mit DDR-Tugenden von innerer Sicherheit und niedriger Ausländerquote schmückt - eine skurille Form der Ostalgie. Wenn die CDU-lastige sächsische Justiz bei DD-Nazifrei politisch motivierte Urteile spricht und Verfahren auslöst. Die Thüringer CDU bei einer Wahlniederlage uneinsichtig ausfällig wird und zur "Jagt" auf "Banden" ruft. Immerda merkt man sehr schön, wer in der Praxis das Schlechte an der DDR nicht überwunden hat... mit diesen Dingen kann man (junge) Konservative leicht zu einem Gefühl von peinlicher Irritiertheit bringen. Fazit: Würden Sie zustimmen, dass DIE LINKE zum Thema SED stärker selbst das Wort ergreifen sollte? Oder hielten Sie diesen Fokus für falsch?

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Antwort von
DIE LINKE

Sehr geehrter Herr Blum,

vielen Dank für Ihre Nachricht vom 14. Dezember 2014.

Wir hatten eine sehr ausführliche und lange Auseinandersetzung mit der Geschichte der SED. Im Geschäftsführenden Parteivorstand ist überhaupt nur noch ein einziges ehemaliges SED-Mitglied. Wir haben uns nicht nur inhaltlich, sondern auch personell stark verändert. Aber wenn wir permanent selbst das Thema besetzen, werden wir immer wieder mit der SED in Verbindung gebracht. Für die meisten Menschen hat sich das zum Glück erledigt. Allerdings nicht für alle, wie Sie auch merken.

Ich wünsche Ihnen alles Gute.

Mit freundlichen Grüßen

Gregor Gysi

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