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Daniela Ludwig
CSU
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Frage von Peter S. •

Frage an Daniela Ludwig von Peter S. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen

Hallo Frau Raab,

bitte nehmen Sie es mir nicht übel, aber Ihre Antwort wirkt auf mich 1. sehr frustrierend und 2. sehr polemisch.

Ich habe mich an keiner Stelle in meiner Frage gegen die wirksame Bekämpfung von Kinderpornografie ausgesprochen. Ich bin sogar sehr dafür, das wirksame Massnahmen getroffen werden. Aber davon kann ich (mit meinem Kenntnisstand) bei dieser Aktion absolut nicht sprechen. Ich würde mich wirklich gerne davon überzeugen lassen, dass ich hier falsch liege.
Zudem haben Sie auf keine meiner Fragen geantwortet. Somit muss ich davon ausgehen, dass Sie nicht wissen, was Sie antworten sollen oder aber dass Sie nicht möchten, dass ich diese Massnahmen verstehe.
Ersteres wäre nichts verwerfliches. Niemand kann alles wissen und das wird auch von niemanden verlangt. Aber man sollte auch nicht zu stolz sein, jemanden zu fragen, der sich damit auskennt - das mach ich auch so.
Nochmal kurz zu den vorrangegangenen Fragen 1-3 ich hätte wirklich gerne Ihre Meinung zu den einzelnen Punkten:

1. Ich habe diese Frage schon vielen Menschen gestellt. Niemand konnte mir bisher eine Stichhaltige Antwort geben. Auf einige Antworten warte ich noch. Von daher kann ich dieses Vorgehen einfach nicht verstehen.
Diese leidige Diskussion würde doch dadurch überflüssig.

2. Ich bin in der IT-Branche tätig und niemand kann mir sagen, wie ich mich verhalten soll. Wie kann ich verhindern ungewollt straffällig zu werden? Oder soll ich jetzt den Job wechseln?

3. Stichwort CareChild. Das ist frustrierend und sollte es auch für Sie sein. Sollte ich einmal auf eine KiPo-Seite stossen, werde ich erst eine Mail an den Provider schreiben bevor ich die Behörden informiere. Find ich nicht gut, funktioniert aber anscheinend.

Mit freundlichen Grüßen
Peter Strauß

Anm.:
Nach meinem Stand ist es im Gegensatz zu Ihrer Aussage so, dass bereits ein berechtigter Anfangsverdacht besteht und somit eine Hausdurchsuchung gerechtfertigt ist, sobald ich auf einer Stoppseite lande. Nicht erst, wenn ich diese umgehe.

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Antwort von
CSU

Sehr geehrter Herr Strauß,

zunächst möchte ich Ihnen, wie auch allen weiteren Interessenten dieses Themas, versichern, dass ich den Gesetzentwurf zur Bekämpfung der Kinderpornographie im Internet mit der gebotenen Sorgfalt und Sensibilität behandele.

Dies ist bei diesem Thema allerdings nicht immer der Fall, wie auch die Diskussion hier auf Abgeordnetenwatch zeigt. Ich habe eine Meinung, die von einer Vielzahl von Menschen geteilt wird und stehe auch dazu. Dennoch erlebe ich, genau wie auch viele meiner Kollegen, immer wieder, dass nicht nur bei dieser Diskussion, berechtigte Anliegen und ungerechtfertigte Ängste fälschlich miteinander verwoben werden.

Bitte gestatten Sie mir hierzu daher einige Ausführungen, die auch die Meinung der CDU/CSU-Bundestagsfraktion widerspiegelt und ganz klar auch meine persönliche Meinung ist:

Kinderpornographie ist ein abscheuliches Verbrechen. Kinder werden missbraucht und anschließend wird der Missbrauch auch noch vermarktet und damit Geld verdient oder – was genauso schlimm ist – getauscht. Dabei werden die Opfer immer jünger; betroffen sind auch kleine, ja sogar kleinste Kinder. Da packt alle das kalte Grauen. Selbstverständlich muss man diese Verbrechen an der Wurzel bekämpfen, die Kriminellen ergreifen und ihrem Tun ein Ende setzen.

Bei der Kinderpornographie geht es rechtlich grundsätzlich um zwei Komplexe:

Zum einen bedroht § 184b des Strafgesetzbuches (Verbreitung, Erwerb und Besitz kinderpornographischer Schriften) all diejenigen mit Strafe,

* die kinderpornographische Schriften, wozu auch Ton- und Bildträger sowie Datenspeicher gehören, verbreiten,
* solche Schriften öffentlich ausstellen, anschlagen, vorführen oder sonst zugänglich machen oder
* die diese Machwerke herstellen, beziehen, liefern, vorrätig halten, anbieten, ankündigen, anpreisen, einzuführen oder auszuführen unternehmen.

Dies sind – grosso modo – diejenigen, die kinderpornographische Inhalte ins Netz stellen. Hier genügt oft ein Hinweis an die Betreiber der Server, um dem Spuk ein Ende zu bereiten. In manchen Ländern allerdings bleibt dies leider fruchtlos.

Gemäß § 184b des Strafgesetzbuches gilt grundsätzlich aber auch, dass sich strafbar macht, wer es unternimmt, sich kinderpornographische Schriften – dazu gehören auch Dateien und das Betrachten von Bildern im Netz – zu verschaffen. Der Bundesgerichtshof hat dies folgendermaßen präzisiert: „Auch mit der bloßen Speicherung solcher Dateien im Cache-Speicher eines PC-Systems erlangt dessen Benutzer Besitz, weil es ihm möglich ist, jederzeit diese Dateien wieder aufzurufen, solange sie nicht manuell oder systembedingt automatisch gelöscht wurden" (BGH 1 StR 430/06 - Beschluss vom 10.10.2006). Entsprechend ist die Sperrung einer derartigen Seite als die Verhinderung einer Straftat zu qualifizieren. Dies unterscheidet diesen Fall z.B. von dem der Sperrung einer Seite, die vielleicht einen strafwürdigen Inhalt hat, wo es aber nicht strafbar ist, sie sich zu verschaffen.

Für die CDU/CSU-Bundestagsfraktion ist es unerträglich, dass wir in Deutschland bisher noch nicht umfassend gegen die in der zweiten Alternative genannte Beschaffung von kinderpornographischen Schriften vorgegangen sind. Die Bundesregierung hat darüber unter Federführung der BM’in Dr. von der Leyen in den letzten Wochen und Monaten intensive Gespräche und Verhandlungen mit der betroffenen Wirtschaft geführt. Dabei sind zwei Dinge deutlich geworden: Erstens sind die Access-Provider dazu bereit, den Zugang zu kinderpornographischen Inhalten zu erschweren und so die Beschaffungskriminalität einzudämmen. Fünf große Unternehmen haben sich inzwischen auf vertraglicher Basis dazu verpflichtet. Und zweitens brauchen wir eine gesetzliche Regelung. Lassen Sie mich deren wichtigste Punkte hervorheben:

* Alle großen Internetzugangsanbieter werden verpflichtet, durch geeignete technische Maßnahmen den Zugang zu kinderpornographischen Inhalten zu erschweren. Basis sind täglich aktualisierte Sperrlisten des Bundeskriminalamts.
* Aus präventiven Gründen wird gegenüber den betroffenen Nutzern über eine Stopp-Meldung klargestellt, warum der Zugang zu einem kinderpornographischen Angebot erschwert wird.
* Die Zugangsanbieter haften nur, wenn und soweit sie die Sperrliste des Bundeskriminalamts nicht ordnungsgemäß umsetzen. Die anfallenden Daten können für die Strafverfolgung genutzt werden, soweit die gesetzlichen Voraussetzungen hierfür vorliegen.
* Da mit den Regelungen gesetzgeberisches Neuland betreten wird, sollen sie innerhalb von zwei Jahren nach Inkrafttreten evaluiert werden.

Besonders wichtig ist mir, klar zu stellen, dass es sich bei der genannten Sperrliste und bei der Verpflichtung der Internet Provider, die auf dieser Liste enthaltenen Internet-Seiten zu sperren, eben nicht um eine Zensur des Internets handelt, bei der der Staat – aus welchen Gründen auch immer – einige Internetseiten sperren lässt, um seine Bürgerinnen und Bürgern mehr oder weniger willkürlich an der Nutzung des Internets zu hindern. Läge die Sache so, würde ich Ihre Bedenken – insbesondere hinsichtlich der Zusammenstellung der Sperrliste und ihrer Überprüfung – uneingeschränkt teilen und den Gesetzentwurf nicht unterstützen. Die Sache liegt aber anders, denn hier geht es um die Verhinderung von Straftaten gem. § 184b des Strafgesetzbuches.

In der öffentlichen Diskussion ist leider bisher nicht ausreichend verdeutlicht worden, dass die Einschränkungen des Zugangs und die Strafverfolgung sich nur auf die besondere Struktur des § 184b des Strafgesetzbuches beziehen, d.h. – wie schon oben gesagt – auf die Verschaffung der Kinderpornographie. Es ist nicht daran gedacht, ähnliche Maßnahmen auch bei anderen Rechtsverletzungen zu ergreifen, bei denen z.B. das Betrachten der Seite straflos ist und eine weitere Handlung – möglicherweise ein Download einer Datei – hinzutreten muss, um ein Rechtsgut zu verletzen.

Insofern bin ich fest davon überzeugt, dass dieses Gesetzesvorhaben die Grundrechte der Bürger nicht tangieren wird.

Es ist sehr schwer, konkret quantitativ zu beurteilen, ob und inwiefern dieses Gesetz den Konsum von Kinderpornographie und die Produktion von Kinderpornographie verhindert oder erschwert. Eine Patentlösung wird es nicht geben. Dies sollte uns aber nicht daran hindern, Maßnahmen zu ergreifen, die zumindest einige Straftaten verhindern. Das ist nicht perfekt, aber besser, als den Kopf in den Sand zu stecken.

Mir ist klar, dass das Gesetz kein Allheilmittel ist. Aber es ist ein weiterer Baustein in unserer Gesamtstrategie, die Kinder zu schützen und den Markt für Kinderpornographie soweit es geht auszutrocknen. Jetzt ist es Zeit, entschlossen handeln. Denn uns alle eint das Ziel: Mehr Schutz für Kinder.

Mit freundlichen Grüßen

Daniela Raab, MdB

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