Frage an Gregor Gysi von Walter K. bezüglich Soziale Sicherung
Sehr geehrter Herr Gysi,
der Wahlkampf hat gerade begonnen und die Parteien hängen ihre Plakate aus. Ich bin unterwegs gewesen und habe in einer Straße zwei Plakate Ihrer Partei gesehen. Auf dem ersten war Ihr Kopf mit dem Zitat: Reichtum für alle - zwei Lampenmasten weiter ein Plakat der Linken: Reichtum besteuern.
Wie ist das zu verstehen? Erst verteilt der Staat Geld an alle, um dann alle höher zu besteuern, so dass am Ende alle schlechter dastehen. Das hört sich nach Sozialismus a la DDR an. Oder war das eine Panne bei Ihrer Werbeagentur?
Aber im Ernst: Wie stellt sich die Linke "Reichtum für alle" vor? Woher soll das Geld kommen und wie soll es verteilt werden? Ab wann gilt man für die Linke als reich? Sollen auch diejenigen "reich" werden, die nachweislich nicht arbeiten möchten und zumutbare Arbeitsangebote ablehnen?
Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie mir das erläutern würden.
Mit freundlichen Grüßen
Walter Kessen
Sehr geehrter Herr Kessen,
mein Plakat soll zu einem Teil eine Provokation sein. Sie wissen, dass die SPD plötzlich vier Millionen Arbeitsplätze aus dem Hut zaubern will, Union und FDP versprechen mitten in der Krise Steuersenkungen - alles irreal.
Daraufhin wollte ich mit dem Spruch "Reichtum für alle" provozieren. Auf jeden Fall soll ja die Erkenntnis wachsen, dass man Reichtum begrenzen muss, um Armut zu überwinden. Dann sind zwar nicht alle reich, aber sehr viel mehr können ein Leben in Würde führen. Außerdem wollte ich zu einem zweiten Gedanken anregen. Es wäre unserer Gesellschaft schon sehr viel geholfen, wenn jede und jeder reich an Bildung und Kultur wäre. Das übrigens muss konsequent durchgesetzt werden.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Gysi
Weitere Fragen an Gregor Gysi
Zunächst müsste eine Aufwertung der Löhne im Rentenrecht stattfinden, damit man endlich in Ost und West für die gleiche Arbeit auch die gleiche Rente bezieht.
Ich stimme Ihnen zu und wir widersprechen diesbezüglich auch regelmäßig im Bundestag und in den Ausschüssen.
Schwierig wird es für meine Partei bei der Europawahl und den drei anschließenden Landtagswahlen im Osten.
Die Pensionen für Frauen liegen durchschnittlich bei 60 Prozent, die von Männern durchschnittlich bei 70 Prozent. Insgesamt ergibt dies einen Durchschnitt von 66 Prozent.