Sie fordern laut Medien eine drastische Erhöhung der Beitragsgrenzen für die gesetzliche Krankenkasse: Wie sind denn Sie versichert? Wieviel zahlen Sie monatlich? Wieso nicht zuerst Kosteneffizienz?
Sehr geehrter Herr Dr. Pantazis,
vielen Dank für Ihr Engagement als Abgeordneter einer demokratischen Partei. Ich bin mir bewusst, dass Sie als Arzt im Zweifel mehr verdienen könnten!
Ehrlich gesagt, finde ich meine Krankenkassenbeiträge als "freiwillig" gesetzlich Versicherter ziemlich hoch. Meine Kasse bucht mir monatlich mehr als 1.200 Euro für GKV und GPV ab. Dabei warte ich auf Facharzttermine z.T. ein Jahr. Und wenn ich ein mehr als nur medizinisches Standardanliegen habe, hilft nach meiner Erfahrung nur der Gang als Selbstzahler in eine reine Privatpraxis.
Gerne wäre ich dem Rat meiner befreundeten Ärzte (auch Ihrer Partei) gefolgt und hätte mich privat versichert. Aber zuerst wurde mein Bildungswille als Arbeiterkind mit einer halben Uni-Stelle "belohnt", dann setzte die erste Merkel-Kroko die Frist für die freiwillige Versicherung auf drei Jahre hoch, dann wurde mein Vater unheilbar krebskrank, was mich in die 75%-Teilzeit zwang ... und dann war ich zu alt zum Wechseln.

Sehr geehrter Herr S.,
vielen Dank für Ihre sehr persönliche und zugleich differenzierte Nachricht. Ihre Schilderung macht deutlich, wie stark biografische Lebensentscheidungen, gesellschaftliche Rahmenbedingungen und gesundheitspolitische Strukturen ineinandergreifen – und wie wichtig es ist, dass wir unser solidarisches Gesundheitssystem an den Realitäten der Menschen ausrichten.
Sie sprechen einen berechtigten Punkt an: die als hoch empfundenen Beiträge in der freiwilligen GKV, lange Wartezeiten, das Gefühl mangelnder Leistungsäquivalenz. Genau deshalb ist es mir ein Anliegen, nicht an Symptomen herumzudoktern, sondern strukturelle Veränderungen einzuleiten – mit Augenmaß und Gerechtigkeit als Maßstab.
Ich habe deshalb einen umfassenden Maßnahmenkatalog zur Stabilisierung der GKV vorgeschlagen. Dazu gehören:
- die Anhebung der Beitragsbemessungsgrenze, damit hohe Einkommen ihren fairen Anteil leisten,
- die Anhebung der Versicherungspflichtgrenze, um das Solidarsystem wieder zu verbreitern und Abwanderungseffekte zu reduzieren,
- die vollständige Steuerfinanzierung versicherungsfremder Leistungen, etwa für Bürgergeldempfänger oder Geflüchtete – denn diese Leistungen sind staatliche Aufgaben, keine der Beitragszahlerinnen und -zahler,
- sowie strukturelle Reformen, z. B. über die Krankenhausreform, an der ich als Berichterstatter federführend beteiligt bin – um Versorgung effizienter, zielgenauer und qualitativ hochwertiger zu organisieren.
Dass die Bild-Zeitung nun aus diesem ausgewogenen Maßnahmenpaket ausschließlich die Beitragsbemessungsgrenze herausgreift, um gezielt Stimmung zu machen, überrascht mich leider nicht. Aber wir sollten uns davon nicht beirren lassen. Die Herausforderungen, vor denen wir stehen, sind real: die demografische Entwicklung, medizinischer Fortschritt, steigende Versorgungskosten. Diese Entwicklungen lassen sich nicht wegrechnen – sie verlangen verantwortungsvolle, vorausschauende Politik.
Deshalb halte ich Kurs – für eine solidarisch finanzierte, verlässliche und gerechte gesetzliche Krankenversicherung, die auch morgen noch allen Menschen in unserem Land zur Verfügung steht.
Und noch ein Wort zum Schluss: Von diesen Vorschlägen wäre ich selbstverständlich auch selbst betroffen. Ich fordere nichts, was ich nicht bereit bin, selbst mitzutragen. Denn politische Glaubwürdigkeit misst sich daran, ob man bereit ist, Verantwortung nicht nur für andere, sondern auch für sich selbst zu übernehmen.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Christos Pantazis, MdB