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Frank Schwabe
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Frage von Tamara F. •

Es gibt jetzt ein in der EU zugelassenes Medikament gegen Corona. Es gilt als sehr effektiv. Impfpflichtdebatte abblasen?

Omikron ist die bislang harmloseste Corona-Variante. Die Impfstoffe wirken nicht mehr gut, da sie nicht auf Omikron angepasst sind. Länder mit hohen Impfquoten haben auch hohe Inzidenzen (Portugal, Bremen). Länder mit niedrigen Impfquoten ( Sachsen, Thüringen) haben teilweise niedrige Inzidenzen. Deutsche Nachbarländer sperren auf (Großbritannien, Dänemark). Und jetzt gibt es sogar noch ein von der EMA zugelassenes Medikament.

https://www.tagesschau.de/ausland/europa/ema-empfehlung-paxlovid-101.html

Tagesschau schreibt:
""Nach der Zulassung ist Paxlovid das erste Mittel, das mit Corona infizierte Patienten zu Hause oral einnehmen können. Die Covid-Pille des US-Herstellers Pfizer gilt als sehr effektiv.""

Ist die Impfpflicht nicht ein toter Gaul, von dem man absteigen müsste?

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Antwort von
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Sehr geehrte Frau Tamara F,

vielen Dank für Ihre Frage.                                                                                                                                                                                                  

Mit Erleichterung habe auch ich die Nachricht verfolgt, dass die Firma Pfizer ein Medikament entwickelt hat, das im Falle einer Corona-Erkrankung vor einem schweren Verlauf schützen soll. Die Tablette ist ein weiterer Baustein im Kampf gegen die Pandemie. Ich bin froh, dass unser Gesundheitsministerium bereits eine Million Packungen Paxlovid geordert hat. Aller Voraussicht wird die Pille noch im Februar bei uns in Deutschland erhältlich sein.

Dennoch kann und darf die Tablette kein Ersatz für eine Impfung sein. Denn das Medikament hilft nur bei einer bereits vorliegenden Erkrankung und ist kein Allheilmittel: Zwar weist Paxlovid eine hohe Effektivität auf, dennoch besteht trotz Medikamenteneinnahme stets ein Restrisiko eines schweren Verlaufs. Von daher wäre es gefährlich, eine Erkrankung leichtherzig in Kauf zu nehmen. Dazu kommt, dass man das Medikament rechtzeitig einnehmen muss, damit es wirkt, also möglichst kurz nach der Ansteckung. Häufig wissen PatientInnen aber erst nach einigen Tagen, ob sie infiziert sind. In diesen Fällen könnte es also bereits zu spät sein. Ich möchte Sie zudem darauf hinweisen, dass ExpertInnen davon ausgehen, dass die Corona-Pille die Wirksamkeit anderer Medikamente beeinträchtigen könnte. Gerade RisikopatientInnen und Menschen mit Vorerkrankungen sind jedoch häufig auf die Einnahme von anderen Medikamenten angewiesen. Zu weiteren Nebenwirkungen gehören Bluthochdruck, Muskelschmerzen und eine Beeinträchtigung des Geschmackssinns. Auch vor diesen möchte ich warnen. Dementgegen setzen die Impfstoffe bereits früher an und bieten guten Schutz vor einer Ansteckung. Im Falle eines Impfdurchbruches verhindern sie eine schwere Erkrankung. Darüber hinaus müssen wir davon ausgehen, dass Omikron nicht die letzte Variante sein wird. Es besteht das Risiko, dass die nächsten Mutationen noch ansteckender und ggf. auch wieder gefährlicher werden. Vor diesem Hintergrund begrüße ich die Ankündigungen der Hersteller BioNTech und Moderna, ihre Impfstoffe zeitnah anzupassen.                                                                                                                                                                                                                    

Medikamente dürfen die Impfstoffe deshalb nicht ersetzen. Sie können aber ein effektiver Zusatz im Falle einer Erkrankung sein. Nur mit einer hohen Impfquote wird es uns gelingen, eine Überlastung unseres Gesundheitssytems zu verhindern und besonders gefährdete Menschen in unserer Gesellschaft zu schützen. Vor diesem Hintergrund bin ich zum jetzigen Zeitpunkt für eine Impfpflicht, allerdings nur als letzte verbleibende Möglichkeit. Einer Debatte stehe ich offen gegenüber, sofern es andere wirksame Angebote geben wird, die pandemische Lage in absehbarer Zeit zu überwinden.                                                                                                                                                                                                               

Mit freundlichen Grüßen

Frank Schwabe

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