Damiano Valgolio
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DIE LINKE
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Frage von Norbert S. •

Soziale Gerechtigkeit Die Linke will eine ausbeutungsfreie Gesellschaft, welche sie demokrat. Sozialismus nennt. Haben sie eine Begriffsdefinition von Ausbeutung und von deren Größen für Berlin?

Es gibt bisher von Seiten der Linken keine Begriffsdefinition von Ausbeutung und auch keine Aufstellung wie viel Ausbeutung es gibt.
Wie will die Linke zur einer ausbeutungsfreien Gesellschaft bzw. politischen Mehrheiten dafür kommen, wenn sie den Menschen nicht erklären kann, was sie davon haben bzw. was es konkret für Berlin bedeutet?
Wie viel Geld geht den Menschen verloren, welche Arbeits- und Lebenszeit müssen die Menschen dafür aufwenden? Wie hoch ist der Resourcenverbrauch dafür?
Wieso kommt in Wahlprogrammen von Kommunal-, Landtags- und Bundestagswahlen die Begriffe Ausbeutung und Umverteilung nicht vor, obwohl dies ja in jedem Dorf, in jeder Stadt, in jeden Landkreis und in jeden Bundesland tagtäglich stattfindet?

Wie ist ihre Einschätzung dazu?
Für mich sind z.B. „leistungslose Einkommen“ Ausbeutung, weil der erzielte Gewinn/Reichtumszuwachs ohne persönliches Risiko bzw. eigene Arbeit entsteht.
Monopolgewinne/Ausbeutung z.B. d. Immobilien- und Bodenspekulation u.v.a.

Damiano Valgolio
Antwort von
DIE LINKE

Sehr geehrter Herr S.

 

Ausbeutung und ausbeuterische Prozesse wie sie Karl Marx und Friedrichs Engels beschrieben haben sind in einer kapitalistischen Gesellschaft in der Tat allgegenwärtig. Die von Ihnen genannten Bereiche der Immobilien- und Bodenspekulation sind da nur ein Teilbereich.

Die fatalen Auswirkungen auf Mensch und Natur sind jedoch unübersehbar und allgegenwärtig. Miese Löhne, menschenunwürdige Arbeitsbedingungen, leergefischte Meere oder grausige Bedingungen für Tiere in der Landwirtschaft sind nur einige wenige Beispiele. Als Linker lehne ich solche Zustände ab.

Besonders ärgert mich, dass es diese Zustände nicht geben müsste. Es sind genügend Ressourcen da, doch sie sind ungleich verteilt. Während beispielsweise in der Corona-Pandemie die meisten Menschen den Gürtel enger schnallen mussten, konnten die 10 reichsten Deutschen ihre Milliardenvermögen vervielfachen. Das reichste Prozent der Bevölkerung in Deutschland besitzt über die Hälfte der Vermögen hierzulande. Ich empfinde das als zutiefst ungerecht. Da es in Deutschland keine nennenswerte Anwendung einer Erbschaftssteuer oder gar einer Vermögenssteuer gibt zementieren sich diese Verhältnisse in der BRD sogar noch weiter.

Jedoch muss ich Ihnen an einer Stelle widersprechen. Die allgegenwärtige Ausbeutung und ihre Erscheinungsformen hierzulande werden von der Linken in ihren Wahlprogrammen durchaus thematisiert. Im Programm zur Bundestagswahl 2021 findet sich der Begriff 19 Mal. Auch im Programm zur Landtagswahl in Berlin wurden durch meinen Landesverband ausbeuterische Prozesse thematisiert. So fordern wir ganz akut die Wiedereinführung einer Erbschafts- und Vermögenssteuer, um dem Prozess der Umverteilung von Unten nach Oben was entgegenzusetzen.

Auch auf bildungspolitischer Ebene ist meine Partei aktiv. Die Rosa Luxemburg Stiftung als parteinahe Stiftung publiziert regelmäßig zur kapitalistischen Ausbeutung auf globaler und regionaler Ebene und bietet darüber hinaus verschiedene Diskussions- und Informationsveranstaltungen an.

 

Mit freundlichen Grüßen

Damiano Valgolio

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