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Frage von Gerd A. •

Frage an Cem Özdemir von Gerd A. bezüglich Familie

Sehr geehrter Herr Özdemir,

in der FAZ vom 30. Juni 2008 lese ich unter der Überschrift "Özdemir: Schwarz-Grün hat kaum Chancen": "... oder ist es die CSU, die die Herdprämie macht und die Mütter wieder zu Hause lassen möchte?"

Ich frage Sie nun, was so verwerflich daran ist, wenn sich eine Mutter dafür entscheidet, zu Hause zu bleiben, um ihr Kind selbst zu erziehen, um für es zu sorgen und um ihm die Geborgenheit zu vermitteln, auf die es einen Anspruch hat?

Ich gehe davon aus, daß es nicht nur die Aufgabe einer Frau ist, Kinder zu gebären und sie dann von Dritten erziehen zu lassen. Ihre Aufgabe ist auch, persönlich für ihre Kinder zu sorgen, wenn es ihre Umstände erlauben. Es sind schließlich ihre Kinder und nicht die Kinder irgendwelcher öffentlicher Institutionen. Diese Institutionen haben ihre Berechtigung und sind eine gute Hilfe, wenn eine Mutter zum Beispiel berufstätig sein muß. Aber grundsätzlich können sie nie ein wirklicher Mutterersatz sein.

Ich bitte hierzu ihre Stellungnahme und bedanke mich dafür im voraus.

Mit freundlichen Grüßen
Gerd M. Amelong

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Antwort von
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Sehr geehrter Herr Amelong,

die Herdprämie bietet gerade jenen Familien einen Anreiz, ein Förderangebot in der Kita nicht wahrzunehmen, deren Kinder am meisten davon profitieren würden. Es besteht die Gefahr, das gerade bildungsferne und einkommensschwache Familien sich eher für die Geldleistung als eine frühe und qualitativ hochwertige Förderung ihrer Kinder entscheiden. In Deutschland hängt der Schulerfolg eines Kindes besonders stark von der familiären bzw. sozialen Herkunft ab. Auch deshalb ist - neben weiteren bildungspolitischen Maßnahmen - der qualitative und quantitative Ausbau der frühkindlichen Förderung von so großer Bedeutung. Hinzu kommt, dass dieser Ausbau die Vereinbarkeit von Familie und Beruf erleichtern soll, was für viele Eltern und vor allem Alleinerziehende eine tägliche Herausforderung darstellt. Die Mittel müssen deshalb in die Infrastruktur investiert werden - und nicht in eine Herdprämie.

Mit freundlichen Grüßen
Cem Özdemir

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