Wofür benötigen wir in Deutschland zahllose gesetzliche Krankenkassen, deren Vorstände im Zweifel dann noch mehr verdienen als der Bundeskanzler?

Sehr geehrter Herr S.,
haben Sie vielen Dank für Ihre berechtigte Frage – sie berührt einen Punkt, über den wir in der Gesundheitspolitik tatsächlich intensiv diskutieren müssen.
Die Vielzahl gesetzlicher Krankenkassen in Deutschland ist historisch gewachsen – viele von ihnen sind aus Betriebs- oder Innungskrankenkassen hervorgegangen und spiegeln eine lange Tradition der Selbstverwaltung. Wettbewerb sollte ursprünglich für bessere Leistungen, Servicequalität und Beitragsstabilität sorgen.
In der Praxis aber zeigt sich zunehmend: Diese Struktur bringt auch erhebliche Ineffizienzen mit sich – etwa durch doppelte Verwaltungsstrukturen, kostspieliges Marketing und hohe Vorstandsgehälter. Ich sehe deshalb keinen Bedarf an über 90 gesetzlichen Krankenkassen mit teils identischem Leistungsprofil.
Deshalb setze ich mich für eine strukturelle Konsolidierung ein – nicht auf dem Rücken der Versicherten, sondern mit dem Ziel, Verwaltungskosten zu senken und Ressourcen effizienter in die Versorgung zu lenken. Schon heute hat das GKV-Finanzstabilisierungsgesetz, das wir im Bundestag beschlossen haben, den Fusionsdruck erhöht und bereits zu ersten Zusammenschlüssen geführt. Diesen Weg müssen wir konsequent weitergehen.
Was die Gehälter von Kassen-Vorständen betrifft: Hier braucht es mehr Transparenz und verbindliche Obergrenzen. Es ist aus meiner Sicht nicht vermittelbar, dass Führungskräfte öffentlich-rechtlicher Körperschaften mehr verdienen als Mitglieder der Bundesregierung – das schadet nicht nur dem Vertrauen, sondern auch der Akzeptanz des gesamten Systems.
Ich werde mich daher weiterhin dafür einsetzen, dass wir eine moderne, effizient organisierte und solidarisch finanzierte GKV-Struktur schaffen – die dem Anspruch gerecht wird, für alle da zu sein, statt sich im Verwaltungswettbewerb zu verlieren.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Christos Pantazis, MdB