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Elisabeth Kaiser
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Frage von Juri M. •

Ostdeutsche sind ein Fünftel der Bevölkerung, im Kabinett aber nur 2 von 17 Ministern. Zeigt diese Unterrepräsentation nicht, dass ihre Interessen weiter zweitrangig behandelt werden?

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Sehr geehrter Herr M.,

vielen Dank für Ihre Frage. Zunächst möchte ich ergänzen, dass mit Reem Alabali Radovan eine weitere Ostdeutsche Mitglied der Bundesregierung ist. Zählt man die Staatsministerinnen (Kabinettrang) dazu, sind mit Frau Dr. Schenderlein und mir zwei weitere Ostdeutsche im Kabinett vertreten. Grundsätzlich stimme ich Ihnen zu, dass Repräsentation wichtig ist. Denn sie sorgt dafür, dass unterschiedliche Erfahrungen und Lebensrealitäten Gehör finden – und die hängen nun mal auch von der Herkunft ab. Wir haben in den letzten Jahrzehnten viel geschafft: Ostdeutsche sind heute in allen gesellschaftlichen Bereichen vertreten – in Wirtschaft, Kultur, Medien und Politik. Aber es gibt noch einiges zu tun. Erst kürzlich habe ich in meiner Funktion als Ostbeauftragte die Ergebnisse des sogenannten Elitenmonitors vorgestellt (https://www.ostbeauftragte.de/ostb-de/aktuelles/elitenmonitor-ostdeutsche-in-spitzenjobs-2348218). Das Forschungsprojekt zeigt: Der Anteil von Ostdeutschen in Führungspositionen steigt zwar leicht, aber in vielen Bereichen – vor allem in Wirtschaft und Kultur – ist er immer noch niedrig oder rückläufig. Das ist keineswegs eine Nebensächlichkeit. Menschen orientieren sich an Vorbildern – sie vermitteln Zugehörigkeit und Anerkennung. Wenn Personen mit ostdeutscher Biografie in Spitzenpositionen fehlen, entsteht leicht der Eindruck, dass die eigene Lebenswirklichkeit zu wenig vorkommt. Deshalb ist Repräsentanz kein Luxus, sondern eine Voraussetzung für Vertrauen in Politik und Institutionen. Gleichzeitig gilt: Politik muss die strukturellen Fragen angehen – faire Löhne, eine gute Daseinsvorsorge und Infrastruktur, gleichwertige Lebensverhältnisse. Da stellt sich weniger die Frage der Himmelsrichtung als die von Stadt und Land. Wichtig ist, den Blick für die Besonderheiten des Ostens zu behalten – aber nicht im Jammern zu verharren, sondern im Austausch zu bleiben. Nur so kommen wir gemeinsam weiter.

Mit freundlichen Grüßen

Elisabeth Kaiser MdB

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