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Daniel Rinkert
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Frage von Holger G. •

Wie ist denn die aktuelle wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland ? Entwicklung BIP / Exporte / Produktion / Zu-/Abfluss Kapital

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Vielen Dank für Ihre Anfrage vom 07. Juli 2023, auf welche ich Ihnen gerne antworte.

Die deutsche Wirtschaft befindet sich derzeit in schwierigem Fahrwasser. Die reale Wertschöpfung legte zwar im ersten Quartal um 0,9 % gegenüber dem Vorquartal zu; allerdings lag das Bruttoinlandsprodukt preis-, saison- und kalenderbereinigt um 0,3 % unter dem Vorquartalsniveau. Grund hierfür sind die zum Jahresbeginn 2023 abgenommenen privaten (-1,2 %) und staatlichen Konsumausgaben (-4,9 %). Auch Sonderentwicklungen infolge der umfangreichen staatlichen Stabilisierungs- und Unterstützungsmaßnahmen sind als ursächlich anzusehen. Die Belastungen aus den Energiepreissteigerungen, der weltwirtschaftlichen Schwäche und den ungünstigeren Finanzierungsbedingungen wirken zudem noch nach und verzögern die erwartete konjunkturelle Erholung. Positive Impulse kamen dagegen von den Investitionen und den Exporten.

Als Beispiele für diese großen Investitionen speziell in dem so wichtigen Sektor der Chipherstellung möchte ich hier nur stellvertretend die Ansiedlungen von Intel in Magdeburg oder Infineon in Dresden nennen.

Nach einem merklichen Rücksetzer im März ließen sich im April vom Außenhandel wieder verhaltene Wachstumsimpulse verzeichnen. So haben die Ausfuhren von Waren und Dienstleistungen zuletzt wieder etwas zugenommen. Die Einfuhren von Waren und Dienstleistungen indes waren im April erneut rückläufig. Aufgrund der gegenläufigen Entwicklungen von Aus- und Einfuhren erhöhte sich der Überschuss in der Handelsbilanz. Die Exporterwartungen in den Unternehmen trübten sich im Mai aber etwas ein. Konkret sind die Exporte im Mai kalender- und saisonbereinigt um 0,1 % gegenüber dem Vormonat gesunken. Die Importe lassen einen Anstieg um 1,7 % verzeichnen. Finanziell betrachtet belief sich der Handel mit Waren und Dienstleistungen (Saldo) auf 13,2 Mrd. Euro im 1. Quartal 2023.

Speziell die Exportaussichten hängen maßgeblich mit der weltweiten wirtschaftlichen Situation zusammen. Immer noch sind dort die Folgen der Corona-Pandemie sowie der gestörten Lieferketten zu spüren.

Deutschland befindet sich definitionsgemäß in einer „technischen“ Rezession. Von einer „ökonomischen“ Rezession mit einem länger anhaltenden tiefen Einbruch des Bruttoinlandsprodukts (BIP) ist zurzeit jedoch nicht auszugehen. Vielmehr lag die Kapazitätsauslastung im verarbeitenden Gewerbe im ersten Quartal nach Angaben des ifo Instituts über dem langjährigen Mittelwert, die Beschäftigung nahm im Vorquartalsvergleich um 0,3 % zu und die Investitionstätigkeit stieg preis-, saison- und kalenderbereinigt mit +3,0 % kräftig.

In der Industrie blieb die Produktion im April nahezu unverändert (+0,1 %), nachdem sie im März deutlich gesunken war. Die Auftragseingänge hingegen sind erneut zurückgegangen, aber anders als im Vormonat nur leicht (- 0,4 %). Die Stimmung in den Unternehmen erhielt im Mai nach sechs Anstiegen in Folge zwar einen Dämpfer, war aber per Saldo immer noch leicht positiv. Vor diesem Hintergrund ist zunächst nur von einer verhaltenen Erholung der Industriekonjunktur auszugehen.

Auch wenn die aktuellen Konjunkturindikatoren noch nicht auf eine spürbare Belebung im zweiten Quartal hindeuten, ist vor dem Hintergrund der rückläufigen Preise auf den globalen Energiemärkten, einer weiter nachlassenden Inflationsdynamik, höheren Lohnabschlüssen und einer erwarteten weltwirtschaftlichen Belebung von einer moderaten konjunkturellen Erholung der deutschen Wirtschaft im weiteren Jahresverlauf auszugehen.

Mit freundlichen Grüßen

Daniel Rinkert

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