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Esra Limbacher
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Frage von Manfred W. •

Einsatz gegen Massenüberwachung privater Chatnachrichten?

Sehr geehrter Herr Limbacher,

was tun Sie für den Schutz der Grundrechte gegen eine geplante anlasslose Massenüberwachung privater Kommunikationswege, die unter dem Vorwand des Kinderschutzes auf EU-Ebene vorangetrieben wird?

Werden Sie sich dafür einsetzen, dass die Regierung der Bundesrepublik den Warnungen der Zivilgesellschaft Gehör schenkt, und das deutsche Veto gegen diese Totalüberwachungspläne aufrecht erhält?

Hintergründe:

Mitteilung von D64 (Netzpolitischer Verein, bei dem u.a. auch Lars Klingbeil Mitglied ist): https://d-64.org/20251002-pm-chatkontrolle/

Entwurf der dänischen Ratspräsidentschaft zum CSA: https://data.consilium.europa.eu/doc/document/ST-10131-2025-INIT/en/pdf

Statement des Chaos Computer Club: https://www.ccc.de/de/updates/2025/absage-chatkontrolle

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Antwort von SPD

Sehr geehrter Herr W.

vielen Dank für Ihr Schreiben, mit dem Sie sich gegen das Vorhaben der sogenannten Chatkontrolle aussprechen und mich, sowie das Parlament auffordern, dieses Vorhaben nicht zu unterstützen. 

Seit drei Jahren wird auf europäischer Ebene über das Vorhaben der EU-Kommission zur Bekämpfung von sexualisierter Gewalt gegen Kinder im digitalen Raum verhandelt. Der ursprüngliche Vorschlag der EU-Kommission sieht vor, Anbieter digitaler Dienste zu verpflichten, Kommunikationsinhalte – auch in verschlüsselter Kommunikation – auf Darstellungen sexualisierter Gewalt an Kindern zu überprüfen, bei Verdacht zu melden und entsprechende Inhalte zu entfernen. 

Der vorliegende Entwurf der dänischen Ratspräsidentschaft hält derzeit daran fest, anlasslose Scans von privaten Kommunikationsinhalten zu ermöglichen und eine wirksame Ende-zu-Ende-Verschlüsselung aufzubrechen. Daher ist dieser Entwurf aus unserer Sicht nicht zustimmungsfähig. 

Es ist gut, dass sich die Union endlich den Bedenken anschließt, die wir und unsere Justizministerin Stefanie Hubig von Anfang an hatten. 

Für uns bleibt der Koalitionsvertrag maßgeblich. Dort haben wir vereinbart, die Vertraulichkeit privater Kommunikation im Netz zu schützen. Die Bundesregierung wird auf europäischer Ebene auf dieser Grundlage verhandeln. 

Anlasslose Kommunikationsüberwachung muss in einem Rechtsstaat tabu sein. Der Staat darf Messenger auch nicht dazu zwingen, Nachrichten vor Versendung massenhaft mitzulesen. Solchen Vorschlägen wird Deutschland auf EU-Ebene nicht zustimmen.  

Die SPD-Bundestagsfraktion unterstützt das Anliegen, Missbrauchsdarstellungen wirksam zu bekämpfen – eine klare Rechtsgrundlage und ein koordiniertes europäisches Vorgehen sind dafür unabdingbar. Besonders sensibel ist der Teil des Vorschlags, der sich nicht nur auf öffentliche Plattformen, sondern auch auf private digitale Kommunikation bezieht – etwa Messenger oder E-Mail. Für uns ist klar: Der Schutz der Vertraulichkeit der Kommunikationsinhalte ist ein hohes Gut. 

Sexualisierte Gewalt an Kindern muss konsequent und effektiv verfolgt und noch andauernder Missbrauch verhindert werden. Die SPD-Bundestagsfraktion hat bereits in der letzten Legislaturperiode zu Beginn der Debatte um die Chatkontrolle umfangreiche Vorschläge erarbeitet, wie Kinder vor sexualisierter Gewalt besser geschützt werden können: 

https://www.spdfraktion.de/system/files/documents/position-kinder-vor-sexualisierter-gewalt-schuetzen.pdf 

Vielen Dank für Ihre Anfrage und Ihr Interesse an meiner Position!

Viele Grüße

Ihr

Esra Limbacher 

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