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Carsten Werner
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Frage von Nikolai D. •

Frage an Carsten Werner von Nikolai D. bezüglich Kultur

Sehr geehrter Herr Werner,

als Kulturpolitiker frage ich Sie: Welche Möglichkeiten sehen Sie, die Einkünfte von freischaffenden Künstlern und Künstlerinnen - nicht nur in der bildenden Kunst, sondern auch in der Literatur, in den Theatergruppen und Tanzensembles sowie in der kulturellen Bildung - zu verbessern? Diese bewegen sich meistens unter der Armutsgrenze und werden vom Mindestlohn meines Wissens nicht erfasst, weil sie nur in begrenzten Projekt- oder Werkverträgen ausgezahlt werden.

Wie wollen Sie gewährleisten, dass Erhöhungen der Kulturförderung auch bei den auftretenden und produzierenden Künstlern selbst ankommen?

Mit freundlichen Grüßen,
N. D.

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Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Sehr geehrter Herr D.,

Sie beschreiben eine Problemlage, die in der Tat in der Natur der Projektarbeit liegt. Ich bemühe mich in zahlreichen Gesprächen mit Kultureinrichtungen und auch auf bundespolitischer Ebene, dem berechtigten Interesse von freien Künstlern und Künstlerinnen nach einer auskömmlichen Bezahlung Rechnung zu tragen. Gerade im kulturellen Bereich sind aber die Abgrenzungen zwischen einer beruflichen, wirtschaftlichen Tätigkeit und einem Hobby - und vielen weiteren Wirtschaftsformen: Ehrenamtlichkeit, Auftragsarbeit, befristete Anstellungen, Saisonarbeit, Aus- und Weiterbildung, Recherche- und Konzeptphasen etc. ... - schwierig, oft fließend und auch kombiniert oder ineinander übergehend. Daher gibt es hier keine einfache Lösung. Selbst die Fassung und Kontrolle von Werkverträgen ist im kulturellen Bereich alles andere als einfach. Sie soll ja auch nicht die Flexibilität und Kreativität (oder die Realisierung) künstlerischer Ideen und Vorhaben bremsen oder blockieren.

Ich finde es daher gut, hilfreich und auch dringend geboten, dass Interessenvertretungen, Verbände oder größere Einrichtungen Mindestgagen und -honorare kommunizieren, durch- und umsetzen. Daran können und müssen sich dann andere Einrichtungen und Auftraggeber, und auch die Politik orientieren.

Meiner Ansicht nach müssen wir im Bereich der kulturellen Bildung und auch der Stadtentwicklung in den nächsten Jahren zu klareren Standards für die Leistungen von KünstlerInnen und Kulturschaffenden kommen - sachlich-fachlich ebenso wie sozial und finanziell. Kultur bekommt im Rahmen der Ganztagsbetreuung in Kitas und Schulen eine zunehmende Bedeutung, eine ähnliche Entwicklung gibt es in der integrierten Stadtentwicklung: Hier darf Selbstausbeutung nicht zum Prinzip und nicht zum staatlichen Auftrag werden! Das gilt natürlich auch für die staatlichen Musik- und Volkshochschulen.

Die Grünen befürworten eine vereinfachte Anerkennung durch die Behörden von Saisonarbeit und befristeter Anstellungen von freien KünstlerInnen. Und wir setzen uns sehr für den Erhalt und die Weiterentwicklung der Künstlersozialkasse ein.

Ich persönlich finde ein weiteres Nachdenken über die Ideen für ein bedingungsloses Grundeinkommen hochinteressant - gerade Kunst, Kultur, Soziales und Kreativwirtschaft sind Bereiche, die dabei ihre Erfahrungen und Probleme gut einbringen können. Das Thema kann aber hier kein Wahlkampfversprechen sein - von einer Realisierung und auch nur Erprobung sind wir noch weit entfernt; dafür gibt es (noch) keine Mehrheiten in meiner Partei und in allen anderen Parteien. Dennoch halte ich die Diskussion und weitere Lobbyarbeit für diese Idee für wichtig.

Dass und wie "Erhöhungen der Kulturförderung auch bei den auftretenden und produzierenden Künstlern selbst ankommen", scheint mir - gerade mit dem relativierenden Wörtchen "auch" - eine legitime Forderung und Folgerung aus der Kulturförderung zu sein. Allerdings gibt es aufgrund der Haushaltslage in Bremen ja äußerst selten überhaupt eine Erhöhung von Förderungen- insofern scheint mir das eine eher theoretische Frage zu sein? Grundsätzlich ist mein Eindruck von den Bremer Kultureinrichtungen, dass diese, wenn nötig, gerade nicht bei den Kreativen sparen, sondern eher in den Verwaltungs- und Infrastrukturen. - Wenn Sie aber einen konkreten Fall vor Augen haben, lassen Sie mich den gerne in einer persönlichen Mail wissen. Meine Mailadresse ist carsten.werner@gruene-bremen.de

Mit freundlichen Grüßen,
Ihr
Carsten Werner