Carsten Labudda
DIE LINKE
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Frage von Ruth T. •

Frage an Carsten Labudda von Ruth T. bezüglich Familie

Sehr geehrter Herr Labudda,

vielen Dank für die Antwort. Noch eine Frage habe ich. Aber vorher das mit der Schnellpresse:
Mein Mann schafft doch als Industriemechaniker bei den Heidelberger Druckmaschinen (im Werk Wiesloch). Beinahe wäre er entlassen worden. Aber weil er verheiratet ist und wir zwei Kinder habe, nicht. Aber ein paar tausend sind herausgeschmissen worden.
Das finden wir nicht sozial. Das gehört verboten.
Tut das die Linke Partei verbieten?
Und jetzt noch die Frage:
Wäre es nicht besser gewesen, wenn die Mauer stehen geblieben wäre?

mit freundlichen Grüßen
Ruth Teibold-Wagner (Handschuhsheim)

Antwort von
DIE LINKE

Sehr geehrte Frau Treibold-Wagner,

Zunächst zu den Entlassungen: In einer kapitalistischen Wirtschaftsordnung wird es sich nicht verbieten lassen, dass Unternehmen Mitarbeiter rausschmeißen. Anderenfalls argumentierten die Arbeitgeber ja sofort damit, dass sonst die Betriebe komplett pleite gehen würden, wenn sie mehr Leute bezahlen als sie sich leisten können. Worauf wir bei der Linkspartei allerdings hinarbeiten wollen, ist eine allgemeine Verringerung der Arbeitszeiten. Wir halten es für besser, wenn die vorhandene Arbeit auf mehr Schultern verteilt wird, als wenn immer weniger Menschen sich immer mehr kaputt schuften müssen. Für die konkrete Umsetzung dieser Idee werben wir auch bei den autonomen Tarifparteien, also den Betriebsräten, Gewerkschaften und Unternehmern.

Ihre andere Frage möchte ich mit "nein" beantworten. Vor 16 Jahren hätte ich vermutlich noch zugestimmt, dass es besser sei, die Mauer zu lassen. Als ich geboren wurde, da stand die Mauer schon 14 Jahre, und für mich war die Existenz von BRD und DDR völlig normal. Aber es ist doch wirklich ein Unding, 17 Millionen Menschen eingemauert zu lassen! Jeder Mensch soll in Freiheit leben können.

Was hingegen bis heute auf meine Kritik und die Kritik der Linkspartei stößt, ist die Art und Weise, wie der Anschluss der DDR vollzogen wurde. Oskar Lafontaine (damals SPD) und Hans Modrow (PDS) waren damals ehrlich. Sie haben Willy Brandt verstanden, der sagte: "Es muss zusammen wachsen, was zusammen gehört." Von "zusammen nageln" war nicht die Rede. Mit der überschnellen Vereinigung, mit der Helmut Kohl zum "Kanzler der Einheit" werden wollte, wurden die Chancen und Potentiale der neuen Bundesländer großenteils vernichtet und so von immensen Transferleistungen aus den alten Bundesländern abhängig gemacht. Am 01. Juli 1990 wurde in der DDR die D-Mark als alleiniges Zahlunsmittel eingeführt. Damit gingen von heute auf morgen sämtliche Exportmärkte der ostdeutschen Wirtschaft verloren. Die Russen hatten ja ihre importierten Schiffe immer in "Transfer-Rubeln" bezahlt. D-Mark hatten sie nicht. Damit wurde durch diese übereilte Währungsunion die De-Industrialisierung des Ostens besiegelt, an deren Folgen wir heute noch zu knabbern haben.

Aber, liebe Frau Treibold-Wagner, ich möchte unbedingt darum bitten, deshalb nicht einen Keil zwischen Ost- und Westdeutsche treiben zu lassen. Immer wieder erleben wir, wie Spannungslinien zwischen Ost und West, zwischen Erwerbstätigen und Erwerbslosen, Deutschen und Nicht-Deutschen, Alten und Jungen errichtet werden sollen. Immer werden dabei Menschen gegeneinander aufgebracht, die nicht viel haben. Die Folge ist, dass die Oberen Zehntausend lächelnd diesem Schauspiel folgen können und ihre Interessen am Ende durchgesetzt werden. Die Trennungslinie in der Gesellschaft verläuft aber nicht zwischen unten und unten, sondern zwischen oben und unten. Deshalb bin ich froh, dass heute Ost- und Westdeutsche gemeinsam durch die Wahl der Linkspartei zeigen, dass sie ihre gemeinsamen Interessen endlich im Bundestag vertreten sehen wollen.

Liebe Grüße,
Ihr Carsten Labudda